Page 28 - Taxikurier Januar 2020
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Großtaten dieses Forschers stattfinden Lycealprofessor und Archäologe, korres- Esperantoplatz
sollen, hat sich mit der abschriftlich bei- pondierendes Mitglied des deutsch-archäo-
liegenden Eingabe an mich mit der Bitte logischen Institutes in Berlin, geboren Weniger kontrovers verhielt es sich mit
gewandt, bei den Landesregierungen geeig- 20.1.1858 zu München, gestorben 8.2.1903 dem Esperantoplatz in der Ludwigsvorstadt.
nete Schritte anzuregen, dass in möglichst zu Bamberg.“ Der Stadtrat erkannte am Esperanto ist eine künstliche Sprache, die
zahlreichen deutschen Orten Plätze oder 2. Oktober 1952: „Die Führerstraße, ein 1887 in Warschau erfunden wurde und den
Straßen nach Robert Koch benannt werden kurzer Straßenzug östlich der Friedenhei- Anspruch erhebt beziehungsweise erhob,
und dass die Umbenennung dieser Straßen mer Straße, wird umbenannt in Josef- als zukünftige Weltsprache verwendet zu
mit einer gewissen Feierlichkeit zu Ehren Führer-Straße. Grund: Die bisherige Be- werden. Aus diesen hochfliegenden Plänen
des großen Gelehrten verbunden werden zeichnung gibt Anlass zur Verwechslung wurde bekanntlich nichts, weil sich das
möge. Ich kann diesen Wunsch nur lebhaft mit Adolf Hitler.“ Dieser Verkehrsweg kam Englische beziehungsweise Amerikanische
befürworten und möchte nicht verfehlen, aber nie zur Ausführung, weswegen Führer durchsetzen konnte. In den Protokollen des
auch meinerseits darauf hinzuweisen, dass schließlich am 11. November 1954 seine Stadtrates liest man am 3. Juli 1951
der Name Robert Koch es verdient, unter Bleibe in der Josef-Führer-Straße in Unter- folgenden Passus: „Im August dieses Jahres
uns Deutschen mit der gleichen Volkstüm- menzing fand. findet in München unter dem Protektorat
lichkeit fortzuleben wie derjenige Pasteurs des Herrn Kultusministers Dr. Schwalber ein
in Frankreich.“ Der Chemiker Louis Pasteur Weltkongress der Esperantisten statt. Das
(1822–1895) erhielt am 14. Januar 1947 Professor-Eichmann-Straße Kongresskomitee hat gebeten, aus diesem
seine Straße in Allach. Robert Koch hinge- Anlass einen Platz in München nach der
gen musste nur bis zum 5. November 1931 In Untermenzing wurde am 22. April 1947 Welthilfssprache Esperanto zu benennen.
warten, dass die Kochstraße namentlich die Eichmannstraße benannt, und zwar
nach ihm erweitert wurde. In den Akten ist nach dem Professor für Kirchenrecht an der Das Wiederaufbaureferat hält die Platzer-
zu lesen: „Robert Koch, Begründer der Universität München Eduard Eichmann weiterung beim Zusammenfluss der Kobell-,
modernen Bakteriologie, entdeckte den (1870–1946). Aber auch hier legte sich die Mozart- und Schubertstraße zum Bavaria-
Tuberkel- und den Cholera-Bazillus und jüngere deutsche Geschichte quer. Adolf ring hierfür geeignet, zumal hier keine An-
erforschte die Schlafkrankheit, die Pest Eichmann (1906–1962) zeichnete während wesen umzunummerieren sind. Nach einem
und die Malaria. Geboren 11.12.1843 zu des Dritten Reiches für die Ermordung von Gutachten von Professor Doktor Held (Hans
Claus thal, gestorben 27.5.1910 zu Baden- mindestens sechs Millionen Menschen, H., 1885–1954, Heldstraße vom 28. April
Baden.“ Außerdem noch: „Vorgeschlagen meistens Juden, verantwortlich. Von israe- 1955) konnte sich unter den zahleichen
vom Deutschen Städtetag.“ lischen Agenten 1960 in Argentinien auf- Versuchen allein die Esperanto-Hilfssprache
gespürt und nach Israel entführt, wurde er praktisch durchsetzen, so dass die Benen-
dort 1962 zum Tode verurteilt und hinge- nung eines öffentlichen Platzes zur Förde-
Friedrich-Panzer-Weg richtet. Es sollte noch bis zum 15. Septem- rung dieser Bestrebungen wohl vertreten
ber 1988 dauern, dass die Anwohner an werden kann.“ Und so kam es an jenem Tag
In Schwabing erhielt der kleine Platz an dieser Adresse leben mussten und dann im Jahr 1951 zum einstimmigen Beschluss
der Bauerstraße ⁄ Hiltensbergerstraße ⁄ erst ihre Straße in Professor-Eichmann- des Stadtrates zur Benennung des bislang
Hohenzollernstraße am 7. Oktober 1932 Straße umbenannt wurde. namenlosen Platzes. (BW)
den Namen Panzerplatz nach: „Alois Pan-
zer, rechtskundiger Magistratsrat und Land-
rat, mit besonderen Verdiensten um das
Verkehrswesen, die Feuer- und Reinlich- WUSSTEN SIE SCHON, DASS …
keitspolizei der Stadt München, geboren
31.3.1845 zu München, gestorben 8.4.1923 … eine österreichische Filmschauspielerin die Erfinderin einer 1942 patentierten
dortselbst.“ Der Stadtrat konnte damals Funkfernsteuerung mit selbststätig wechselnden Frequenzen für Torpedos war?
natürlich nicht wissen, dass dieser nach
dem unbescholtenen und verdienten Mann Diese Erfindung wird als früher Vorläufer der Bluetooth- und WLAN-Technologie
benannte Platz spätestens seit Ende des angesehen.
Zweiten Weltkrieges 1945 einen unange-
nehmen Beigeschmack bekommen würde, Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler (geboren am 9. November 1914
denn die Panzerschlachten des Krieges in Wien, Österreich-Ungarn; verstorben am 19. Januar 2000 in Altamonte Springs,
blieben in problematischer Erinnerung. Florida), war Jüdin und floh vor den Nazis in die USA. Die hochintelligente Frau wollte
Daher hob der Stadtrat die Benennung auf einen Beitrag gegen die Nazis leisten und forschte auf dem Gebiet der Frequenztech-
und schuf am 28. April 1955 in Waldper- nologie. Mit Unterstützung eines Professors für Elektrotechnik am California Institute
lach den Friedrich-Panzer-Weg nach dem of Technology bereiteten sie das Patent zur Anmeldung vor. Am 11. August 1942
neutral bis positiv empfundenen Sagenfor- wurde es vom Patentamt erteilt.
scher, der von 1794 bis 1854 lebte.
Aufgrund ihrer Komplexität wurde Lamarrs Erfindung jedoch nie in ihrer ursprünglichen
Form eingesetzt. 1962 verwendeten einige Navy-Schiffe eine weiterentwickelte Version
Führerstraße der Technologie. Der gleichzeitige Frequenzwechsel (frequency-hopping) wird in
der Kommunikationstechnik zum Beispiel bei Blue tooth-Verbindungen oder der GSM-
Ebenfalls am 7. Oktober 1932 entstand in Technik verwendet. (BH)
Laim die Führerstraße: „Dr. Joseph Führer,
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