Page 35 - Taxikurier März 2020
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und in den Anlagen am Gasteig in Richtung
Bogenhausen keine Flechten mehr gibt.
Das Zusammenwohnen einer großen Bevöl-
kerung und insbesondere die Einwirkung
des durch den Verbrauch von Stein- und
Braunkohle verursachten Rauches sind die
Hauptschuldigen an der Luftverschmut-
zung.“ Arnold wurde 1947 für seine For-
schungen mit der Benennung der Arnold-
straße in Allach geehrt.
Oberbayerische Kohle und Atemwege
Ein großer Teil der in München verfeuerten
Kohle stammte wie erwähnt aus oberbaye-
rischen Bergwerken. Dieser Brennstoff hat-
te den Vorteil der kurzen Transportwege
mit der Eisenbahn, enthielt andererseits
aber überdurchschnittlich viel Schwefel.
Ein Dr. Buddëus forderte deshalb 1907 in
seiner Broschüre „Die Lösung der Rauch-
frage in München“ ein gesetzliches Verbot,
die heimische Kohle zu verfeuern: „Die
Entwicklung abnormer Mengen von Ruß
verursacht eine Schwärzung der Umgebung.
Noch wichtiger ist jedoch die Beseitigung
des Schwefeldioxids, von dem in München
pro Tag fast 100.000 Kilogramm in die
Atmosphäre entführt werden. Mooren zu ersetzten, das nach seinen verlegt wurde. Die Zeitschrift „Bayerland“
Erkenntnissen ungiftig verbrannte. schrieb dazu im Jahr 1913: „Eine moderne
In München mit seinen 280 Tagen West- Stadt erzeugt durch die unausgesetzt statt-
wind lässt sich heute die Wirkung des findende Verbrennung großer Kohlenmassen
Schwefeldioxids schon sehr deutlich verfol- Der Botanische Garten als Säureopfer eine Atmosphäre, die mit ihrem starken Ge-
gen, da fast die gesamten Industriekamine halt an schwefliger Säure außerordentlich
Münchens sowie der Hauptbahnhof im Wes- Zwischen Elisen- und Sophienstraße lag schädlich auf das Gedeihen von Pflanzen
ten der Stadt liegen.“ Und hier befand sich seit 1812 der Botanische Garten, zur einwirkt. Der alte Botanische Garten litt
auch der Botanische Garten. Weiterhin Sophienstraße hin seit 1854 durch den darunter besonders schwer infolge der
schrieb Buddäus: „Was die Schädigung der Glaspalast abgeschlossen und erbaut nach Nähe des Bahnhofes, dessen starke Rauch-
Schleimhäute und Atmungsorgane durch Muster des Kristallpalastes in London, der entwicklung er schutzlos ausgeliefert war.
Rauchgase betrifft, so glaube ich, dass die seine Fläche allerdings verkleinerte. Die Die Pflanzenanlagen verkümmerten zuse-
Geruchsnerven der meisten Stadtbewohner stark säurehaltige Luft, die hauptsächlich hends, wintergrüne Pflanzen konnten schon
durch die in der Luft enthaltenen sauren von den Dampflokomotiven des nahen seit Jahren nicht mehr gehalten werde.“
Gase schon so weit geschwächt sind, dass Hauptbahnhofes stammte und die ganze
viele den Unterschied einer reinen säure- Umgebung in Halbdunkel hüllte, setzte den
freien Luft und der Stadtluft überhaupt seltenen Pflanzen mit der Zeit derart zu, Botanischer Garten als Begriff
nicht mehr merken.“ Er schlug vor, die dass viele Gewächse eingingen und der
oberbayrische Kohle und jede Kohle über- Botanische Garten schließlich 1914 nach In vielen größeren, aber auch kleineren
haupt durch Torf aus den bayerischen Nymphenburg an den damaligen Stadtrand Städten weltweit gibt es botanische
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