Page 15 - Taxikurier Mai 2022
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PHÄNOMEN TRICKBETRUG


            ➔ GELDTRANSPORT DURCH TAXIFAHRER*INNEN









           Für ein Interview zum Thema „Trickbetrug unter Einbeziehung von Taxifahrer*innen“ stand
           uns Kriminalhauptkommissar Michael Riehlein vom Polizeipräsidium München Rede und Antwort.
           Er arbeitet im Kommissariat 105 und ist Zuständig für Prävention und Opferschutz.



           TAXIKURIER: Herr Riehlein, das Phänomen „Enkeltrick“, bei dem   MICHAEL RIEHLEIN: In der jüngsten Vergangenheit sind vermehrt
           ältere Menschen durch eine perfide Geschichte und geschickte Ge-  Fälle bekannt geworden, bei denen dieser „Bote“ ein telefonisch
           sprächsmanipulation um ihre Ersparnisse gebracht werden, ist nun   beauftragter Taxifahrer*in war, der zu einer Abholadresse beordert
           schon einige Jahre bekannt. Wir berichteten bereits mehrfach hier   wurde, um eine Tasche oder ähnliche Behältnisse entgegen zu
           im Taxikurier darüber. Gibt es jetzt Veränderungen im Tatablauf?  nehmen. Der Fahrtauftrag ging dann an eine Zieladresse, die
                                                                mitunter auch in größerer Entfernung lag.
           MICHAEL RIEHLEIN: Wir verzeichnen eine Reihe von Abwandlun-
           gen der vorgetäuschten Lebenssituationen. Herausragend sind je-  TAXIKURIER: Wie sollten sich Taxifahrer*innen verhalten, wenn
           doch Taten, die wir als „falsche Polizeibeamte“ bezeichnen. Ich   sie den Verdacht haben, dass sie eine solche Fahrt durchführen?
           beschreibe Ihnen kurz den Tatablauf: Die Täter geben sich am Te-
           lefon als Polizeibeamte aus. Dabei täuschen sie sogar oft mittels   MICHAEL RIEHLEIN: Anhaltspunkte für dieses Tatgeschehen
             sogenannter Caller-ID-Spoofing vor, dass sie mit der Nummer   können sein:
           „110“ oder „089-110“ anrufen. So erschleichen sie sich bereits
           über die Anzeige auf dem Telefon-Display das Vertrauen ihrer   ➔ Telefonische Beauftragung einer Kurierfahrt
             Opfer. Die richtige Polizei wird nie mit der Nummer 110 anrufen.   ➔  Der Zielort kann auch deutlich  außerhalb
                                                                der Abholregion liegen.
           Mit geschickter Gesprächsführung geben die Betrüger vor, dass die   ➔ Die Zieladresse kann sich während der Fahrt ändern.
           Angerufenen im Visier von Einbrechern seien, die es auf das Geld   ➔  Die zu transportierende Tasche wird oft von lebensälteren
           und die Wertsachen abgesehen haben. Die falschen Amtsträger     Menschen ausgehändigt.
           täuschen dabei vor, dass die Wertsachen nun weder zu Hause noch   ➔  Die Aushändiger können oder dürfen das Fahrtziel auf
           auf der Bank sicher seien. Deshalb sollen die Opfer ihre Wertsa-    Nachfrage nicht nennen.
           chen, wie Schmuck und Bargeld, zusammenpacken und zusätzlich
           ihre Konten leeren. Es wird ein Bote vorbei geschickt, der das Geld   Liegen solche Anhaltspunkte vor und Sie können ohne Eigenge-
           und alle Wertgegenstände „in Sicherheit“ bringt.   fährdung die Polizei kontaktieren, zögern Sie nicht, setzen Sie
                                                                bitte unverzüglich einen Notruf 110 bei der Polizei  ab. Geben Sie
           TAXIKURIER: Und dabei werden unsere Kollegen*innen als   an, dass Sie vermutlich gerade eine Kurierfahrt „falscher Polizei-
             Taxikuriere missbraucht?                         beamter“ durchführen. Die Notruf-Zentrale der Polizei wird Ihnen
                                                              weitere Anweisungen geben.
                                                          istockphoto  Helfen Sie bitte mit, dass solche Täter ermittelt werden können und
                                                              Mitbürger nicht ihre gesamten  Ersparnisse verlieren. Vielen Dank!

                                                              TAXIKURIER: Danke Herr Riehlein für diese Ausführungen. Aber
                                                              beim Phänomen „falsche Polizeibeamte“ gibt es doch noch eine
                                                              weitere Auffälligkeit.

                                                              MICHAEL RIEHLEIN: Damit die Geschädigten auch wirklich alle
                                                                Ersparnisse an die „falschen Polizeibeamten“ übergeben, werden
                                                              sie aufgefordert, auch sämtliche Konten bei ihrer Bank zu leeren.
                                                              Für die Fahrt zur Bank wird durch die Täter telefonisch ein Taxi
                                                              zur Wohnadresse der Opfer bestellt. Die Opfer werden dabei oft
                                                              am Mobiltelefon durch die Täter „begleitet“ und geleitet.
                                                              Das Taxi soll in der Regel vor der Bank warten. ➔






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