Page 28 - Taxikurier April 2022
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MUSEEN IN MÜNCHEN

            ➔ MUSEUM MENSCH & NATUR










           Eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen der Landeshauptstadt ist wohl das Museum Mensch und Natur.
           Eingebettet in eine der schönsten Schlossanlagen Bayerns hat es ein Zuhause im Nordflügel von Schloss Nymphenburg
           gefunden. Als 1990 das Museum als Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns eröffnet wurde,
           war dies der Schlusspunkt unter einer 20 Jahre andauernden Planungs- und Bauphase, die eigentlich mit einem
           Neubau am Oberwiesenfeld enden sollte.


           Ein Planungsstab von Wissenschaftlern,   Ich beschließe, das Museum von oben nach   geht um Nahrungsketten, wer frisst wen
           Grafikern und Technikern entwickelte in   unten zu erkunden und beginne den Rund-  und was essen Menschen auf der Welt. In
           den folgenden Jahren Ausstellungskonzep-  gang im Obergeschoss. Der Raum ist den   der Abteilung „Zum Fressen gern“ kann der
           te und begann mit der Fertigung von Expo-  Genwelten gewidmet. Schnell ist klar, dass   Besucher hervorragend gestaltete Dioramen
           naten. Ein neues zu Hause sollte das Muse-  Interaktion im Vordergrund steht. Alle Mo-  bestaunen und dabei Lebensweisen und
           um in einem Museumsneubau mit 10.000   delle, Schaukästen und Erläuterungen sind   Überlebensstrategien vieler Tiere verstehen
           Quadratmetern Ausstellungsfläche sowie   durch interaktive Angebote ergänzt. Ich   lernen. Die Nachbildungen und Tierpräpara-
           großzügigen Werkstatt- und Serviceberei-  fühle mich ein wenig in meine Schulzeit   te sind in gutem Zustand. Nicht nur die
           chen auf dem Südlichen Oberwiesenfeld,   versetzt. Schon allein in dieser Ausstellung   Frage „Wer frisst wen?“ ist hier gestellt,
           für den 1980 ein Architektenwettbewerb   könnte man Stunden verbringen.   auch verschiedene Überlebensstrategien
           ausgeschrieben wurde, finden. Die Realisa-                          werden vorgestellt. Um Tiere überleben zu
           tion des preisgekrönten Entwurfs des Ko-  Gegenüber der Genweltenausstellung kann   lassen, hat die Evolution die abenteuer-
           penhagener Architekturbüros Dissing und   sich der Besucher mit den Themen Nerven   lichsten Strategien entwickelt. Selbst
           Weitling scheiterte allerdings an der Finan-  und Gehirn auseinandersetzen. Neben   vor dem Verzehr von Kot wird nicht Halt
           zierung des 120 Millionen Deutsche Mark   grundlegenden Informationen über Struktur  gemacht.
           teuren Projekts. Als dann durch den Umzug   und Aufbau unseres Denkapparates werden
           der Zoologischen Staatssammlung der   auch Schäden des Gehirns und der Nerven   Ein besonderer Bestandteil der Ausstellung
           Nordflügel des Nymphenburger Schlosses   thematisiert. Für mich sind die Darstellun-  ist Bruno, unserem bayerischen „Problem-
           frei wurde, sollte das neue Museum Mensch   gen und Erläuterungen zum Thema   bären“, gewidmet. Nach seinem Abschuss
           und Natur erst einmal vorübergehend un-  Schmerz, seine Folgen und dessen Miss-  wurde er präpariert und hat hier nun ein
           tergebracht werden. Die Ausstellungsfläche   brauch durch den Menschen interessant.   neues Zuhause gefunden. Umfangreiche Er-
           von 2.500 qm mag im Gegensatz zu den   Dabei wird auch auf Folter, deren Folgen   klärungen, Filmmaterial und Schaukästen
             ursprünglich angedachten 10.000 qm wenig  und Geschichte eingegangen.  erläutern die Herkunft, Wanderwege und
           erscheinen, hat der Besucher aber erst ein-                         das Fressverhalten des Bären, der nach
           mal das Museum auf sich wirken lassen,    Der Rundgang führt mich nun in einen Be-  Bayern 2006 einwanderte. Auch die Dar-
           ist es ein gelungenes Angebot an die   reich, der ein elementares Grundbedürfnis   stellung der Vergrämungsversuche, die
           Münchner und ihre Gäste.          aller Lebewesen anspricht: Das Fressen. Es   Nähe zum Menschen und die umfangreichen

           Schon die Anfahrt über die Nördliche Auf-
           fahrtsallee bietet einen herrlichen Blick auf
           das gesamte Schlossensemble. Etwas ver-
           steckt am Ende des Nordflügels befindet
           sich das Eingangstor des Museums. An den
           Wänden des torähnlichen Durchgangs kann
           ich Kopien von französischen Höhlenmale-
           reien aus der Steinzeit bewundern. Neben
           dem Museumskaffee findet der Besucher
           den eigentlichen Museumseingang. Bereits
           an der Kasse wird mir anhand eines Lage-
           plans genau erklärt, welche Themen in wel-
           chem Raum erläutert werden. Warum das so
           wichtig ist, wird mir schnell klar. Die Men-
           ge an verschiedenen Bereichen verlangt
           eine klare Struktur.




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