Page 24 - Taxikurier Mai 2020
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            ➔ BMW UND MAN – FAHRZEUGE MADE IN MÜNCHEN




           Wenn in der nationalen und internationalen Presse von BMW die Rede ist, heißt es oft „die Münchner“. Dies ist dem hiesigen
           Stammwerk geschuldet, auch wenn der Konzern in Bayern und Deutschland Fertigungsstätten außerhalb Münchens sowie
             weltweit auf allen Kontinenten unterhält. Außerdem steht der Name BMW für „Bayerische Motorenwerke“ und München ist
           die Hauptstadt Bayerns. Der Begriff MAN bedeutet ausgeschrieben „Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg“ und beinhaltet damit
           ebenfalls etwas Bayerisches, aber nichts Münchnerisches. Vielleicht liegt hierin der Grund, dass MAN und München nicht so
             häufig gemeinsam genannt werden.


           Anfänge von BMW                   Seitdem prangt am historischen Eingangs-  Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers (1859–
                                             tor der ursprüngliche Schriftzug „Bayr. Mo-  1935). Laut Protokoll des Stadtrates vom
                                             toren Werke“. Überhaupt forscht und produ-  29. April 1937 wurde dieser Verkehrsweg
                                             ziert BMW in München fast ausschließlich   nach nur einem Jahr schon wieder umbe-
                                             im Norden der Stadt.              nannt, und zwar Bezug nehmend auf den
                                                                               kriegerischen Charakter der dort produzier-
                                                                               ten Motoren. Seitdem heißt es bis heute
                                             BMW-Stammwerk                     Dostlerstraße nach: „Eduard von Dostler
                                                                               (1892–1917), einem verdienten Flieger des
                                             Seit 1922 hat BMW seinen Stammsitz an   Weltkrieges [Erster Weltkrieg 1914–1918],
                                             der Lerchenauer Straße östlich des heuti-  der als Oberleutnant 27 Luftsiege errang.
                                             gen Olympiaparks. Zuerst wurden weiterhin   Gefallen am 21. August 1917 bei einem
                                             Flugmotoren, dann ab 1923 auch Motorrä-  Luftkampf. Die Junkersstraße wird wieder-
           Das damalige militärische Exerziergelände   der gebaut.             verwendet in der Nähe des neuen Flugha-
           und das Flugfeld auf dem Oberwiesenfeld,                            fens.” Dieser nahm seinen Betrieb 1939 in
           dem heutigen Olympiagelände, bedingten   Im Jahr 1928 übernahm BMW die Fahr-  Riem auf, während Junkers dort allerdings
           im Jahr 1913 die Gründung der Karl-Rapp-   zeugfabrik Eisenach in Thüringen und bau-  keine Ehrung erfuhr. Die 1953 benannte
           Motorenwerke, die Flugzeugmotoren für die   te dort unter anderem den legendären Dixi,   Junkerstraße in Laim hat nichts mit dem
           damals noch jungen Lufttruppen herstell-  der laut damaliger Werbung angeblich in-  Konstrukteur zu tun und wird außerdem
           ten. Seit 1917 firmierte die Firma als Baye-  nen größer als außen gewesen sein soll.   nur mit einem einzigen s geschrieben. Au-
           rische Motorenwerke (BMW) und produzier-  Nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1939–  ßer Flugmotoren entstanden im Werk für
           te an der Moosacher Straße 66. Damals   1945) gehörte Thüringen zur sowjetischen   die Wehrmacht geländegängige Motorräder
           wählte die Firma ihr Kennzeichen, das   Besatzungszone, das Werk wurde als Volks-  mit Beiwagen. Es verwundert nicht, dass
             heute weltweit für ein bestimmtes Fahrge-  eigner Betrieb verstaatlicht und BMW ver-  ein solches Gebäude ein bevorzugtes An-
           fühl stehen soll, nämlich den Bewegungs-  legte seine Automobilproduktion nach   griffsziel der US-amerikanischen und briti-
           schatten eines Propellers, unterlegt mit   München. Mit Beginn des Dritten Reiches   schen Luftflotten war und auf diese Weise
           den Farben Weiß-Blau für Bayern. An der   1933 wurde in München die Produktion mi-  auch stark zerstört, aber immer wieder re-
           Moosacher Straße stellte man bis 1922   litärischer Flugmotoren wieder aufgenom-  pariert wurde. Vom Luftkrieg künden heute
           Flugmotoren für den Ersten Weltkrieg   men und bald enorm ausgeweitet, so dass   noch die überirdischen Bunker um das
           (1914–1918) und nach dessen Ende für   bis 1945 rund 20.000 Flugmotoren das   Werksgelände herum, nämlich an der Ler-
             zivile Zwecke her. In das heute denkmalge-  Werk verließen. Hierher gehört auch eine   chenauer Straße bei der Einfahrt zur Olym-
           schützte Gebäude von 1917 kehrte BMW im   thematisch passende Straßenbenennung:   piahalle, an der Riesenfeldstraße / Ecke
           Jahr 2016 zurück, und zwar bezeichnender-  Im Jahr 1936 erhielt die Verbindung zwi-    Petuelring, am Anhalter Platz und an der
           weise mit seiner Abteilung für klassische   schen Lerchenauer Straße und Riesenfeld-  Keferloher- ⁄ Ecke Schleißheimer Straße.
           Fahrzeuge, genannt BMW Group Classic.   straße den Namen Junkersstraße nach dem   Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden große




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