Page 20 - Taxikurier August 2022
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Na ja. Dass es Mitte oder Ende der 2030er Aber weiter mit dem Paketpostgelände: Ob die „Teilnehmer*innen" bei der Vorstel-
Jahre (Abschluss der Bauarbeiten) noch solange kein Oberschlauer einen Grund lungsrunde ihre Namen tanzen mussten
viele Verbrenner-Autos geben wird, darf findet, den Denkmalschutz bei der faszi- oder sich am Schluss händchenhaltend und
bezweifelt werden. Und selbst wenn: wo nierenden, hässlich-schönen Paketpost- sich gegenseitig tief in die Augen schau-
gehen deren Abgase denn hin? Werden die halle aus zuhebeln (vergl. „Starnberger end im Kreis aufstellten, war leider nicht
von den Tunnelwänden absorbiert? Welcher Bahnhof” im letzten Heft), wird sie gott- zu erfahren. Und leider erst recht nicht,
Anwohner soll sich hier von Lärm gestört lob bleiben, aber nebendran sollen zwei was uns Steuerzahler diese Veranstaltung
fühlen? Und glaubt Hoffmann wirklich, jeweils 155 Meter messende Hochhäuser gekostet hat.
dass die grünroten Parkplatzvernichter ei- entstehen.
ner Lösung zustimmen, die für neue Stell- Und alles ist ein völlig überflüssiger Ho-
plätze sorgt? Schrottis Tipp: Denkmaschine Im Jahr 2018 verkaufte die Post das ganze kuspokus, weil die Meinung von gerade
neu starten und abwarten, was passiert. Gelände an die „Büschl”-Unternehmens- einmal 112 Bürgern – Verzeihung: Bür-
gruppe, die uns erst im Juni-Heft als In- ger*innen – bei rund 1,5 Millionen Einwoh-
Aber jetzt vom Tunnel zum … vestorin bei der Großmarkthalle begegnet nerinnen sowas von unrepräsentativ ist,
ist. Die Büschelisten wollen an der Arnulf- dass es kracht.
straße jetzt eben die besagten Hochhäuser,
TURMBAU angeblich auch zu Wohnzwecken, bauen. Derweil träumt SPD-Fraktionschef Christian
Dazu legten die Architekten eine bildliche Müller laut MM vom 20. Juni immer noch
Der „Turmbau zu Babel” ist eine biblische Animation vor, bei der sich die Hochhaus- davon, mit den Neuhauser Twin-Towers
Erzählung aus dem Alten Testament. In türme geradezu sphärisch, wie feengleich „zentrumsnah bezahlbaren Wohnraum”
einem Land namens Schinar (heute etwa sich in der umgebenden Luft auflösende, schaffen zu können. Ha ha, der Mann hat
Nord-Irak) wollten die Bewohner einen wolkengleiche Gebilde darstellen und op- Humor!
Turm bauen, der bis in den Himmel reichen tisch fast mit dem Hintergrund verschmel-
sollte. Gott sah darin jedoch den unzulässi- zen. Ein billiger Taschenspielertrick, eine
gen Versuch, ihm gleichzukommen, und freche Leute - Verarsche! UNGLAUBLICH
verwirrte deshalb ihre Sprache („babyloni-
sche Sprachverwirrung” – Ähnlichkeiten Im Auftrag der Stadt hatte letztes Jahr das Trotz Schrottis Unkenrufen noch im letzten
mit unserem früheren Taxi-Sprechfunk wä- den Grünen nahestehende Berliner Institut Heft will die Bahn doch tatsächlich prüfen,
ren übrigens rein zufällig), so dass sie sich „Nexus" von insgesamt 112 „zufällig aus- ob auf dem Dach der Münchner HBF-Gleis-
gegenseitig nicht mehr verstehen konnten gewählten" Münchnern deren Meinung zu halle (28.000 m²) eine Photovoltaikanlage
und ihre Bemühungen aufgeben mussten. den geplanten Türmen eingeholt und ver- installiert werden kann. Zuvor hatte sie
Turm- Projekt abgebrochen, Ende der Durch- meldete als Ergebnis eine weit überwiegen- dies noch aus „statischen Gründen” abge-
sage. de Zustimmung zum Bau der 155 Meter ho- lehnt, aber die Statik ist halt auch nicht
hen Wolkenkratzer. Die „Teilnehmer*innen" mehr das, was sie mal war. Jetzt kommt
Nicht so in München. Aber der Reihe nach: des „Bürger*innengutachtens" wurden je- erst mal eine Machbarkeitsstudie – ein
an der Ecke Arnulf ⁄ Wilhelm-Hale-Straße weils vier (!) Tage lang mit verschiedenen Wort, bei dem der Schreiber regelmäßig
liegt das ehemalige Paketpost-Gelände mit Arbeitseinheiten in Kleingruppen („Pla- zusammenzuckt.
ca. 8,7 Hektar (87.000 Quadratmeter), nungszellen") beschäftigt.
auf dem wie eine aufgeschnittene Tonne Aber bleiben wir noch kurz bei der Bahn.
auch die berühmte und denkmalgeschützte Ein kleiner Auszug: an Tag 1 stand zur ers- Deren Chef Richard Lutz stellte im MM vom
Paketposthalle (1969 fertiggestellt) mit ten Arbeitseinheit (8.30 – 1 Uhr) die Begrü- 23. Juni einen Sanierungsstau in Höhe von
ihrer Spannweite von 147, Höhe von 27 ßung an, zu der u.a. Geländeeigentümer 60 Milliarden Euro fest. Die in den letzten
und einer Länge von 124 Metern liegt. Ralf Büschl sein Projekt vorstellen durfte. Jahren abmontierten Überholgleise, Wei-
15 Bahngleise führten dereinst in die Halle In den folgenden eineinhalb Stunden chen usw. sollen wieder neu gebaut und
mit einer Grundfläche von rund 20.000 m², (10.30–12 Uhr) durften u. a. die Herren überhaupt die vielen maroden Strecken
wo dann die Postsendungen aus den Wag- Pierre de Meuron und Robert Hösl vom saniert werden. Verkehrsminister Wissing
gons ausgeladen und sortiert wurden. bereits beauftragten Architekturbüro Her- (FDP) kündigte einen Umbau des Konzerns
zog & de Meuron ihren Masterplan vorstel- an. Die Infrastrukturtöchter der Bahn sol-
Einschub: als der Schreiber in seinem ers- len. Und so weiter. Pro Tag wurden jeweils len zum 1.1.2024 zu einem „gemeinwohl-
ten Leben als Beamter im Versorgungsamt vier 90-minütige Arbeitseinheiten absol- orientierten Unternehmen” zusammenge-
München I in der Richelstraße 17 arbeitete viert, und das vier Tage lang. Unternehmer fasst werden. Mit anderen Worten (und da
(jetzt bitte keine dummen Bemerkungen, Büschl und Architekt de Meuron durften wären wir wieder bei der Verbalkosmetik),
von wegen „Beamter und arbeiten – ha später jeweils auch noch mal vor Beginn die genannten Kosten trägt die Gemein-
ha!”), hatten er und seine Kollegen von der Arbeitsgruppen sprechen... Übrigens schaft der Steuerzahler, Gewinne privatisie-
der Südseite des Hauses das unvergleichli- alles nachzulesen auf 83 Seiten unter ren, Kosten sozialisieren – wie üblich.
che Vergnügen, auch im Hochsommer und www.muenchen.de – Unterpunkt
natürlich ohne Klimaanlage, die Fenster „Bürger*innengutachten PaketPost-Areal
„freiwillig” schließen zu dürfen, weil einen München”. Die falsche Schreibweise ZUM SCHLUSS
das ständige Aufeinanderknallen der Wag- „PaketPost-Areal" ist vom Original so
gons am Rangierbahnhof (Zaun an Zaun übernommen. Hoffentlich sind die Leute Der G7-Gipfel in Elmau bei GAP ist vorbei
mit dem Amtsgebäude) wirklich in den im Bauen besser als in der deutschen und war, wie üblich bei diesen Treffen der
Wahnsinn trieb. Rechtschreibung. Sonnenkönige, mit geschätzten 200 Millio-
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