Page 29 - Taxikurier Juni 2020
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Fernstraßen

           Zwei Fernverkehrsstraßen verliefen am Rand
           Schwabings vorbei, damit der Verkehr nicht
           durch die engen Wege im Dorf behindert
           wurde: Die Schwabinger Landstraße und
           die Freisinger Landstraße, die sich an der
           heutigen Münchner Freiheit am Taxistand
           gabelten. Nachdem sich immer mehr Städter
           mit höheren Ansprüchen an sich selbst in
           Schwabing ansiedelten, nahm der Magistrat
           die Eingemeindung zum Anlass, diese Land-
           straßen 1890 namentlich zu veredeln. Aus
           der Schwabinger Landstraße wurde die
             Leopoldstraße nach dem oben genannten
           Schlossbesitzer, während seine Gattin be-
           reits 1873 ihre Giselastraße erhalten hatte.
           Und die Freisinger Landstraße hieß nun   (1757–1842), Offizier, ließ den Englischen   Sankt Sylvester; die Freystraße nach dem
             Ungererstraße nach dem ebenfalls noch   Garten erweitern und den Kleinhesseloher   Unternehmer Johann Frey (1821–1888); die
             lebenden August Ungerer (1860–1921), dem   See anlegen; Auenstraße – Osterwaldstraße   Seestraße nach dem benachbarten Kleinhes-
           Stifter des neuen Ungererbades. Zur Begrün-  nach Peter von Osterwald (1718–1778),   seloher See im Englischen Garten; die Franz-
           dung hieß es: „Da die Bezeichnung als   Staatsmann; Baumstraße – Hesseloherstraße   straße nach einem dort ansässigen Bauern.
           Landstraße nicht mehr zutrifft.“   nach Hans Hesseloher aus dem 15. Jahrhun-  Erhalten blieb auch die Nikolaistraße nach
                                             dert, Ritter und Minnesänger; Kreuzstraße –   der Kirche Sankt Nikolaus. Dieser war der
                                             Fendstraße nach Erasmus Fend aus dem   Schutzheilige für die an Seuchen Erkrankten,
           Umbenennungen                     16. Jahrhundert, Geschichtsforscher; Bäcker-  die hier im 15. Jahrhundert in einem isolier-
                                             straße – Beichstraße nach Franz Beich   ten Gebäude außerhalb der Stadt München
           Die alten Straßennamen in Schwabing bezo-  (1665–1748), Maler; Pfarrstraße – Haimhau-  leben mussten. Alle anderen Straßen erhiel-
           gen sich meist auf örtliche Gegebenheiten.   serstraße nach Johann von Haimhausen   ten ihre Benennungen im Rahmen der bauli-
           Im Jahr der Eingemeindung 1890 fanden   (1708–1793), Politiker und Wissenschaftler   chen Entwicklung Schwabings erst später.
           nun zahlreiche Umbenennungen statt, teils   sowie die Prinzenstraße, die zur Mandlstraße
           weil sich gleichnamige Straßen bereits in   nach Johann von Mandl (1588–1666),
           München befanden und zu Verwechslungen     einem Politiker, wurde.   Dörfliche Bausubstanz
           hätten führen können. Aus der Maffeistraße
           wurde die Feilitzschstraße nach Maximilian                          Aus der Zeit der Eingemeindung im Jahr
           von Feilitzsch (1834–1913), bayerischer   Unveränderte Benennungen  1890 haben noch erstaunlich viele Gebäude
           Staatsminister des Innern; aus der Schul-                           die Zeiten überdauert. An den dörflichen
           straße wurde die Occamstraße nach William   Bestehen blieben die Wagnerstraße nach   Charakter Schwabings erinnert zum Beispiel
           Occam (1300–1350), eigentlich Ockham,   den dort ansässigen Wagenbauern; die   ein Teil der Bebauung der Gunezrainerstra-
           englischer Philosoph, Gegner des Papsttums,  Marktstraße nach dem ehemaligen Pferde-   ße, wo der Wohnteil eines ehemaligen Vier-
           lebte unter dem Schutz von Kaiser Ludwig   und Rindermarkt; die patriotische Sie-  seithofs des späten 18. Jahrhunderts einer
           dem Bayern (1282–1347) in München, wo er  gesstraße nach dem Sieg Deutschlands über   Gruppe von Kleinhäusern gegenübersteht.
           auch starb; aus der Schlossstraße wurde die   Frankreich 1870/1871; die Ursulastraße   Die Liste der Baudenkmäler führt hier die
           Werneckstraße nach Reinhard von Werneck   nach der Dorfkirche Sankt Ursula, heute   Hausnummern 6, 7, 8 und 9/10 auf. Weitere




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