Page 22 - Taxikurier August-September 2024
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           Sommer in der Stadt = Urlaub daheim!  Biergärten in der Stadt       sehr viele kleinere und wenig bekannte, die
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           Im Jahr 1966 veröffentlichte die US-Grup-  Vor der Erfindung der maschinellen Küh-  gehören sie alle zum Münchner Lebensge-
           pe Lovin’ Spoonful ihr Lied „Summer in the   lung mittels elektrischen Stromes im Jahr   fühl. Auch der Berliner Maler Max Lieber-
           City“, ein Ohrwurm, der auch heute noch –   1876 durch  Carl von Linde (1842–1934,   mann (1847–1935, Max-Liebermann-Straße
           nach über einem halben Jahrhundert – gut   Doktor-Carl-von-Linde-Straße von 1982)   von 1947) konnte sich diesem Gefühl nicht
           klingt. Aus dem Englischen übersetzt, geht   wurde das Bier unter der Erde in Gewölben   entziehen und hat es im Jahr 1884 in sei-
           es im Text um eine tagsüber unerträglich   aus Ziegeln eingelagert. Um das Bier noch   nem Gemälde „Münchner Biergarten“ per-
           heiße Stadt, in der aber gegen Abend das   zusätzlich vor der sommerlichen Sonne zu   fekt eingefangen: Der Blick fällt auf einen
           ausgelassene Leben an Fahrt aufnimmt.   schützen, wurden über den Kellern Bäume   gut besuchten Biergarten. Unter den dich-
                                             gepflanzt, und zwar die mit dem dichtesten  ten Laubkronen der Bäume sitzen Frauen
                                             Laub, die Kastanien. Die Keller dienten le-  und Männer verschiedener sozialer Her-
           Grünflächen                       diglich der Lagerung des Bieres, es gab kei-  kunft und jeden Alters bei Bier und Brot-
                                             ne Ausschankgenehmigung. Dennoch wurde   zeit zusammen. Im Vordergrund des Bildes
           Auf dem Stadtgebiet befinden sich   hier unten illegal Bier verkauft und dieser   ist eine freie Fläche geblieben, auf der
           62.570.000 Quadratmeter Wald- und Erho-  weit verbreitete Zustand wurde erst 1812   zwei Mädchen spielen und im Bildhinter-
           lungsflächen, das sind 20 Prozent der Ge-  von König Maximilian I. Joseph (1756–  grund spielt vor einer holzverkleideten
           samtfläche. Die größten davon sind der   1825, Max-Joseph-Platz von 1805, Maximi-  Wand auf einem Podest die Kapelle. Dieses
           Englische Garten mit den sich nördlich an-  liansplatz von 1808, Max-Joseph-Straße   Gemälde gehört zum Bestand der Neuen
           schließenden Isarauen, der Nymphenburger   von 1859) allerhöchst abgesegnet. Da aber     Pinakothek, die derzeit allerdings wegen
           Schlosspark und der sich daran anschlie-  weiterhin keine Speisen verkauft werden   Sanierungsarbeiten auf Jahre hinaus ge-
           ßende, passend „Durchblick“ genannte   durften, brachten die Besucher der Keller   schlossen bleibt, kann aber im Internet
           Grünzug zwischen Nymphenburg und der   ihre Speisen selber mit. Im Sommer bot es   heruntergeladen werden.
           Blutenburg, der Olympiapark, der Pasinger   sich an, das Treiben in den Kellern nach
           Stadtpark, der Ostpark, der Südpark, der   oben unter die schattigen Bäume zu verle-
           Westpark sowie der ehemalige BUGA-Park   gen. Und daher stammt die kundenfreundli-  Schwimmbäder
           in Riem. Einige dieser Parks gehören bei   che Sitte, dass man in den Biergärten zwar
           Touristen zu den favorisierten Sehenswür-                           Außer in der Isar kann man in 15 Schwimm-
           digkeiten, was einiges über ihre Qualität                           bädern baden gehen, die meisten davon
           aussagt.                                                            Freibäder, einige Hallenbäder mit Liege-
                                                                               wiesen im Freien und eines sogar mit Isar-
                                                                               wasser: Auf fast 400 Metern Länge fließt
           Hitze und Wasser                                                    der Isarkanal durch das Naturbad Maria Ein-
                                                                               siedel an der Zentralländstraße 28. Dazu
           Ohne Wasser kann es kein Leben geben,                               kommen noch die zahlreichen Baggerseen
           egal in welcher Form. Ein durchschnittli-                           am Stadtrand, die trotz ihrer guten Wasser-
           cher Erwachsener verliert bei normaler                              qualität nicht einmal Eintritt kosten und
             Tätigkeit pro Tag rund 2,5 Liter Flüssigkeit                      beim Bau von Straßen und Eisenbahnen
           und sollte daher mindestens 1,5 Liter Flüs-                         entstanden.
           sigkeit zu sich nehmen, der restliche Liter
           ist in der festen Nahrung enthalten. Wird
           zu wenig getrunken, so macht sich dies
           durch die Einschränkung der körperlichen
           und geistigen Leistungs fähigkeit bemerk-
           bar. Bei höheren Temperaturen – gerade im
           Sommer – sollte die aktiv aufgenommene   die Getränke beim Wirt kaufen muss, sich
           Menge an Flüssigkeit natürlich höher liegen  aber das Essen selbst mitbringen kann. Da-
           und dies muss nicht immer in der Form von   neben ist es aber auch möglich, Essen an
           Wasser geschehen, auch wenn Wasser die   Ort und Stelle zu erwerben. Außerdem soll
           Grundlage einer jeden Flüssigkeit ist. Ärzte   der Boden eines richtigen bayerischen Bier-
           weisen darauf hin, dass eine zu geringe   gartens mit Kies bestreut sein und Kastani-
           Aufnahme von Flüssigkeit zu Durstgefühl   en den notwenigen Schatten spenden. Und
           und Mundtrockenheit führen kann, aber   Bäume ganz allgemein haben leider den
           auch zu geschwollener Zunge, beschleunig-  Nachteil, dass man die Getränke gegen her-
           tem Herzschlag, verdicktem Blut oder sogar  abfallende Blüten abdecken sollte. Spätes-
           zu Verwirrung. Ein Zuviel dagegen an Wasser   tens seit 1812 also gehören die Biergärten
           oder anderen Getränken ist jedoch ebenfalls   zu München wie der Henkel zum Masskrug
           nicht ratsam. Hier können eintreten: Atem-  und daher erstaunt es auch wenig, dass der
           beschwerden, Krämpfe, ebenfalls Verwirrt-  weltweit größte von ihnen hier in der Stadt
           heit und selbst Bewusstlosigkeit bis hin   liegt, nämlich der Hirschgarten mit seinen
           zum Koma. Und damit  wären wir auch schon   8.000 Plätzen. Es gibt sehr große und gro-
           beim sommerlichen Thema „Biergarten“.  ße, oft weltbekannte Biergärten, aber auch




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