Page 4 - Taxikurier Juli 2023

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EDITORIAL

WENDE, WENDE, WENDE …

Der Begriff Wende begleitet Deutschland seit den späten 80er ausmalen. Heute ist es Realität. Dabei bieten vom Individualver-
Jahren. Die Bürger der ehemaligen DDR wollten ihre Staatsform kehr befreite Stadtzentren die Chance für das Taxi, ja legen quasi
und vor allem diese Regierung nicht mehr länger ertragen das Fundament für die Zukunft des freundlichen, hilfsbereiten
müssen, es bahnte sich die Wiedervereinigung an. Im Prinzip Taxlers, der seine (der demographischen Entwicklung sei Dank)
war es keine Wende, sondern es war eine Revolution mit dem älter werdende Kundschaft in die Innenstadt und wieder nach
Ergebnis der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Hause bringt – als Teil des ÖPNV.
Heute spricht man über diese Epoche als Wendezeit und das, was Der FC Bayern wurde mit viel Glück zum elften Mal in Folge
danach kam, als Nachwendezeit. Wende heißt Wandel und Verän- Deutscher Meister. Nach dem am Ende doch glücklichen Titel-
derung. Heute beschäftigen uns Wenden mehr denn je: Energie- gewinn stehen auch in der kommenden Saison zahlreiche Spiel-
wende, Verkehrswende, Mobilitätswende, Klimawende, Work-Life- tage in der Allianz-Arena im Kalender und werden auch wieder
Balance- Wende, Ideologie-Wende, … kurzum, alles ist im Wandel. für die Taxis viel zusätzlichen Umsatz generieren.
Unter dem Deckmantel einer Wende versucht jeder, seine Ideologie
dem Rest der Menschheit als die einzige Wahrheit zu verkaufen. Mittlerweile gibt es Phasen, in denen mehr Mietwagen-Fahr-
zeuge auf Münchens Straßen gezählt werden als Taxis. Knapp
Schauen wir uns die Verkehrswende einmal genauer an. Seit etwa 3.600 Taxis gab es 2010 in München, inzwischen sind es et-
zehn Jahren gibt es Bestrebungen, das Auto aus den Innenstädten was mehr als 3.000. Knapp 20% weniger Taxis in exakt dem
zu verbannen. seit etwa zehn Jahren wehrt sich das Taxigewerbe Zeitraum, in dem sich eine Mietwagen-Flotte formiert hat, die
gegen Mitbewerber aus allen Himmelsrichtungen. Eine Situation, in einer Stärke von bis zu 1.600 Fahrzeugen, viele davon mit
die vor 15 Jahren noch unvorstellbar war. Das Taxi war der Platz- auswärtigen Betriebssitzen, faktisch Taxiverkehr in München
hirsch, und wenn es überhaupt einen Konkurrenzgedanken gab, ausführt. Auch hier ist wieder der Begriff der Wende des Pu-
dann betraf dies entweder eine zweite Taxizentrale am selben dels Kern, nämlich die Generationen-Wende: Waren früher
Ort oder eindringende Taxis aus benachbarten Gemeinden. Dass Qualität, Service und Auftreten im Fokus, dominiert heute
internationale (oder auch nationale) Kannibalen zu jedem Preis knallhartes Preisbewusstsein. Der Billigste gewinnt und der
und unter Missachtung zahlreicher Gesetze und Vorschriften den Preis muss vorher bekannt sein. Vorbei sind Zeiten, wo man
funktionierenden Markt der Personenbeförderer zum Erlangen gerne in ein Taxi steigt und am Ende den Preis nach Taxa-
einer eigenen strategischen Marktbeherrschung ruinieren möch- meter bezahlt. Der Kunde möchte wissen was es kostet –
ten, konnte sich niemand auch nur in den kühnsten Träumen bevor die Fahrt beginnt.

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