Page 4 - Taxikurier Juli 2020
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Fotos: atelier-tacke.de
EDITORIAL
LICHT AM ENDE DES TUNNELS?
behörde, Frau Köfferlein und Herrn Lechner, die selbstlos kei-
nen Aufwand und Mühen scheuen, um stets aktuelle Ortskunde-
prüfungen abzuhalten, auch wenn die Rahmenbedingungen
durch Corona und ähnliches dies immer schwieriger gestalten.
Der Tiefpunkt in der Geschichte der Ortskundeprüfung war wohl
die skandalöse wettbewerbsverzerrende Vorgriffsregelung im
Sommer 2017, als die im August selben Jahres erfolgte Ände-
rung der Fahrerlaubnisverordnung einen Ortskundenachweis für
Mietwagenfahrer nicht mehr enthielt und man in München auf
Ratschlag der bayerischen Staatsregierung in vorauseilendem
Gehorsam auf diese Prüfung verzichtete. Mit anderen Worten,
seit jenem Frühsommer 2017 strömt der Großteil neuen Fahr-
personals ohne Ortskundeprüfung in die Mietwagenbetriebe,
Eine Zukunft ohne Ortskundeprüfung, während die Anzahl neuer Taxifahrer um fast 75 % zurückgegan-
aber mit Kreditkartenakzeptanz? gen ist. Sämtliche Versuche, ob auf landes- oder bundespoliti-
scher Ebene, in den vergangenen drei Jahren haben außer ein
Touristen und Businesskunden aus aller Herren Länder bilden ein paar Lippenbekenntnissen zu nichts geführt, und selbst im
breites Spektrum unseres Kundenkreises im Taxi. All diese Fahr- Bundesverband, der ja die Interessen von Taxi- und Mietwagen-
gäste bevorzugen gerne die bargeldlose Zahlung im Taxi mit Kre- betrieben vertreten sollte, ist man sich nicht einig, wie die
ditkarte. Leider sind immer noch (wenn auch nur ganz wenige) Zukunft der Ortskundeprüfung aussehen könnte.
Kolleg*innen auf der Straße, die keine Kartenzahlung anbieten
können oder wollen. Deutlich negativer treten aber diejenigen Umso mehr können wir in München auf den nun erfolg-
Fachkräfte in Erscheinung, die, obwohl modernst ausgestattet, ten ersten Schritt stolz sein. Die Ortskundeprüfung wur-
aus reiner Raffgier nach Bargeld Kartenzahlungen systematisch de von altem, historischem Ballast befreit und umfasst
verweigern und damit Fahrgäste en masse in die Fänge der hart künftig nur noch den Schwerpunkt unseres Fahrgebietes.
bekämpften, oftmals illegalen Konkurrenz treiben. Details folgen.
Eine Stadtratsinitiative, umgesetzt durch das Taxibüro im Kreis- Die gerechte Lösung kann in unseren Augen nur darin beste-
verwaltungsreferat, prüft die Möglichkeit, Kreditkartenakzep- hen, dass beide Verkehrsarten Taxi und Mietwagen eine
tanz in allen Münchner Taxis per entsprechendem Passus in der gle che Ortskundeprüfung ablegen müssen. Es darf auch nicht
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Taxitarifordnung verpflichtend festzuschreiben. Dies wäre ein vergessen werden, dass die Ortskundeprüfung ein Alleinstel-
Meilenstein auf dem Weg zum serviceorientierten modernen lungsmerkmal für das Taxigewerbe darstellt. Sollte die Taxi-
Dienstleister. Dabei wäre es so einfach: Die Taxi-München eG ortskundeprüfung allerdings fallen, und das wäre auch ohne
stellt seit Jahren für ihre Datenfunkteilnehmer modernste PBefG-Novelle mit einer einfachen Änderung der FeV möglich,
Kartenterminals kostenlos zur Verfügung. Wir sind gespannt, stünden dem Gewerbe alle Türen offen, selbst mit Sach- und
ob das Gewerbe diese wichtige Hürde nimmt. Fachkundeschulungen und –prüfungen exakt die Vorausset-
zungen zu schaffen, die ein modernes Taxigewerbe benötigt,
Eine weitere Hürde in Richtung Zukunft wurde genom- z. B. auch die Akzeptanz von Kreditkarten.
men: Mit einem neu geordneten Prüfungskatalog beginnt
bei der Ortskundeprüfung für Münchner Taxifahrer eine Der Vorstand der Taxi-München eG
neue Zeitrechnung. Thomas Kroker und Jörg Wohlfahrt
Seit jeher war die Ortskundeprüfung für das Pflichtfahrgebiet
der Landeshauptstadt München deutschlandweit einzigartig und
maßgebend, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch gab es
nirgendwo anders eine Ortskundeprüfung, die so umfangreich
und praxisbezogen, aber auch so detailliert, korrekt und umfas-
send erfolgte wie hier. Vater der Münchner Ortskundeprüfung
und 40 Jahre lang Leiter derselbigen war Herr Alois Sagstetter,
der seit einigen Jahren seinen wohlverdienten Ruhestand ge-
nießt, und dem es das Gewerbe verdankt, über Jahrzehnte nur
bestausgebildetes Fahrpersonal erhalten zu haben. Ebenfalls
danken wir dem aktuellen Prüfungspersonal der Fahrerlaubnis-
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