Page 28 - Taxikurier Oktober 2022
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             katastrophalen Niederlage Frankreichs. Dem   IV. das Primogeniturgesetz [nur der älteste
           Ergebnis für Bayern gedenkt seit 1833 der   Sohn erbte das gesamte Herzogtum] erließ
           Obelisk auf dem Karolinenplatz, der verkün-  und dadurch nach langer, durch die Landes-
           det: „Den Dreyssigtausend Bayern die im   teilungen verursachte Ohnmacht den Grund
           russischen Kriege den Tod fanden.“ Eine   legte zu der beispiellosen Machtentwick-
           weitere Inschrift behauptet: „Auch sie   lung Bayerns im 16. und 17. Jahrhundert.“
           starben für des Vaterlandes Befreyung.“, so
           als seien russische Truppen in Bayern ein-
           gefallen und nicht umgekehrt. Auf den Tag   Landshuter Erbfolgekrieg
           genau 129 Jahre später, am 22. Juni 1941,   1503  bis 1505
           fiel Deutschland in Russland ein mit dem-
           selben Endergebnis für Deutschland wie   Am Ende dieses Krieges stand – vereinfacht
           1813 für Frankreich und seine Alliierten.   gesagt – die Wiedervereinigung der altbaye-
           Nach Napoléons Niederlage wechselte    rischen Gebiete Oberbayern, Niederbayern
           das Königreich Bayern die Seiten und   und Oberpfalz, die bis dahin  verschiedenen
           kämpfte nunmehr zusammen mit Frank-  Herrschern aus dem Haus Wittelsbach unter-
           reichs Feinden.                   standen und die sich gegenseitig bekämpf-
                                             ten und bekriegten. Auch damals galt be-
                                             reits das Motto „Nichts Neues unter der
           Herzogpark                        Sonne“ und es mischte sich eine auswärtige
                                             Großmacht ein, nämlich Österreich. Nach
                                             großen menschlichen und finanziellen Op-
                                             fern auf beiden Seiten vermittelte am Ende   deshalb 1503 hingerichtet.“ Kufsteiner
                                             Österreich einen Frieden, der die drei Lan-  Platz und Kufsteiner Straße mit dem Ver-
                                             desteile unter einem einzigen Herrscher ver-  weis: „Siehe Pienzenauerstraße.“ Vilshofe-
                                             einte, dem Land Bayern allerdings erhebli-  ner Straße: „Ruhmvolle Verteidigung der
                                             che Gebietsverluste brachte. Im Jahr 1906   Stadt Vilshofen durch die Bayern 1504 im
                                             nun wurde das Ganze von offizieller Seite   Landshuter Erbfolgekrieg.“ Schönbergstra-
                                             her als heroisches Geschehen betrachtet.  ße: „Nach dem Orte Schönberg in der Ober-
                                                                               pfalz, in welchem die Bayern  1504 einen
                                                                               Sieg im Landshuter Erbfolgekrieg erran-
           Nördlich der Bogenhauser Brücke, links der   Patriotische Straßennamen  gen.“ Kolbergerstraße: „Wolfgang Kolberger
           Isar, ließ Montgelas 1805 vom Gartenarchi-                          [gestorben um 1519], bayerischer Staats-
           tekten Friedrich von Sckell (1750–1823,   Der Magistrat der Königlichen Haupt- und   mann, hervorragend beteiligt an der Schaf-
           Sckellstraße von 1876) einen Park anlegen,   Residenzstadt München beschloss am   fung des von Herzog-Albrecht IV. im Jahre
           der später von Herzog Max in Bayern   6. September 1905 folgende Straßenna-  1506 erlassenen Primogeniturgesetzes.“
           (1808–1888, die Herzog-Max- Straße ist   men, denen das Königliche Ministerium des   Die Herzogparkstraße kam dann am 7. De-
           seit 1805 nach einem Gleichnamigen   Innern am 21. November 1905 die Aller-  zember 1907 hinzu.
           (1638–1705) benannt) gekauft wurde.   höchste Genehmigung mit Wirksamkeit zum
           Nachdem die Familie das Gelände nicht   1. Januar 1906 erteilte. Vorbemerkt sei
           mehr halten konnte, veräußerte sie es an   noch, dass erklärende Zusätze in eckigen   Gedenken
           Spekulanten, und zwar an die „Terrain-   Klammern eingefügt sind. Zunächst einmal
           Actiengesellschaft Herzogpark“ des Baulö-  der Herzog-Albrecht-Platz (seit 1952 Her-  An Maximilian von Montgelas erinnert heute
           wen Jakob Heilmann (1846–1927, Heil-  zog-Albrecht-Anlage) mit der Erklärung:   nicht nur die nach ihm benannte Straße. An
           mannstraße von 1895). Diese wiederum   „Herzog Albrecht IV. (1447–1508) erließ   der Montgelasstraße/Ecke Törringstraße be-
           teilte den Grund auf und verkaufte sie an   1506 das Primogeniturgesetz.“ Dies besag-  findet sich eine Tafel, die an ihn und an
           Investoren weiter, so dass im Jahr 1906   te, dass die drei Landesteile nur gemeinsam  Sckell gedenkt. Man liest dort: „Den Gestal-
           die Bauarbeiten begannen. Die finanziell   vom ältesten Sohn des letzten Herzogs be-  tern des neuen Bayern und der Stadt Mün-
           gut gestellten, neuen Eigentümer wurden   herrscht und diese Herrschaft nicht geteilt   chen zum Gedenken. Hier am Edelsitz Step-
           nun nicht nur mit dem edel klingenden Na-  werden durfte. Dann die Mauerkircher-  perg zu Bogenhausen haben sie Staatskunst
           men „Herzogpark“ angelockt, sondern er-  straße: „Doktor Friedrich von Mauerkircher   und Gartenkunst glücklich vereint.“ Und auf
           hielten ebenso edel klingende Adressen   (1424–1485), Bischof von Passau, bayeri-  dem Promenadeplatz steht eine sechs Meter
           nach patriotisch verdienten Persönlichkei-  scher Staatsmann unter den Herzögen Lud-  hohe und neuneinhalb Tonnen schwere
           ten und Ereignissen. Anlässlich der Hun-  wig dem Reichen [1417–1479] und Georg   Skulptur der Berliner Bildhauerin Karin San-
           dertjahrfeier des Königreiches Bayern bezo-  dem Reichen [1455–1503] von Landshut,   der. Darstellungen Montgelas´ wurden dafür
           gen sie sich auf den Beginn des Aufstieges   bemühte sich vornehmlich um die Beseiti-  digital erfasst und danach computergesteuert
           des bayerischen Staates vierhundert Jahre   gung der Landesteilung.“ Die Pienzenauer-  aus einem Aluminiumblock gefräst. Seitdem
           zuvor. In den Unterlagen zu den Straßen-  straße: „Hauptmann Hans Pienzenauer [Ge-  glänzt die Skulptur unübersehbar gegenüber
           benennungen liest man: „Die Straßenna-  burtsjahr unbekannt] hat im Kampfe gegen   dem ehemaligen Palais Montgelas an der Ecke
           men sind der Zentenarfeier [Jahrhundert-  Kaiser Maximilian I. [von Österreich, 1459–  zur Kardinal-Faulhaber-Straße, das sich der
           feier] Bayerns gewidmet. Im Jahre 1906   1519] die Festung Geroldseck (Kufstein)   Staatsmann 1811 erbauen ließ und das heute
           werden es 400 Jahre, dass Herzog Albrecht    1503 den Pfälzern übergeben und wurde   zum Hotel Bayerischer Hof gehört. (BW)




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