Page 27 - Taxikurier Januar 2020
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18. Oktober 1934 benannt er die Tucheler   1913 die mehr oder weniger ernst zu neh-  Manresastraße
           Straße in Denning in Friedrich-Eckart-   mende Kritik zur Kenntnis nehmen: „Liest
           Straße um.  Damit befand sich die Firma   man noch den inhaltslosen  Namen einer   In Untermenzing liegt die Manresastraße
           Eckart in passender Nachbarschaft von   Motorstraße in Milbertshofen, dann kann   in ihrem verdienten Dornröschen-Schlaf,
           Straßen nach Deutschen, die in den ge-  man es keinem arglosen Gemüt verübeln,   interessant allerdings ist die Entstehungs-
           nannten Kolonien des Deutschen Kaiser-  wenn es den Straßengelehrten auch eine   geschichte dieses Namens. Untermenzing
           reiches (1871–1918) ihr verbrecherisches   Benzin- und Pneumatikstraße zutraut.“   wurde erst am 1. Dezember 1938 nach
           Unwesen getrieben hatten, nämlich Rudolf   Dies hat sich später offenbar auch der   München eingemeindet und am 18. Novem-
           von Benningsen, Hans Dominik, Emin Pa-    Autor Hans Dollinger zu Herzen genommen,   ber 1925 wandte sich die Gemeinschaft
           scha (eigentlich Eduard Schnitzer), Gerhard   der das Buch „Die Münchner Straßenna-  „Instauratio“, eine christlich-katholische
           Rohlfs sowie Hermann von Wißmann. Die   men“ geschrieben hat. Dieses weithin   Basis-Bewegung, an den „Wohllöblichen
           Widmung der Dominikstraße vom 7. Okto-    bekannte Werk in x-ter Auflage  erhebt    Gemeinderat Untermenzing“: „Manresa ist
           ber 1932 etwa lautete: „Hans Dominik, ver-  den Anspruch, ein Standardwerk zu sein.    ein Ort in Spanien, der geschichtlich-
           dient um die Erforschung und Befriedung   Zu Unrecht, denn es enthält derartig viele   historisch begründet ist. Er hängt mit dem
           der deutschen Kolonie Kamerun (1893–  inhaltliche Fehler, dass man nie sicher sein   Hauptzweck unserer gemeinnützigen Ge-
           1910). Geboren 7.5.1870 zu Culm in West-  kann, was richtig oder was falsch ist. So   sellschaft, dem Volkswohl zu dienen, in
           preußen, gestorben 16.12.1910 auf der   fantasiert Dollinger etwa bei der Motor-  engster Verbindung, bezeichnet sie gerade-
           Heimfahrt von  Kamerun.“ Wobei das Wort   straße zu deren Erklärung: „Nach dem   zu. Es liegt deshalb nahe, dass wir, nach-
           „Befriedung“ gleichbedeutend steht für      Motorenbau und dem Motorsport, dem   dem wir uns hier auf 34 Tagwerk Grund als
           die Niederschlagung von Aufständen der     Milbertshofen seine rasche Aufwärtsent-  erste in der Straße angesiedelt und durch
           eigentlichen  Besitzer des Landes. Aus der   wicklung durch entsprechende Industrie-  unentgeltliche Ausübung der Krankenpflege
           nunmehr  ehemaligen Friedrich-Eckart-Stra-  ansiedlung verdankt.“ Er scheint sich dabei   der Gemeinde zu dienen begonnen, einen
           ße wurde an jenem 18. Oktober 1934 die   auf das damalige BMW-Werk an der Moosa-  Wunsch äußern dürfen, zumal die Gemein-
           Bleyerstraße nach dem kürzlich gestorbe-  cher Straße 66 zu beziehen, wenn er von   de selbst einem auf historischer Grundlage
           nen Jakob Bleyer (1874–1933), einem na-  diesem Standort überhaupt weiß. Was den   beruhenden Namen, weil er einen anderen
           tionalistischen Wortführer der deutschen   Motorsport betrifft, so bleibt es im Dunkel   Klang hat, größeres Interesse entgegen-
           Minderheit in Ungarn – auch diese Benen-  von Dollingers Erfindungsreichtum, denn   bringen dürfte, als einem alltäglichen.“
           nung typisch für das Dritte Reich.  BMW stellte damals ausschließlich Flug-  Diesem Wunsch entsprachen die Gemeinde-
                                             motoren her.                      räte, so dass die katalanische Stadt mit
                                                                                 ihrem Kloster, auf das sich die Antragstel-
           Motorstraße                                                         ler bezogen, tatsächlich seit 1930 in Un-
                                             Eintrachtplatz und Eintrachtstraße  termenzing eine Straße benennt.
           Das am 1. Mai 1910 zur Stadt erhobene
           Milbertshofen wurde schon am 1. April   Am 5. November 1903 entstanden in Ober-
           1913 nach München eingemeindet, so dass   giesing der Eintrachtplatz und die Ein-  Robert-Koch-Straße
           etliche Straßen umbenannt werden muss-  trachtstraße. Diese eigenartig erscheinen-
           ten, die bereits in München bestanden,   den Benennungen wurden gewählt, weil    Im Lehel bestand die traditionelle Koch-
           was am 19. August 1913 geschah. Die   die damaligen Hausbesitzer der anliegen-  straße, deren Benennungszeit nicht be-
             Motorstraße gleich beim Anhalter-Stand   den Grundstücke ihre Verhandlungen mit   stimmt werden kann, nach einem Koch
             allerdings war eine neue Benennung mit   der Stadt München zu einem für alle Seiten     namens Obermaier, der hier seinem Beruf
           der Erklärung, wie sie in den Akten steht:     zufrieden stellenden Abschluss bringen   nachging. Am 16. September 1931 erreich-
           „Benannt nach der ersten Motor-Omnibus-   konnten. Es ging damals um die breite   te das folgende Rundschreiben des Reichs-
           Verbindung Milbertshofens mit München.“   Trassenführung, die auch eine Trambahn-  ministers des Inneren, Joseph Wirth
           Von hier am ehemaligen Ortskern um die   linie aufnehmen musste. Am 29. Januar   (1879–1956), aus Berlin kommend den
           uralte Kirche Sankt Georg konnte man also   1959 benannte der Stadtrat den Eintracht-  Münchner Stadtrat: „Der Vorbereitende
           in das weit entfernte München reisen. In   platz in Spitzingplatz um und passte    Ausschuss für die Robert-Koch-Ehrung,
           den „Münchner Neuesten Nachrichten“, der   die Benennung damit den umliegenden   die im Jahre 1932 in Erinnerung an die
           Vorgängerin der heutigen „Süddeutschen   Straßen an, die an Ausflugsgegenden in   vor 50 Jahren erfolgte Entdeckung des
           Zeitung“, konnte man am 30. Dezember   den oberbayerischen Alpen erinnern.    Tuberkel-Bazillus und an die sonstigen





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