Page 30 - Taxikurier August 2023
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WAS MACHT EIGENTLICH? …
➔ NICOLE HOCHMUTH
Von Birgit Heller
Da wir im vergangenen halben Jahr einige neue Kolleginnen und Kollegen in unseren Reihen begrüßen konnten,
wird die kleine Vorstellungsreihe fortgesetzt. In dieser Ausgabe …
Ich hatte 2015 meinen Taxischein gemacht und bin dann bei den
Firmen Syntaxa Taxibetriebs GmbH und Balantax GmbH als
Wochen endfahrerin tagsüber eingestellt worden. Als dann 2018
mein Sohn geboren wurde, war Taxifahren für mich keine Option
mehr. 2020 wurde meine Tochter geboren, was zur Folge hatte,
dass ich mich ganz auf meine Mutterrolle konzentrierte.
TAXIKURIER – Du bist seit 2015 Taxi gefahren.
Was hat Dich an dieser Arbeit fasziniert?
NICOLE HOCHMUTH – Ich liebe das Autofahren und den Kontakt
mit den verschiedensten Leuten. Man lernt immer neue Menschen
kennen, die oft auch aus ihrem Leben erzählen.
Dabei ist besonders die Vielfalt der Lebenswege und Anschauun-
gen der Fahrgäste faszinierend. Man erlebt im Taxi nichts, was es
nicht gibt. Diese Erfahrungen und Eindrücke mit dem Geldverdie-
nen zu kombinieren, ist großartig. Wenn ein Fahrgast zufrieden an
Nicole Hochmuth (Vorstandsassistentin) seinem Ziel ausgestiegen ist, war ich das auch. Als alleinerziehen-
de Mama von zwei kleinen Kindern kommt das Taxifahren jetzt
Nicole Hochmuth bereichert das Team der Verwaltung der Taxi- aber nicht mehr in Frage. Da setzt man ganz andere Prioritäten.
München eG seit Februar 2023. Die engagierte allein erziehende Außerdem hat sich in unserer Branche viel verändert. Der Zusam-
Mutter zweier Kinder hat sich bereits in ihrem neuen Aufgabenbe- menhalt der Taxler, von dem mein Vater immer sprach, ist so nicht
reich gut eingearbeitet und beweist als Vorstands assistentin ihr mehr vorhanden. Das Berufsethos ist seltener geworden. Viele
Organisationstalent. Fahrer sehen den Beruf nicht mehr als Berufung, sondern nur
als Job. Natürlich habe ich auch gern mit dem Taxifahren Geld
TAXIKURIER – Du hast Deine Ausbildung als Rechtsfachwirtin verdient, aber für mich war das Besondere, Leidenschaft für das
erfolgreich abgeschlossen und auch als solche gearbeitet. Woher Taxigewerbe und Geldverdienen zu verbinden.
kommt Deine Affinität zur Taxibranche?
TAXIKURIER – Hattest Du als Fahrerin auch negative Erlebnisse?
NICOLE HOCHMUTH – Als Tochter eines ehemaligen Taxiunterneh-
mers bin ich mit dem Taxibetrieb aufgewachsen. Schon als Kind NICOLE HOCHMUTH – Leider bin auch ich von negativen Erlebnis-
durfte ich mit ihm im Taxi mitfahren, wenn keine Fahrgäste dabei sen nicht verschont geblieben. Fahrgäste, die nicht zahlen wollten
waren. So wurde das Taxigewerbe und Autofahren überhaupt meine oder alles Besser wussten, passieren jedem Taxler. Vielleicht haben
Leidenschaft. Es war für mich faszinierend, Fahrgäste zu beför- einige Fahrgäste mich als junge Frau auch etwas besser behandelt,
dern, diese gut an ihr Ziel zu bringen und damit Geld zu verdie- als andere Fahrer. Da ich nur tagsüber gefahren bin, sind mir zum
nen. Besonders die Erzählungen meines Vaters aus dem Taxileben Glück die ganz schlimmen Sachen erspart geblieben.
fand ich sehr spannend.
TAXIKURIER – Welches Aufgabengebiet umfasst heute Deine
TAXIKURIER – Wie sah Dein beruflicher Werdegang aus? Tätigkeit, wo liegen die Schwerpunkte?
NICOLE HOCHMUTH – Nach meiner Ausbildung zur Rechtsanwalts- NICOLE HOCHMUTH – Als Vorstandsassistenz bin ich für alle
fachangestellten und anschließender Fortbildung zur Rechtsfach- drei Vorstände zuständig. Das Aufgabengebiet umfasst neben den
wirtin habe ich mir umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen in typischen Bürotätigkeiten auch die Terminkoordination, Vorberei-
verschiedenen Firmen und Kanzleien angeeignet. Bis zur Geburt tungen von Konzessionsübertragungen oder auch Meetings – kurz
meines ersten Kindes habe ich in einer Anwaltskanzlei in München gesagt, meine Aufgabe ist es, den Vorstand zu unterstützen und
gearbeitet. Zusätzlich bin ich jedes Wochenende Taxi gefahren. die Arbeiten vorzubereiten.
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