Page 19 - Taxikurier November 2020
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Andere Länder – andere Sitten


           Traueranimateure in China

           In China ist es Brauch, bei Beerdigungen
           laut zu weinen oder zu schreien. Da dies
           nicht allen Menschen möglich ist, kann man
           Animateure dafür buchen. Er bringt die An-
           gehörigen zum Weinen und Schreien. Ähnli-  Buddhistische Bestattung in Japan  geht auf die Igorots zurück, ein indigenes
           ches kennt man aus dem arabischen Raum.                             Volk, das nicht in der Erde bestattet wer-
           Die sogenannten Klageweiber sorgen für die   Im Land der aufgehenden Sonne wird der   den wollte. Es glaubte, dass die Seele dort
           rituellen Schreie bei der Beerdigung.  Leichnam gebadet und anschließend in   ersticken könnte.
                                               einen weißen Kimono gekleidet. Auf ihn
                                             wird dann ein Messer oder Schwert gelegt.
           Indische Flussbestattung          In einem Holzsarg wird schließlich der Tote   Eisbestattung
                                             verbrannt. Die Asche erhält die Familie in
                                             einer Urne.                       In den kalten Regionen der Erde gibt es bis
                                                                               heute eine spezielle Form der Seebestat-
                                                                               tung. Dabei wird die Urne des Verstorbenen
                                             Himmelsbestattung in Tibet        in ein vorher geschlagenes Loch in einer
                                                                               Eisscholle gegeben. Das Eis wird mit Blu-
                                             Die Himmelsbestattung oder auch Luft-  men geschmückt und es findet eine Zere-
                                             bestattung ist eine Form der Bestattungs-  monie statt. Später versinkt die Urne nach
                                             kultur, die ihren Ursprung in der Mongolei   Abschmelzen des Eises im Meer.
                                             hat. Da Erdbestattungen bei dem felsigen
                                             Untergrund unmöglich sind, wird der
                                               Verstorbene mit Gerste und Yakbutter   Riffbestattung
                                               eingerieben und in der Steppe den Geiern
                                             vorgesetzt. Oft wird vorher der Leichnam   Wer eine besondere Beziehung zum Meer
                                             zerteilt.                         hat, kann in den USA eine Riffbestattung
                                                                               vornehmen lassen. Dabei wird die Asche
           Die Hindutradition verlangt, dass die Asche                           einem Zement beigemischt, aus dem
           des Verstorbenen in den Ganges, den heili-  Hängende Särge            glockenförmige Gebilde geformt werden.
           gen Fluss der Hindus, gestreut wird. Dies                           Danach werden diese mit Löchern versehen
           ist heute ein riesiges Umweltproblem. Der   Auf den Philippinen und auch in China wer-  und im Meer versenkt. So werden die
           ohnehin stark verunreinigte Fluss wird   den noch heute Särge an Felswände ge-  künstlichen Riffe schnell von Meeresbe-
           durch die Unmengen an Leichenresten   hängt. Die Särge werden zwischen Klippen   wohnern besiedelt und neuer Lebensraum
             immer mehr in Mitleidenschaft gezogen.  und Felsspalten platziert. Dieser Brauch   entsteht. (BH)




             ➔ STERBEN: WANN, WO UND WIE?




            Bis vor etwa 50 Jahren gehörten das Ster-  dazu beigetragen. Ein weiterer Grund sind   Intensivbehandlungen. Was der Einzelne
            ben und der Tod genauso wie die Geburt   die getrennten Generationen, die, oft der   auch immer möchte, eine möglichst detail-
            zum Leben. Die Menschen, vor allem in   Arbeit geschuldet, weit verstreut voneinan-  lierte Patientenverfügung und ein Organ-
            den ländlichen Gegenden, wurden zu Hau-  der wohnen. Es ist die große Ausnahme,   spendenausweis mit klarem Ja oder Nein
            se geboren und starben auch im häusli-  wenn drei oder gar vier Generationen unter   sind nicht nur für den Arzt eine Hilfe.
            chen Umfeld im Kreise der Familie.   einem Dach leben.               Besonders für denjenigen Angehörigen,
                                                                               der mit der Nachricht des bevorstehenden
            In modernen Zeiten sind mit dem Zerfallen   Für viele ist das Älterwerden von Einsamkeit   Ablebens konfrontiert wird, ist eine solche
            der familiären Strukturen auch die Ge-  geprägt. Dazu kommt oft der Wunsch, nie-  Verfügung eine wirkliche Entlastung. Dann
            wohnheiten im Umgang mit dem Unaus-  mandem zur Last fallen zu wollen. Dies soll   braucht er keine Entscheidungen mehr
            weichlichen verändert worden. Genauso   auch noch nach dem Tod so sein. Um seine   zu treffen und kann dem Patientenwillen
            wie Kinder in fast allen Fällen in Kranken-  Angehörigen zu entlasten, wäre ein erster   Folge leisten. Gerade in einer solchen
            häusern geboren werden, findet das Ster-  Schritt, bereits zu Lebzeiten seine Angele-    Ausnahmesituation sind klare Verfügungen
            ben in Kliniken oder Altenheimen statt.   genheiten zu regeln. Zu Bedenken ist auch   auch ein wenig Trost, dem letzten Willen
            Die Anonymität der Städte hat das Seine   die eigene Einstellung zu Organspende und   gehorcht zu haben. (BH)





                                                                                      NOVEMBER 2020 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 19
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