Page 24 - Taxikurier April 2020

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INTERVIEW

➔ CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFER – HÜTERIN DEUTSCHER PATENTE

Die Präsidentin des Deutschen Patent- und Markenamtes, Frau Cornelia Rudloff-Schäffer, stand dem TAXIKURIER Rede und
Antwort. Cornelia Rudloff-Schäffer steht seit dem 1. Januar 2009 an der Spitze des Deutschen Patent- und Markenamts.
Sie ist die erste Frau in dieser Führungsposition. Mit ihren in mehr als drei Jahrzehnten gewonnenen wissenschaftlichen,
legislativen und administrativen Erfahrungen ist sie eine national und international anerkannte Expertin des Schutzes
des geistigen Eigentums.

TAXIKURIER: Gibt es noch den Tüftler, der in der Garage etwas
Großartiges erfindet und dies zum Patent anmeldet?

CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: Patentanmeldungen freier Erfin-
derinnen und Erfinder werden leider immer weniger. Ihr Anteil an
den Gesamtanmeldungen liegt bei nur noch 6,7 Prozent. Das
liegt auch daran, dass freie Erfinderinnen und Erfinder am Markt
oft einen schweren Stand haben. Sie sind aber nach wie vor ein
wichtiger Teil unserer Innovationslandschaft. Deswegen ist es
uns besonders wichtig, sie im Blick zu behalten.

TAXIKURIER: Wie viele Patentanmeldungen werden pro Jahr von
Ihrem Amt geprüft und wie viele davon werden abgelehnt?

CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: 2018 haben wir rund 38.000
Prüfungsverfahren abgeschlossen. In mehr als 8.000 Fällen
wurde die Patentanmeldung zurückgewiesen. Etwas mehr als
13.000 Anmeldungen wurden zurückgenommen – zum Beispiel
indem Gebühren nicht bezahlt wurden. In mehr als 16.000 Fällen
erteilten unsere Prüferinnen und Prüfer ein Patent – also bei
etwas weniger als der Hälfte der abgeschlossenen Verfahren.
TAXIKURIER: Aus welchem Bundesland kommen die meisten
Patentanmeldungen? TAXIKURIER: Sie sind seit 2009 Präsidentin des DPMA.
Welche Patentanmeldung war für Sie die wichtigste der jüngeren
CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: Die meisten Patentanmeldungen Vergangenheit mit der größten Bedeutung?
kommen aus Bayern, und das auch schon seit einigen Jahren.
Im Jahr 2018 waren es 14.852. Das entspricht einem beachtli- CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: Mich begeistern zum Beispiel
chen Anteil von 31,9 Prozent sämtlicher Anmeldungen aus dem die Erfindungen des Robotikforschers Sami Haddadin. Er ist
Inland. seit 2018 Direktor der Munich School of Robotics and Machine
Intelligence der Technischen Universität München. Haddadin
TAXIKURIER: Wissenschaftliche Institute oder auch die Industrie entwickelt unter anderem feinfühlige und leicht zu programmie-
melden wahrscheinlich die meisten Patente an. Welcher Art sind rende, selbstlernende Roboter, die mit dem Menschen kooperie-
gegenwärtig die meisten neuen Patente? ren können. Das ist Spitzentechnologie aus Deutschland, die
sicher großes Zukunftspotenzial hat. Professor Haddadin wurde
CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: Das Technologiefeld „Transport“ 2017 auf unseren Vorschlag hin mit dem Zukunftspreis des
belegt seit mehreren Jahren den Spitzenplatz in unserem Ranking Bundespräsidenten ausgezeichnet.
mit steigenden Anmeldezahlen. Haupttreiber dieser Entwicklung
sind die Automobilhersteller und ihre großen Zulieferer. Aktuelle TAXIKURIER: Das DPMA ist heute ein wichtiger Arbeitgeber
Analysen zeigen, dass rund vier von zehn Patentanmeldungen der Landeshauptstadt mit seinen rund 2700 Mitarbeitern, deren
von der Automobilindustrie stammen. Sechs unserer zehn Top- Präsidentin Sie sind. Wie sieht die Zukunft des Standortes
Anmelder sind Automobilkonzerne. Große Zuwächse hatten wir München aus?
im vergangenen Jahr zum Beispiel auch in der Computertechnik,
wo ein großer Teil der Anmeldungen zum maschinellen Lernen CORNELIA RUDLOFF-SCHÄFFER: Für uns als große Bundesbehör-
aufläuft, das gemeinhin unter dem Begriff Künstliche Intelligenz de und Dienstleister für die Wirtschaft ist München ein idealer
bekannt ist. Standort. München ist ohne Zweifel Europas Patenthauptstadt,

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