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1876 Zollstraße). Noch näher an der The- nannt 1860 anlässlich seines hundertsten könig lichen Zolladministration nebst Hof-
resienwiese lagen die naturnah benannte Geburtstages: „Neben Goethe bisher raum bildet deren östliche Begrenzung.“
Kleestraße (seit 1905 Hermann-Lingg- Deutschlands größter Dichter. Beide haben Entlang des Anstieges zur Landsberger Stra-
Straße) sowie die Heustraße (ebenfalls seit im 19. Jahrhundert durch ihre vorzüglichen ße lagen wegen des Gleisanschlusses die
1905 Paul-Heyse-Straße). Und direkt auf Schriften den deutschen Geist bei allen üb- ehemaligen Pschorr- und Hackerbrauereien,
die Pferderennbahn auf der Theresienwiese rigen Kulturvölkern zu höchstem Ansehen die 1894 fertiggestellte Hackerbrücke über
bezog sich die Rennbahnstraße, die seit gebracht.“ Bis dahin hatte die Straße – die Bahnanlagen hält die Erinnerung an den
1909 Martin-Greif-Straße heißt. Und nicht wie oben bereits erwähnt – etwas lachhaft Namen wach. Aber hier waltete – nebenbei
zu vergessen der Angerweg, ein alter Name Singstraße geheißen. An solchen Adressen bemerkt – auch der Henker seines Amtes.
für eine Wiese und seit 1886 als Sankt- wohnte das Bürgertum natürlich gern. Rambaldi: „Am Beginn der Landsberger
Paul-Straße und Sankt-Pauls-Platz bekannt. Während des Zweiten Weltkrieges (1939– Straße, dort wo die von Sendling herziehen-
1945) erlitten die Bahnanlagen als wichti- de Höhe sie schneidet und jetzt der große
ge Infrastruktur schwere Bombenschäden, Pschorrkeller sich befindet, stand einst der
Bahnhof und Straßennamen so auch in München. Deshalb kamen auch Galgen mit dem Rad, und daher hieß man
die Gebäude in der Nähe des Hauptbahnho- diesen Platz bis in unsere Tage ,Am Galgen-
Der erste Münchner Bahnhof entstand im fes zu starken Schäden, während die weiter berge‘.“ Bis 1778 wurde hier vor großem
Jahr 1839 westlich der Hackerbrücke. Die entfernten weniger oder gar nicht litten. Publikum zur Abschreckung, aber auch als
Holzkonstruktion brannte bereits 1847 ab, Nach dem Krieg entwickelte sich die Rui- schauriges Spektakel öffentlich mit dem
vermutlich infolge Brandstiftung durch nen der zerstörten Bahnhofsgegend zu Strang hingerichtet und auf dem Rad gefol-
Spediteure, die Waren mit ihren Pferden einem Schwerpunkt der Kriminalität und tert, während die Köpfungen gegenüber auf
auf den Straßen in Richtung Westen trans- des Schwarzhandels. Seit dem Wiederauf- dem Hügel im heutigen Augustiner-Keller
portierten und nun infolge des neuen Ver- bau unterscheiden sich in der Ludwigsvor- stattfanden. Doch zurück zur Eisenbahn:
kehrsmittels um ihre Einkünfte bangten. stadt das nördliche und das südliche Gebiet Als weiterer Standort mit früherem Gleis-
Von 1854 bis 1860 verkehrte die Bahn von fundamental: im Norden massenhaft Ho- anschluss sei genannt die Augustiner-Brau-
München nach Holzkirchen, die heutige tels, etwas Rotlicht und viele internatio- erei, die sich außerhalb der Altstadt seit
Ganghoferstraße, und von 1858 bis 1892 nale Geschäfte, im Süden Krankenhäuser, 1884 an den Hausnummern 31 und 35 be-
darüber hinaus die Bayerische Ostbahn in Büros und auch hochpreisige Wohnungen. findet. Oder das Hauptzollamt mit den
Richtung Landshut, die heutige Landshuter Nummern 122 bis 132 aus den Jahren 1909
Allee. Wie in vielen Städten, bedingten bis 1912. Oder das aktuelle Betriebswerk
diese günstigen Verkehrsverbindungen das Bayerstraße, Landsberger Straße der Deutschen Bahn mit der Hausnummer
Entstehen von Wohnvierteln für finanziell und die Bahnanlagen 158, von dem die Trambahnhaltestelle
besser Gestellte, deren repräsentative Neu- „Am Lokschuppen“ ihren Namen bezieht.
bauten aus Platzgründen auch gar nicht in Nördlich der Bayerstraße und dann entlang Erwähnt sei noch, dass zwischen Frieden-
der Altstadt hätten errichtet werden kön- der exakt 6,564 Kilometer langen Landsber- heimer Brücke und dem Bahnhof Laim seit
nen. Und nachdem es bekanntlich „gute“ ger Straße, heute Teil der Bundesstraße 2, den 1920er-Jahren ein neuer Hauptbahnhof
und „weniger gute“ Adressen gibt, begann prägten und prägen die Bahnanlagen das geplant war, und zwar als Durchgangsbahn-
bald südlich der Bayerstraße das Umbenen- dortige Stadtbild. Beispielsweise schreibt hof, angeschlossen an die westliche Ring-
nen der ländlichen Namen nach bekannten Rambaldi über die 1876 umbenannte bahn. Diese Überlegungen gehören inzwi-
Schriftstellern, Musikern, Künstlern und Spatzenstraße, die nunmehrige Zollstraße: schen allerdings schon lange und endgültig
anderen Größen, so wie oben bereits dar- „Zweigt am Ende der Bayerstraße zwischen der Vergangenheit an. Ganz im Westen der
gestellt. Beispielsweise betrieb der auch dem königliche Hauptzollamt und dem Landsberger Straße entstand im Jahr 1935
international bekannte Bildhauer Ludwig Hackerbräukeller nördlich ab und endet an der Kreuzung zur Offenbachstraße der
von Schwanthaler (1802–1848), Schöpfer als Sackgasse am Bahnkörper des Zentral- Pasinger Güterbahnhof, der aber inzwischen
der Kolossalfigur der Bavaria über der The- Bahnhof-Komplexes. Das Gebäude der mit Wohnungen überbaut ist. ➔
resienwiese, an der heutigen Schwanthaler-
straße 2-4 sein Atelier mit 50 Angestellten.
Die Straße selbst erhielt aber erst zwei
Jahre nach seinem Tod seinen Namen. Verkehrmedizinische
Ohne hier auf alle veredelnden Namengeber Untersuchungen in Schwabing
im Einzelnen einzugehen, sei lediglich die
neu angelegte Goethestraße von 1876 nach Dr. Josef Venczel und Dr. Marta Venczel
dem Dichter, Politiker und Wissenschaftler Betriebsärzte
.
Wolfgang von Goethe (1749–1832) er- shop Adelheidstr. 23 80798 München
wähnt. Rambaldi schreibt über diese „edle“
Adresse: „(…) einen der größten Dichter Taxibedarf (089) 77 05 50 Tel: 089 - 27 29 460
und Geister aller Zeiten. Goethe verdient, Handy: 0172 - 89 16 575
Alle med. Untersuchungen für
dass sein Name in der größten Stadt Brot eit Ersterwerb oder Verlängerung des
Süddeutschlands so gut wie im übrige Getränke Führerscheins für Berufsfahrer
Deutschland in Ehren gehalten werde. (Taxi, LKW, Bus etc. )
Seine Werke sind ein unerschöpflicher Quell Um telefonische Vereinbarung wird
geistiger Bildung.“ Oder die Straße nach Engelhardstraße 6 Di. 8:30 - 13:30 Uhr gebeten
Do. 8:30 - 13:30 Uhr
81369 München
Friedrich von Schiller (1759–1805), be-
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