Page 28 - Taxikurier Februar 2020
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STADTKUNDE MÜNCHEN
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            ➔ ZWANGSAUFENTHALT IN MÜNCHEN


           Gefängnisse, Zuchthäuser, Anstalten









           Normalerweise halten sich Menschen nicht freiwillig im Gefängnis auf, doch die Allgemeinheit muss vor ihnen geschützt werden.
           Ein zeitlich begrenzter Freiheitsentzug soll als Warnschuss dienen, sich nicht noch einmal asozial zu verhalten. Und zeitlich
             begrenzt – in verschiedenen Abstufungen – sind heute in Deutschland die meisten Haftstrafen, außer es geht vom Insassen eine
           unkalkulierbare Gefahr für die Gesellschaft aus. Aber es gab noch andere Orte, an denen sich Menschen nicht freiwillig aufhielten.



           Definition Gefängnis und Zuchthaus  Insassen solcher Einrichtungen gemeinsam   haus befanden sich im ersten Stock der
                                             untergebracht und unter gleichen Bedingun-  Tanzsaal, im Erdgeschoss das Lagerhaus für
           Ein Gefängnis ist jeder Ort, an dem Men-  gen behandelt wurden. Dieses Prinzip wurde   Brot und im Keller das städtische Gefängnis
           schen gegen ihren Willen und nach straf-  aber nur in begrenztem Umfang umgesetzt.   und das Fronhaus, wo die zur Zwangsarbeit
           rechtlich verordnetem Freiheitsentzug fest-  Der heutige, humane Strafvollzug mit der   Verurteilten einsaßen. Im Falkenturm, eben-
           gehalten werden. Ein Gefängnis besteht   Hoffnung auf Wiedereingliederung der Ge-  falls  einem Teil der Befestigungsanlagen an
           baulich in der Regel aus einem weitflächi-  fangenen in die Gesellschaft spiegelt sich in   der heutigen Falkenturmstraße, bestand seit
           gen Areal mit äußeren Schutzeinrichtungen   der verhältnismäßig humanen Bezeichnung   etwa 1520 das Kriminalgefängnis für Mit-
           (Mauern mit Wachtürmen) sowie im Inneren   „Justizvollzugsanstalt“ wider.  glieder der höheren Stände. Es war ein herr-
           aus nochmals gesicherten Gebäuden zur Un-                           schaftliches, staatliches Gefängnis, also kein
           terbringung der Gefangenen sowie zur Auf-                           städtisches, da die Stadt ihre eigenen Ver-
           nahme von Einrichtungen zur Resozialisie-  Alte Gefängnisse         wahrungsorte unterhielt. Bis zur Fertigstel-
           rung. Die gut einsehbaren Freiflächen                               lung der Angertorfeste 1826 als erstem
           dienen nicht nur zum zeitweisen Aufenthalt   Das älteste bekannte Gefängnis war seit   Münchner Zentralgefängnis für alle sozialen
           der Häftlinge im Freien, sondern auch zu ih-  Ende des 14. Jahrhunderts im so genannten   Schichten diente der Falkenturm als Gefäng-
           rer besseren Überwachung. Das Zuchthaus   Taschenturm, einem Teil der Stadtbefesti-  nis für den Adel, einschließlich der dort
           war ab dem 18. Jahrhundert ein Gefängnis   gung, untergebracht, dessen heutige Adres-  vollzogenen Tortur. Der Neuturm an der heu-
           mit strafverschärfenden Haftbedingungen   se die Prälat-Zistl-Straße 8 wäre. Am 28.    tigen Neuturmstraße beherbergte seit 1756
           für Häftlinge, die wegen nicht mit der To-  Dezember 1397 erscheint als erster urkund-  das Staats- und Zivilgefängnis für Fremde
           desstrafe bedrohter Verbrechen zu einer   lich erwähnter Gefangener Gabriel Ridler   von höherem sozialem Rang und für Geistli-
           Freiheitsstrafe verurteilt waren. Wesentlicher  (Lebensdaten unbekannt, Ridlerstraße von   che. Es diente als Untersuchungsgefängnis,
           Bestandteil der Zuchthausstrafe war der   1877) als Anführer einer der häufigen Bür-  bis in einem Prozess die Schuld oder die Un-
           Zwang zu harter körperlicher Arbeit, zum   gerunruhen gegen den Adel der Wittelsba-  schuld erwiesen waren. Bis zum Anfang des
           Beispiel in Steinbrüchen oder beim Torfste-  cher, der sich in seinem Alten Hof ver-  19. Jahrhunderts beherbergte das Angertor
           chen. Im 18. Jahrhundert ging diese Ent-  schanzte. Ein weiteres sehr altes Gefängnis   am Unteren Anger das Münchner Zuchthaus,
           wicklung in Deutschland noch einen Schritt   in München befand im Hexenturm am Hof-  dann wurde es in das aufgelassene Kloster
           weiter, indem die verschiedenen Einrichtun-  graben. Zur Zeit der Hexenprozesse der Jah-  der Paulaner in die Au verlegt.
           gen für Menschen, die man aus der Gesell-  re 1450 bis 1750 waren dort wegen Zauberei
           schaft verbannte, zusammengelegt wurden.   und Hexerei Angeklagte eingesperrt, wurden   Von 1861 bis 1895 fanden im Angertor die
           So entstanden Anstalten, in denen von Wai-  gefoltert und, wenn entsprechende Geständ-  zu Tode Verurteilten ihr Ende, seitdem wur-
           senkindern über psychisch Kranke, sterben-  nisse erzielt worden waren, zumeist ver-  den die Hinrichtungen im neuen Gefängnis
           de Menschen und die Zuchthausklientel alle   brannt. Im 1480 fertig gestellten Alten Rat-  an der Stadelheimer Straße 12 vollstreckt.




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