Page 28 - Taxikurier August 2023
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Und tatsächlich sind das nur Sandkasten- grundlage” herunter. Einschub: das hat 30. November 2020 zwischen den Herrn
spiele von Leuten, die keine Ahnung von schon beim Schreiber in der Schule nicht Dingsbums ... äh ... Söder und Andreas
der Materie haben, aber wie ein Spielsüch- mehr funktioniert, wenn er dem Mathe- Scheuer ging, da die Staatskanzlei die Ge-
tiger im Casino mit unseren Steuergeldern lehrer seine Zahlen als „Diskussionsgrund- sprächsmitschrift als geheim eingestuft
um sich werfen und dabei auch noch Teile lage” zu verkaufen versuchte. Aber weiter hat. So einfach ist das! Half aber dummer-
des ÖPNV lahmlegen dürfen. mit Kerstin Schreyer: weise nicht so viel, denn es lag auch der
Aktenvermerk eines Mitarbeiters von
Daraufhin wandte sie sich schriftlich an Staatskanzleichef Florian Herrmann vor,
STELLWERK Bundesverkehrsminister Scheuer (CSU), der der das Gespräch Scheuer ⁄ Söder über das
freilich vor dem U-Ausschuss (siehe letzten Stammstreckendesaster so zusammenfasste:
Am 14. Juni (Dienstag) kam es zwischen TAXIKURIER) bereits abgestritten hat, den „Man war sich einig, dass der Ministerprä-
9.00 und 9.20 Uhr wegen einer Stellwerk- Brief überhaupt erhalten zu haben. Die sident sich nicht äußern sollte. Man will
störung am Ostbahnhof einmal mehr zum Grünen erstatteten deshalb übrigens noch das Ganze dilatorisch behandeln bis nach
Totalstillstand aller S-Bahnen auf der am 6. Juni Strafanzeige gegen Scheuer we- der Bundestagswahl”. Nach Angaben von
Stammstrecke vom Ostbahnhof bis Pasing. gen uneidlicher Falschaussage. Schließlich, Ausschussmitgliedern konnte sich Söder im
Bis der Fahrplan wieder im Takt war, dauer- so Schreyer, schrieb sie an Söders Staats- nicht-öffentlichen Teil seiner Vernehmung
te es wie üblich einige Stunden. Das Stell- kanzlei und forderte einen Runden Tisch bedauerlicherweise an dieses Gespräch mit
werk mit seiner alten Relaistechnik stammt mit der Bahn, um die Dinge zu klären. Scheuer nicht mehr erinnern. So ein Pech
aus dem Jahr 1971, ein neues, elektroni- Söders Amtschefin notierte handschriftlich aber auch. Bei einem Satz in seiner Befra-
sches wird seit 2021 gebaut und sollte im auf diesem Schreiben „Alarm" und empfahl gung hat unser Maggus allerdings ganz
Juni 2023 in Betrieb gehen. Gerade mal ei- ebenfalls ein sofortiges Gespräch mit der bestimmt nicht gelogen: „Mein Eindruck
nen Monat vorher, also im Mai 2023, teilte Bahn. Doch dann, so Schreyer, passierte: ist, dass die Bahn nicht mehr kontrollierbar
die Bahn plötzlich mit, dass die Inbetrieb- nichts. Auf ihre Nachfragen habe es immer ist”. Wo er Recht hat, hat er Recht.
nahme der neuen Schaltstation wohl nicht geheißen, „es kommt noch". Es kam aber
vor August 2024 (!) stattfinden werde. nichts mehr. Schließlich habe sie „verstan-
Denn von 400 Kilometern Kabel seien 300 den, dass es keinen Sinn mehr macht, ZUM SCHLUSS
noch nicht verlegt worden, und auch zahl- nachzufragen”.
reiche Signale müssten erst noch errichtet „Spielplätze sollen gendergerecht sein”,
und angeschlossen werden. Und schließ- Dann kam Maggus’ Auftritt am 15. Juni vor übertitelte der Merkur einen Bericht vom
lich, so ein Bahn-Sprecher, sei das beste- dem Ausschuss. Ja, seine Amtschefin (die 15. Juni. Was hat es damit auf sich?
hende System mit über 1.000 Zugfahrten mit dem „Alarm”) habe an anderer Stelle Zu den Hintergründen: die Stadt München
täglich so extrem ausgelastet, dass der durchaus mal vermerkt, „hier bahnt sich hat schon 2016 die „Europäische Charta für
Prüf- und Abnahmeprozess dadurch noch ein großes Desaster an”, und man werde die Gleichstellung von Männern und Frauen
anspruchsvoller werde. Hallo Leute: wollt von der Bahn „systematisch für dumm ver- auf lokaler Ebene” unterzeichnet. Dazu hat
Ihr uns wirklich erzählen, dass Euch das kauft", aber die DB, so Söder, habe die der Bauausschuss der Stadt unter Führung
erst einen Monat (!) vorm Termin aufgefal- Zahlen trotz vorliegender „Indizien” ein- von Frau Dr. Ing. Jeanne- Marie Ehbauer
len ist? Der Grad der frechen Unfähigkeit fach „nicht geliefert (...) die Sorge war da, (Grüne) am 14. Juni 2023 u.a. folgendes
dieser Chaos-Combo auf der nach unten aber die Zahlen gab es nicht". Warum mit verlautbart: „Darin ...” (in der Charta)
offenen Münchhausen-Skala ist schon gar der Bahn keine Auskunftspflicht vereinbart „ ... verpflichtet sich die Landeshauptstadt
nicht mehr zu messen! worden sei, wollte Bernhard Pohl (FW) München explizit sicherzustellen, dass
wissen. Söders Antwort: „Ich kann mich Mädchen, Jungen, trans-, nicht-binäre und
nicht erinnern, dass eine solche Diskussion intergeschlechtliche junge Menschen, die
UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS geführt worden wäre”. Schrottis Zwischen- gleichen Möglichkeiten und den gleichen
frage: warum eigentlich nicht? Martin Zugang zu Sport-, Freizeit- und Kulturein-
Am Dienstag, 6. Juni, trat die ehemalige Runge (Grüne) brachte den Aktenvermerk richtungen und -aktivitäten haben’”.
bayerische Verkehrsministerin Kerstin eines Referatsleiters vor, der Söder eine Deshalb müssten auch gendergerechte
Schreyer (CSU, 2 ⁄ 20 bis 2 ⁄ 22) vor den „dilatorische ... ” (also hinhaltende) Spielplätze eingerichtet werden, was ihr
U-Ausschuss des bayerischen Landtags zur „ ... Behandlung” der Sache empfahl, da die Referat jetzt in Angriff nehme. Allerdings
zweiten Stammstrecke auf und berichtete, Stammstrecke so kurz vor der damaligen stimmt das so nicht, weil in Artikel 20 der
dass ihre Beamten im September 2020 in Bundestagswahl „kein Gewinnerthema” sei. von München unterzeichneten Charta
einem Gespräch mit der DB bereits von Nein, meinte Maggus, laut Merkur vom (Schrotti hat das für diesen Beitrag alles
Kosten in Höhe von 5,2 Milliarden (statt 16. Juni sich gleichzeitig ein Stück Semmel gelesen!) die „trans-, nicht-binären und
3,8) und einer Fertigstellung in 2034 (statt in den Mund steckend und dann mit vollem intergeschlechtlichen jungen Menschen”,
2028) erfahren hätten. Aber mit ihrer For- Mund redend, die Vermerke des „sehr enga- überhaupt nicht aufgeführt sind, weil sie
derung um genauere Daten sei sie bei der gierten Mitarbeiters” habe er nie gesehen, nämlich damals noch gar nicht erfunden
Bahn abgeblitzt. Das berühmte Streitge- wie er auch nicht alle Vorgänge des „Herrn waren. Schrottis Frage: soll es künftig
spräch mit Pofalla (damals im Vorstand der Ansgar Dingsbums” (ein Mitarbeiter des Schaukeln „nur für transgeschlechtliche
Bahn) am 5. Oktober 2020 habe damit ge- Bundesverkehrsministeriums) kennen müs- Kinder” oder Sandkästen „nur für nicht-
endet, dass Pofalla sie angeherrscht habe, se. Arroganz pur. binäre” geben? Der Schreiber wünscht dem
es sei unglaublich, Zahlen so hinauszupo- Kind, das dort spielt, jetzt schon viel Ver-
saunen. Später spielte Pofalla die Zahlen in Und dann wurde die Öffentlichkeit ausge- gnügen. Warum kann man eigentlich Kinder
einem Brief an Schreyer als „Diskussions- schlossen, als es um ein Gespräch am nicht einfach Kinder sein lassen?
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