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STADTKUNDE MÜNCHEN
➔ KRIEGE DES 19. JAHRHUNDERTS
Bayern in der Napoleonischen Zeit – Von Benedikt Weyerer
Das Königreich Bayern bestand seit dem 1. Januar 1806 unter Maximilian I. Joseph. Im Vergleich zu den
europäischen Großmächten war es nur eine mittelgroße Macht und verfügte dementsprechend über eine relativ
bescheidene Armee. Deswegen sah man sich gezwungen, sich möglichst der gerade stärksten Macht anzuschließen,
und das war Anfang des 19. Jahrhunderts Frankreich unter Napoleon Bonaparte (1769–1821), unter dessen Führung
die bayerische Armee 1812 ⁄ 1813 nach Russland zog und dort eine vernichtende Niederlage erlitt.
Der Obelisk auf dem Karolinenplatz ➔ Breslauer Straße: „Hauptstadt Schle- Maxvorstadt: 1814
erinnert daran, dass damals von 33.000 siens, von welcher aus König Friedrich
Soldaten nur 3.000 nach Haus zurück- Wilhelm III. von Preußen am 17. März Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zog
kehrten. Die Inschrift auf dem Obelisk 1813 den Aufruf zum Befreiungskampfe sich Napoleon geordnet über den Rhein
zeigt, dass die meisten patriotisch ge- erließ.“ nach Frankreich zurück, wo der Krieg wei-
dachten Kriegerdenkmäler problema- terging. In der Maxvorstadt erinnern seit
tisch, wenn nicht sogar verlogen sind, ➔ Dresdner Straße: „Um D., Haupt- und 1826 drei Straßen an dortige Kämpfe, an
denn dort steht doch tatsächlich zu Residenzstadt Sachsens, fanden im Be- denen im Jahr 1814 auch die bayerische
lesen: „Auch sie starben für des Vater- freiungskrieg 1813 mehrtägige Kämpfe Armee teilnahm.
landes Befreyung“, so als sei die russi- statt.“
sche Armee nach Bayern einmarschiert ➔ Brienner Straße: „Schlacht bei Brienne
und nicht umgekehrt. ➔ Gneisenaustraße: „August Graf Neid- in Frankreich am 1.2.1814.“
hardt von G., Generalfeldmarschall,
geboren 1760, gestorben 1831, hervor- ➔ Barer Straße: „Treffen bei Bar sur Aube
Moosach: 1813 ragender Führer in den deutschen in Frankreich 26. und 27.2.1814.“
Befreiungskriegen.“
Nach der französischen Niederlage in ➔ Arcisstraße mit der Erklärung: „Schlacht
Russland wechselte man die Seiten und die ➔ Großbeerenstraße: „Sieg der Verbünde- bei Arcis sur Aube in Frankreich 20. und
bayerische Armee kämpfte nunmehr auf ten bei G. im Befreiungskriege am 21.3.1814.“
Seiten der Feinde Frankreichs, nämlich Ös- 23. August 1813.“
terreich, Preußen und Russland. Am 16. bis Alle drei Orte liegen am Fluss Aube, einem
19. Oktober 1813 fand die Völkerschlacht ➔ Hanauer Straße: „Schlacht bei H. am Nebenfluss der Seine, auf dem man sich in
bei Leipzig statt, bei der über 100.000 Tote 30. und 31. Oktober 1813, in welcher Richtung der französischen Hauptstadt
und Verwundete zu beklagen waren und die die Bayern unter Feldmarschall Wrede Paris bewegte, wo man dann am 31. März
Frankreich verlor. Die sogenannten Befrei- gegen Napoleon fochten.“ 1814 siegreich einzog. Auf dem kriegeri-
ungskriege der Jahre 1813 bis 1815 hatten schen Marsfeld als Teil der Maxvorstadt
begonnen. Einhundert Jahre später wurde ➔ Hardenbergstraße: „Karl August Fürst kam dann noch 1890 die Wredestraße hin-
Moosach am 1. Juli 1913 nach München von H., preußischer Staatskanzler zur
eingemeindet und zu diesem Anlass erfuh- Zeit der Befreiungskriege, geboren
ren zahlreiche Straßen am 30. Oktober 1750, gestorben 1822.“
1913 ihre Umbenennung nach Schlachten,
Personen und Begebenheiten des Jahres ➔ Leipziger Straße: „Zum Gedächtnis der
1813: Völkerschlacht bei Leipzig 16.–19. Okto-
ber 1813.“
➔ Scharnhorststraße: „Gerhard Johann von
S., General, geboren 1755, gestorben
1813, Führer in den Befreiungskriegen.“
Der neue Stadtteil Moosach wandelte sich
damit zu einem kriegerischen Viertel, eine
Entwicklung, die sich im 20. Jahrhundert
nach dem Ersten Weltkrieg noch verstärkt
fortsetzen sollte.
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