Page 26 - Taxikurier Januar 2022
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STADTKUNDE MÜNCHEN






            ➔ MILBERTSHOFEN













           Nördlich des Petuelrings ⁄ Petuelparks, zwischen der Schleißheimer Straße im Westen und der Ingolstädter Straße
           im Osten, bis zum Münchner Nordring im Norden erstreckt sich der Bezirksteil Milbertshofen. Er grenzt an die Bezirke
           „Am Hart“ im Norden, Schwabing-Freimann im Osten, Schwabing-West im Süden und Am Riesenfeld im Westen.


           Eingemeindung 1913:               Schwaige, die nach dem heiligen Georg   kerung und Gewerbe nahmen einen großen
           Vom Dorf zur Stadt zum Stadtteil    benannt wurde. Darauf bezieht sich die   Aufschwung und die Verbindungen zwi­
                                               Georgenschwaigstraße von 1913.   schen Milbertshofen und der Königlichen
           Milbertshofen erscheint urkundlich erstmals                         Haupt­ und Residenzstadt München wurden
           um das Jahr 1150 – also kurz vor der Grün­  Aus „Ilmung“ wurde dann schließlich im   dadurch enger, auch in baulicher Hinsicht.
           dung Münchens 1158 – als Ilmungshofen   Laufe der Zeit durch undeutliche Ausspra­  Die Zunahme der Bevölkerung auf über
           mit der Bedeutung „Hof des Ilmung“. Die   che und entsprechend nachlässige Schrei­  4.000 Menschen fand ihren Ausdruck bei­
           Illungshofstraße von 1958 erinnert daran.   bung der Name „Milbertshofen“ (Milberts­  spielsweise in der Gründung des Sportverei­
           Nach einer anderen Deutung war dies ein   hofener Platz und Milbertshofener Straße,   nes TSV Milbertshofen im Jahr 1905 oder
           abgelegener Hof, auf dem Seuchenkranke   beide von 1913). Nach über 300 Jahren in   im Bau der 1912 eingeweihten katholi­
           zwangsweise ausgesiedelt wurden. Die ers­  klösterlicher Hand kam der Besitz 1466 in   schen Neuen Sankt­Georgs­Kirche am Mil­
           te Erwähnung dieses Namens taucht in ei­  den Besitz der Familie Keferloher (Keferlo­  bertshofener Platz 2. Als neues Gewerbe
           nem Schriftstück auf, mit der um das Jahr   herstraße von 1913), die das Ganze dann   mit Bezug auf München sei lediglich die
           1150 herum Graf Konrad von Valley (lebte   im Jahr 1630 an das bayerische Herrscher­  Flugwerft Deutschland genannt, die 1901
           im 12. Jahrhundert, Graf­Konrad­Straße   haus der Wittelsbacher verkauften. Den   eröffnete und aus der 1916 die Bayerischen
           von 1913) seinen ganzen dortigen Besitz   Mittelpunkt der Ansiedlung bildete die   Motorenwerke (BMW) an der Moosacher
           dem Kloster Schäftlarn übergab, damit die   1360 erstmals erwähnte Kirche Sankt Georg   Straße 66 hervorgingen (heute BMW Group
           Mönche vor Gott für sein Seelenheil bete­  am ebenfalls 1913 benannten Alten Sankt­  Classic). Und diese Flugwerft wiederum
           ten, vermutlich weil dies ihm selbst drin­  Georgs­Platz 6, versteckt liegend gleich um   entstand, weil seit Ende des 19. Jahrhun­
           gend geboten erschien angesichts seines   die Ecke beim Anhalter­Stand. Um 1800   derts das Oberwiesenfeld als Landeplatz für
           Lebenswandels. Hierbei spielten auch Bi­  zählte Milbertshofen gerade einmal rund   Ballone und Luftschiffe sowohl militärisch
           schof Adalbert von Freising (gestorben   10 Einwohner.              als auch zivil genutzt wurde, seit 1909
           1188, Bischof­Adalbert­Straße von 1913)                             auch für die neu aufkommenden Aeroplane,
           und der Priester Berthold (lebte im 12.                             wie die Flugzeuge damals hießen. Die Stra­
           Jahrhundert, Bertholdstraße von 1913)   1818: Gemeindebildung       ße Am Oberwiesenfeld von 2006 erinnert
           eine Rolle. Weil die Fläche dieser Schen­                           daran. Zwischen 1900 und 1909 entstand
           kung als Weideland benutzt wurde, machte   Nach der Erhebung Bayerns vom Kurfürs­  der nördliche Teil der Ringbahn um Mün­
           das Kloster daraus einen Viehhof, eine   tentum zum Königreich im Jahr 1806 wurde  chen herum, wodurch die Industrialisierung
                                             die Organisation des neuen Staates effekti­  beschleunigt wurde. Die Straße Am Nord­
                                             ver gestaltet, indem das Gemeindeedikt   ring von 2005 bezieht sich darauf, liegt
                                             vom 17. Mai 1818 eine beschränkte Selbst­  aber in Freimann. Der heute aufgelassene
                                             verwaltung der Gemeinden unter Aufsicht   Personen­ und Güterbahnhof Milbertshofen
                                             der Regierung von Oberbayern brachte –   an der Riesenfeldstraße 115 war Ausdruck
                                             ähnlich der heutigen Kompetenzverteilung.   dieser Entwicklung. Damals noch auf Mil­
            Jeder kann                       Nun gab es örtliche Gemeindevorsteher und   bertshofener Gebiet, befand sich von 1906
            Opfer werden.                    Gemeinderäte, begrenzt zuständig für die   bis 1914 bei der heutigen Detmoldstraße
                                             Finanzen, die Zulassung von Gewerbe, das
                                                                               ein Radstadion für sage und schreibe
            Wir sind an Ihrer Seite.         Volksschul­ und Kirchenwesen oder die   38.000 Zuschauer. Viele Münchner zog es
                                             Ortspolizei. Eine dieser neuen circa 8.500   dorthin, um den Wettkämpfen beiwohnen
                                             Landgemeinden war Milbertshofen.     zu können, beispielsweise wenn der inter­
            Opfer-Telefon: 116 006
            www.weisser-ring.de  Klaus Behrendt & Dietmar Bär                  national bekannte Rennfahrer Thaddäus
                                                                               Robl (1877–1910) in seine Pedalen trat.
                                             1910: Vom Dorf zur Stadt
                                                                               Als im Jahr 1947 infolge der Eingemein­
            Seit 45 Jahren an der Seite der Opfer  Im 19. Jahrhundert wuchs Milbertshofen im  dungen der Jahre 1938 bis 1942 viele Stra­
                                             Zuge der Industrialisierung schnell. Bevöl­  ßen umbenannt werden mussten, wurde




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