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Schwanthalerhöhe ell ihren Namen, sie zog sich bis zur heu- lich der Firma Henkel zum Direktvertrieb
tigen Unterführung der Ringbahn. Danach ihrer Waschmittel, darunter eben Persil.
Die Schwanthalerhöhe erhielt ihren Namen hieß sie auf dem Gebiet des Dorfes Laim
am 4. Dezember 1873 gemäß Entschlie- Pasinger Hauptstraße. Nachdem Laim am
ßung des königliche Innenministeriums. 1. Januar 1900 eingemeindet worden war, Sehenswürdigkeiten – Laim
Die Vergabe dieser Bezeichnung kündigte vermeldeten die Akten unter dem 3. Okto-
die Entwicklung eines neuen Viertels an, ber 1900: „Fortsetzung der Landsberger An der Landsberger Straße 155 stehen
die dann ab 1877 begann. Im Gegensatz Straße bis zum jetzigen Burgfrieden.“ auf den Stufen zum Bürogebäude „Die drei
zur Ludwigsvorstadt mit seiner finanziell Dieser endete an der heutigen Willibald- dicken Männer“ der Künstlerin Christel
gehobenen Bewohnerschaft entstanden straße und das Gebiet von Pasing begann, Lechner (geboren 1947). Ihre Figuren auch
hier Mietshäuser hauptsächlich für weniger wo der Verkehrsweg die Richtungsangabe in anderen Städten sollen Menschen und
Verdienende. Die Straßen trugen Namen Münchner Straße trug. Pasing wurde am Situationen widerspiegeln, in denen sich
von Personen, die in grauer Vorzeit den po- 1. April 1938 nach München eingemeindet. die Betrachter als Alltagsmenschen viel-
litischen und wirtschaftlichen Ton angege- Kriegsbedingt erhielten die dortigen Stra- leicht selbst wiederfinden können. Bis in
ben hatten, in diesem Fall Persönlichkeiten ßen, deren Namen bereits in der Stadt die 1950er-Jahre durchquerte die Landsber-
aus dem späten Mittelalter und der frühen existierten und zu Verwechslungen führen ger Straße auf Laimer Gebiet mehr oder
Neuzeit, beispielsweise die Ganghoferstra- konnten, erst nach Kriegsende neue Benen- weniger unbebautes Gebiet. Deshalb biegt
ße von 1877 nach Jörg Ganghofer (gestor- nungen. Da die Münchner Straße bereits die Trambahn an der Elsenheimerstraße ab,
ben 1488), dem Baumeister der Frauen- in Thalkirchen bestand, bekam die in um zu den damals bewohnten Gebieten
kirche. Rambaldi, selbst der Oberschicht Pasing bis zum dortigen Marienplatz, seit entlang der Agnes-Bernauer-Straße zu füh-
angehörig, weiß zu berichten: „Des Meis- 12. Fe bruar 1946 Pasinger Marienplatz, am ren, und kehrt erst in Pasing Am Knie auf
ters Leichenstein ist in der Frauenkirche 22. April 1947 in Verlängerung den Namen die Landsberger Straße zurück. Umso auf-
vorhanden und befindet sich beim letzten Landsberger Straße. fälliger das einzige Gebäude, das dort unter
Altar an der Südseite. Denkmalschutz steht, die Villa der Fabri-
kantenfamilie Kürth mit der Hausnummer
Ganghofer erbaute auch den alten Rat- Sehenswürdigkeiten – 328: „Villa mit Fachwerk, um 1900.“
haussaal und war am Bau der von Herzog Schwanthalerhöhe
Albrecht IV. gestifteten Kirchen zum Hei-
ligen Kreuz und Sankt Salvator beteiligt. Entlang der mehrspurigen Landsberger Sehenswürdigkeiten – Pasing
Die Portraits des Baumeisters Ganghofer Straße, einer der längsten Verkehrswege
und des Zimmermeisters Heimeran befinden der Stadt, reihen sich etliche Mietshäuser, Neben etliche Wohn- und Geschäftshäuser
sich am südwestlichen Teil der Frauenkirche die heute unter Denkmalschutz stehen, und steht das Gebäude der Nummern 444 und
unter dem Chor.“ Der Zweck dieser politi- auch einige Sehenswürdigkeiten. Zur be- 446 unter Denkmalschutz: „Ehemalige
sierenden Benennungen lag im Aufkommen reits erwähnten Augustiner-Brauerei heißt Kuvertfabrik, vormals Schokoladenfabrik.
der Sozialdemokratie begründet, in der die es in der Denkmalschutzliste und der dorti- Zweigeschossiger, breit gelagerter Sattel-
Herrschenden berechtigterweise eine Ge- gen Fachsprache: „Drei Rohbacksteinbau- dachbau mit geschwungener Walmdach-
fährdung für ihr System sahen. Man hoffte ten mit romantisierender Blendengliede- gaube und Putzgliederung in neubarocken
ganz offensichtlich, die Arbeiterklasse mit- rung in Putz, um 1884 ⁄ 1890 von Xaver Formen, dreischiffige Eisenbetonkonstruk-
tels der Straßennamen beeinflussen zu Renner. Neurenaissance, reich gegliedert, tion, von Leonhard Moll, 1906.“ Und kurz
können. Ähnlich sah es beispielsweise auch mit geschweiftem Ostgiebel, 1882 von weiter westlich das Pasinger Rathaus an
in Sendling aus, wo nach der Eingemein- Michael Reifenstuehl dem Jüngeren.“ Das der Landsberger Straße 486: „1936 ⁄ 1937
dung am 1. Januar 1877 ebenfalls Arbeiter- Hauptzollamt zeichnet sich aus durch: von Heinrich Rettig und Friedrich Lämmle,
siedlungen entstanden. Dort benannte der „Weitläufiger Komplex in historisierenden Westflügel 1949 ⁄ 1950 von Heinrich Volbehr
Magistrat die Straßen nach Männern, die Formen mit plastischem Dekor, 1909–1912 wiederaufgebaut.“
bei der Bauernschlacht von Sendling zu von Hugo Kaiser und Eugen Freiherr von
Weihnachten 1705 Leib und Leben angeb- Schacky. Nr. 122: Ostflügel (Zolltechnische
lich für ihre Beherrscher eingesetzt hatten. Prüfungs- und Lehranstalt), schließt mit Fazit
In Wirklichkeit aber erhoben sie sich gegen Nr. 124 und 126 einen Ehrenhof ein, Nr.
ihre katastrophalen Lebensbedingungen. 124: eigentliches Hauptzollamt, mit Dach- Die Dachauer Straße ist mit ihren 667
reiter am Giebel, zugehörig die dahinterlie- Hausnummern und 11,2 Kilometern der
gende, mächtige Lagerhalle; Nr. 126, 128, längste Verkehrsweg in München, daran
Eingemeindungen 130 und 132: Dienstwohnhäuser.“ Das auf- kommt die Landsberger Straße nicht heran.
fällige Vordergebäude an der Hausnummer Aber sie gehört mit ihren 6,564 Kilometern
Einschließlich der Schwanthalerhöhe, ge- 150, die heute die Allgemeine Ortskranken- und 529 Hausnummern doch zu den längs-
hörten die Neubauviertel zum erweiterten kasse (AOK) beherbergt, wird beschrieben ten Straßen der Stadt. Sie ist ein zentraler
Stadtgebiet außerhalb der mittelalterlichen mit: „Schulungsgebäude, ehemalige Persil- gewerblicher Mittelpunkt Münchens und
Befestigungen, wie auch der Begriff „West- schule, freistehender, langgestreckter, auch gleichzeitig Wohnort für viele Men-
end“ andeutet. Rambaldi zur Westend- zweigeschossiger Flachdachbau mit weit schen. Ihr letzter, westlicher Abschnitt
straße von 1876: „(…) läuft diese Straße vorkragendem Obergeschoss, 1954–1956 zwischen der Bäckerstraße und dem Pasin-
bis an das westliche Ende der Stadt, woher von Walter Köngeter und Ernst Petersen, ger Marienplatz erfuhr mit dem massiven
sie ihre Benennung hat.“ Am 6. Oktober lobende Erwähnung beim Fassadenpreis Umbau des Pasinger Zentrums eine Verkehrs-
1877 erhielt die Landsberger Straße offizi- 2005.“ Diese Persil-Schule diente ursprüng- beruhigung.
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