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STADTINFO
➔ DER NEUE GASTEIG
HP8 – Interimsquartier des Gasteig-Kulturzentrums in Sendling gut dekonstruiert und anderswo wieder aufgebaut und genutzt
werden. Passend zur Lage in Flussnähe bekommt dieser Bau den
Im November 1985 eröffnet und seither intensivst genutzt: das Namen „Isarphilharmonie“. Der Entwurf stammt von den renom-
geht an keinem Gebäude der Welt spurlos vorbei. Wir sprechen mierten Architekten Gerkan, Marg und Partner (gmp). Die Trafohal-
vom Kulturzentrum am Gasteig. Mit 1,8 Millionen Besuchern le erhält die Bezeichnung „Halle E“. Sie bildet zum einen das Foyer
(m ⁄ w ⁄ d) ist es das europaweit größte seiner Art. Damit darf sich für den Konzertsaal (mit Garderobe, Gastronomie und Ticketver-
die typische Münchner Bescheidenheit über einen weiteren von kaufsstelle) und nimmt im Weiteren die VHS und die Zentralstelle
vielen Superlativen freuen, mit denen sich die bayerische Landes- der Stadtbibliothek auf. In anderen, teils ebenfalls neuen, teils
hauptstadt so gerne schmückt – diesmal völlig zurecht! Der Ga- Bestandsgebäuden finden sich Probenräume, die Hochschule für
steig ist die Heimat der Münchner Philharmoniker, der Hochschule Musik und Theater, weitere Säle in verschiedenen Größen und die
für Musik und Theater, der VHS München und der Stadtbibliothek. erforderlichen Büroräumlichkeiten.
Der markante Ziegelbau, entworfen von den Architekten Raue,
Rollenhagen und Lindemann kostete seinerzeit die hohe Summe Die Lage des Interimsquartiers in der Nähe der Brudermühlstraße,
von 372 Millionen D-Mark (etwa 190 Mio. Euro). Die Hamburger des Heizkraftwerks Süd, der Großmarkthalle und eben der Isar mit
mit ihrer hochgelobten und noch teureren Elbphilharmonie (die dem Flaucher wird für spannende Kontraste sorgen. Man könnte es
kostete 866 Millionen) wussten also, woran sie sich preislich zu so beschreiben: Hochkultur trifft auf Industrie, auf Gewerbe, auf
orientieren hatten. Am Gasteig hinterließen 1.800 Veranstaltungen Handel, auf Natur. Einen Eröffnungstermin gibt es auch, Freitag,
pro Jahr in fünf großen Sälen von Konzerten über Vorträge bis hin den 8. Oktober. Neben feierlichen Reden und Ansprachen werden
zum jährlichen Filmfest ihre Spuren. So ist nach 35 Jahren trotz die Münchner Philharmoniker angemessen Klassisches zu Gehör
immer wieder vorgenommener Renovierungen nun eine General- bringen und somit den ersten Kulturgenuss abrunden. Zu erwarten
sanierung des markanten Ziegelbaus fällig, die auf mindestens vier und zu hoffen ist, dass sich das Ganze wie am Stammort zu einem
Jahre veranschlagt ist. „europaweit einzigartigen Umschlagplatz für Kunst und Kreativi-
tät“ entwickeln wird. So jedenfalls definiert sich der Gasteig auf
Glücklicherweise gelang es, auf einem früher von den Stadtwerken seiner eigenen Webseite.
genutzten Grundstück in der Hans-Preißinger-Straße 8 in Sendling
ein adäquates Ausweichquartier zu finden. Eine dort befindliche Zur Benennung des Geländes gab es einen Wettbewerb, zu dem im-
heute denkmalgeschützte ehemalige Trafohalle (Umspannwerk) merhin 2.825 Vorschläge eingereicht wurden. Man entschied sich
bildet sozusagen den Grundstock. Gleich nebenan wird gegenwär- aber dann doch für den schon bestehenden Namen des Quartiers:
tig ein Gebäude mit großem Konzertsaal (1.800 Zuschauer bzw. HP8, angelehnt die Hans-Preißinger-Straße mit der zugehörigen
-hörer) für die Philharmonie errichtet. Dieses kann aufgrund der Hausnummer. Der Gasteig-Geschäftsführer Hans Wagner sagte hier-
modularen Konstruktionsform nicht nur sehr schnell hochgezogen, zu erläuternd, es handele sich „um eine kurze und nachvollziehba-
sondern auch nach dem Abschluss der Sanierung in Haidhausen re Benennung und sie betont das Miteinander mit den bereits am
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