Page 33 - Taxikurier September 2023
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FREMDE ODER FREUNDE?


          Von Thomas Kroker


           Am Taxistand an der „Messe West” gibt es viel Ärger
           für Taxis aus der Betriebssitzgemeinde Oberding

           Im Mai 1992 erfolgte der Umzug des ehemaligen Verkehrsflug-
           hafens München Riem ins Erdinger Moos. Mit der Eröffnung des
           zweitgrößten deutschen Flughafens Franz-Josef-Strauß gab es
           eine neue Situation im Taxigewerbe im Ballungsraum rund um die
           Landeshauptstadt München. Das Gelände des neuen Flughafens
           liegt auf Gemarkungen im Landkreis Erding und im Landkreis Frei-
           sing. Insbesondere die Taxistandplätze befinden sich in der Zu-
           ständigkeit des Landratsamtes Erding in der Gemeinde Oberding.
           Aufgrund der Bestimmungen in § 47 PBefG Personenbeförderungs-
           gesetz ist die Bereitstellung von Taxis nur innerhalb der Betriebs-
           sitzgemeinde gestattet.

           Aus diesem Grund dürften bei strenger Auslegung des PBefG auf
           den Taxistandplätzen am Flughafen München nur Taxis bereitge-
           halten werden, deren Betriebssitz in der Gemeinde in Oberding im
           Landkreis Erding angemeldet ist. Nun ist in dieser kleinen Gemein-  Mittlerweile macht dieser Taxistand Schlagzeilen, weil es nahezu
           de jedoch die Taxidichte nicht ausreichend, um den zweitgrößten   bei jeder größeren Messeveranstaltung hier zu Konflikten zwischen
           deutschen Verkehrsflughafen mit Taxis zu versorgen. Um die Taxi-  den Oberdinger und den Münchner Taxifahrern kommt. Auch das
           versorgung sicher zu stellen, erfolgte eine so genannte behörden-  von der Messe eingesetzte Sicherheitspersonal, welches die Taxis
           übergreifende Vereinbarung, die – kurz zusammengefasst – Folgen-  und die Taxifahrgäste am Eingang West abfertigt, ist in diese
           des besagt: Die Genehmigungsbehörde der Landeshauptstadt   Streitsituationen involviert. Das Bestehen dieses Taxistandplatzes
           München sowie die Landratsämter München, Freising und Erding   ist Teil eines Vertrages, der es über 3.000 Münchner Taxis ermög-
           kommen in einer vertraglichen Vereinbarung zum Ergebnis, dass    licht, sich auf dem Gelände des Flughafen München bereitzustel-
           an den Taxistandplätzen des neuen Flughafen München 2 „Franz-  len. Wir bitten eindringlich alle Kollegen an der Messe dies zu be-
           Josef-Strauß“ alle Taxis bereit gehalten werden dürfen, deren   denken und diese Ausgleichsaufstellrechte der Oberdinger Taxis an
             Betriebssitz in einer dieser vier Genehmigungsbezirke liegt. Dem-  diesem Taxistand zu akzeptieren.
           entsprechend wurde mit Aufnahme des Betriebs dieser Regelung
           eine Ausgleichsregelung geschaffen zugunsten der örtlichen Taxi-  Selbstverständlich gelten auch für die Oberdinger Taxis an diesem
           unternehmen der Gemeinde Oberding, die besagt, dass Taxis mit   Stand die allgemeinen Spielregeln, wie zum Beispiel, dass keine
           Betriebssitz Oberding an besonders gekennzeichneten Taxistand-  Fahrgäste angesprochen oder angeworben werden dürfen. Es gilt
           plätzen im Stadt gebiet München bereitgestellt werden dürfen mit   auch der Taxitarif, d.h. Fahrten zum Flughafen vom Messe Gelände
           dem Zusatz „nur für Fahrten zum Flughafen München oder in den   müssen zum jeweiligen Festpreis abgerechnet werden und werden
           Landkreis Erding“.                                 nicht mit dem Zähler im Taxameter gefahren. Vor allem sollten alle
                                                              Beteiligten aber stets Eines vor Augen haben: Der Messebesucher,
           Anfang der 2000er Jahre mit zunehmenden Fluggastzahlen und   also unser Fahrgast kann nicht zwischen einem Münchner und ei-
             zunehmenden Taxikonzessionen in der Gemeinde Oberding wurden   nem Oberdinger Taxi unterscheiden. Entsteht hier eine Streitsitua-
           die anfangs drei Ausgleichsstandplätze auf fünf erhöht. Die ersten   tion um einen Fahrgast, die bis zu Handgreiflichkeiten und Körper-
           drei Standplätze waren in der Arabellastraße 5 vor dem damaligen   verletzungen ausartet, ist das die schlechteste Werbung, die sich
           Arabellahotel, am Hauptbahnhof Mitte auf dem Bahnhofplatz so-  das gesamte Taxigewerbe nur vorstellen kann. Es kam zu Situatio-
           wie in der Leopoldstraße 194 vor dem damaligen Hotel Holiday   nen, dass Fahrgästen das Gepäck aus der Hand gerissen wurde
           Inn München Nord. Später kamen hinzu der Platz in der Ungerer-  oder Gepäck aus dem Kofferraum herausgeholt wurde und in ein
           straße am Nordfriedhof sowie in der Leopoldstraße direkt hinter   anderes Taxi verladen wurde. Es kam dabei auch zu Polizeieinsät-
           dem Siegestor. Bis dahin wurden diese Standplätze durch die Ober-  zen und zu Körperverletzungen. Wir appellieren deshalb an alle
           dinger Taxis nur mäßig genutzt bzw. teilweise gar nicht genutzt.   beteiligten Fahrerinnen und Fahrer, die an den Taxistandplätzen
           Im Jahr vor der Pandemie, also 2019, beantragte die Vertretung   an der Messe, egal ob auf dem Oberdinger Taxistand oder auf dem
           der Oberdinger Kollegen einen weiteren Standplatz als Ausgleich   großen Münchner Taxistand ihren Dienst erbringen, diese Regeln
           für die Bereitstellung der Münchner Taxis am Flughafen am Messe-  zu akzeptieren und ein friedliches Miteinander abzuwickeln.
           gelände. Dieser Taxistand wurde am Haupteingang West der Messe
           München vor der Warteschlange der Münchner Taxis eingerichtet.   Wir danken für Ihr Verständnis!






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