Page 24 - Taxikurier Februar 2020
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SPORT
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➔ AKTIVITÄTEN AUF SCHNEE UND EIS
München bietet auch im Winter vielfältige Möglichkeiten
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es keinen Sport im heutigen Sinn. Körperliche Bewegung galt im Allgemeinen
als identisch mit körperlicher Arbeit und die musste von den sozialen Unterschichten geleistet werden. Diese große Mehrheit
der Bevölkerung hatte nach der Arbeit weder Zeit noch Kraft noch Lust, sich auch in ihrer äußerst knapp bemessenen Freizeit
nochmals körperlich zu betätigen, während ihre Kinder mehr Muße für den Sport, auch den Wintersport fanden. Die besser
Verdienenden hingegen, die nicht körperlich arbeiten mussten, entdeckten damals die sportliche Betätigung als Ausgleich zu
ihren sitzenden Tätigkeiten. Der Sport als solcher war daher anfangs hauptsächlich eine Luxusbeschäftigung einer Minderheit
mit der nötigen Zeit und insbesondere dem nötigen Geld.
Fröttmaninger Berg
Noch ein Blick in die jüngste Vergangen-
heit: Im Jahr 2008 startete der sechswö-
chige Versuch, den 75 Meter hohen Frött-
maninger Berg als Abfahrt für Schlitten
und Ski zu nutzen, und dafür wurde ein Lift
installiert. Das unsichere Münchner Winter-
wetter ließ diese Träume schließlich
schnell platzen. Für die Wintersaison
2011 ⁄ 2012 allerdings gab der Stadtrat den
Berg dauerhaft als Skipiste frei.
Als Betreiber wurden der Verein Fröttma-
ninger Skiarena, der Skiverband München
sowie die Skiabteilung des TSV 1860
Erste Wintersportvereine deutschen und auch internationalen Aus- München ausgewählt. Zum Skifahren und
gangsort für den alpinen Sport, auch für Snowboarden standen anfangs Pisten von
Im Jahr 1869 beispielsweise setzten in den Wintersport. ins gesamt einem Kilometer zur Verfügung,
München 32 Männer aus nicht körperlich zwei Lifte beförderten die Gäste auf das
arbeitenden Berufen ihre Unterschriften Wintersportgebiet, das auf der sagenhaften
unter die Gründungsakte der „Münchner Anfänge des Wintersports in München Höhe von 500 bis 550 Meter lag. Ein
Section“, der Vorläuferin des Deutschen Vierer sessellift war geplant, dazu fünf bis
Alpenvereins (DAV), der seitdem von Mün- Mit der zögerlichen Zunahme der Freizeit sechs Schneekanonen zur Ermöglichung
chen aus deutschlandweit seine Aktivitäten auch der körperlich arbeitenden Schichten eines dauerhaften Rodel- und Skibetriebes.
entfaltet, derzeit mit der Adresse Von-Kahr- kamen auch diese auf den Geschmack win-
Straße 2-4 sowie dem Alpinen Museum terlicher, sportlicher Aktivitäten. Zwar be-
auf der Praterinsel. Es ging der Münchner saß man nicht die finanziellen Mittel, um
Section um den Alpinismus im Allgemei- in die Alpen zu reisen, aber es gab in der
nen, aber auch speziell um die sportliche Stadt selbst bescheidene Möglichkeiten,
Erschließung der nahen Alpen im Winter. Wintersport zu treiben. Auf Seen am Stadt-
Der Bayerische Skiverband (BSV) mit seiner rand konnte man Schlittschuh fahren oder
heutigen Adresse Georg-Brauchle-Ring 93 an den Hängen des eiszeitlichen Isartales,
wurde 1914 in München gegründet. beispielsweise an der Theresienhöhe oder
in Haidhausen, konnte man rodeln und auf
Heute bestehen elf Regionalverbände in- Skiern nach unten gleiten. Abgesehen von
nerhalb Bayerns. Der (BSV) zeichnet für diesem Isartal, war München damals eine
die Sportarten Skilanglauf, Skicross, Nordi- vollständig flache Stadt. Die künstlichen
sche Kombination, Snowboard, Skisprung, Erhebungen des Olympiaberges, des Luit-
Biathlon, Freestyle-Skiing und Ski-Alpin in poldberges und des Fröttmaninger Berges
Bayern zuständig. München als Eisenbahn- mit ihren Wintersport-Möglichkeiten kamen
Knotenpunkt entwickelte sich damit zum erst nach 1945 hinzu.
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