Page 4 - Taxikurier August 2022
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Portraits: atelier-tacke.de
EDITORIAL
EIN JAHR DANACH
Nun ist es fast ein Jahr, dass das neue Personenbeförderungs- Ebenfalls nicht die Erwartungen erfüllen konnten Optionen wie
gesetz am 2. August 2021 in Kraft trat. Viele Monate und Jahre der Tarifkorridor, weil es zwar grundlegend gute Gedanken hierfür
des Widerstandes im Vorfeld haben dafür gesorgt, dass das von gibt, jedoch die Ausführungsverordnung und die Umsetzbarkeit
Lobbyisten geplante „Mietwagenbesserstellungsgesetz“, das der mangels Vollzugs in der Verwaltung nach über einem Jahr noch
damalige Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer der Branche keinen Schritt weiter sind als zum Zeitpunkt des Inkrafttretens
verpassen wollte, letztendlich doch noch nur einen „milden des Gesetzes, sodass wir quasi im Prinzip einen Schritt vor und
Verlauf“ erfuhr. Aktionen wie die „Scheuerwehr“ und zahlreiche zwei zurück gegangen sind.
andere Initiativen bewirkten, dass im neuen PBefG doch noch
das Schlimmste abgewendet werden konnte. Blickt man aber nun Fazit: Es fehlt uns gutes Personal. Es fehlt uns die gute alte
nach einem Jahr zurück, was aus dem neuen PBefG in der Praxis Ortskundeprüfung, die von Vielen lange Zeit gehasst wurde,
geworden ist, muss man ernüchtert feststellen, dass viele An- weil sie als eine der schwersten in ganz Deutschland galt –
sätze immer noch in den Kinderschuhen stecken oder aufgrund allerdings aber auch dafür sorgte, dass München über Jahr-
Untätigkeit des Bundesministeriums für Verkehr und Digitales zehnte die besten Taxifahrer in der ganzen Bundesrepublik
seit einem Jahr stillstehen. hatte.
Der Wegfall der Ortskundeprüfung ist bereits erfolgt, die Neu - Derzeit bleibt uns also nur die Hoffnung, dass wir in Zusam-
installation ist aber bis jetzt nur Theorie. Ein Großteil des menarbeit mit unserer Genehmigungsbehörde, dem Taxibüro
Fahrpersonals, das auf Grund dieser Lücke ins Taxigewerbe im KVR, zumindest im Bereich der Umsetzung des Tarifkorri-
strömt, ist an Qualität nicht zu unterbieten und sorgt für einen dors als auch beim Kontrolldienst gegen illegale Mitbewerber
Service- und Qualitätsverlust in unserer Branche, wie wir ihn wie ortsfremde Plattform- bzw. Mietwagenbetreiber mit
noch nie gesehen haben und hatten. Auch die von den großen auswärtigen Betriebssitzen in Kürze wieder einen Schritt
Taxizentralen selbst ini tiierten sogenannten Firewalls, um weiterkommen werden und den Kampf dagegen in aller Härte
Schaden vom Gewerbe ab zuwenden auf Grund mangelhafter fortführen können.
Sprach- und Dienst leistungs verständnisse, können dieser Ent-
wicklung nur bedingt Widerstand leisten. Der Schaden am Taxi-
gewerbe aufgrund minderqualifiziertem Fahrpersonals wird auch Ihre Taxi-München eG
noch kommende Generationen belasten.
Thomas Kroker, Jörg Wohlfahrt, Ertekin Kocer
Die neu eingeführte Mobilitätsdatenverordnung wird mittler - (Der Vorstand der Taxi-München eG)
weile zur Farce, nachdem es bereits zwei Änderungsverordnungen
hierzu gibt und die aktuelle Regierung, geprägt durch die Ein-
flüsse der FDP, von der Mobilitätsdatenverordnung weg in Rich-
tung eines sogenannten Mobilitätsdatengesetzes strebt. Die von
Behörden und dem Gewerbe freudig erwartete Option der Über-
wachung durch Einsicht in die Bewegungsdaten ist quasi ad
absurdum gestellt, weil die dynamischen Daten auf Grund der
letzten Gesetzesänderung nicht mehr geliefert werden müssen.
Hier hat auch der Widerstand des größten Beförderungsunterneh-
mens, der Deutschen Bahn, einen entscheidenden Beitrag zu
dieser Entwicklung geleistet.
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