Page 28 - Taxikurier Februar 2025
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STADTKUNDE MÜNCHEN

            ➔ KRIEGE DES 19. JAHRHUNDERTS





           Bayern in der Napoleonischen Zeit – Von Benedikt Weyerer



           Das Königreich Bayern bestand seit dem 1. Januar 1806 unter Maximilian I. Joseph. Im Vergleich zu den
           europäischen  Großmächten war es nur eine mittelgroße Macht und verfügte dementsprechend über eine relativ
           bescheidene Armee. Deswegen sah man sich gezwungen, sich möglichst der gerade stärksten Macht anzuschließen,
           und das war Anfang des 19. Jahrhunderts Frankreich unter Napoleon Bonaparte (1769–1821), unter dessen Führung
           die bayerische Armee 1812 ⁄ 1813 nach Russland zog und dort eine vernichtende Niederlage erlitt.


             Der Obelisk auf dem Karolinenplatz   ➔  Breslauer Straße: „Hauptstadt Schle-  Maxvorstadt: 1814
               erinnert daran, dass damals von 33.000   siens, von welcher aus König Friedrich
             Soldaten nur 3.000 nach Haus zurück-  Wilhelm III. von Preußen am 17. März   Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zog
             kehrten. Die Inschrift auf dem Obelisk   1813 den Aufruf zum Befreiungskampfe   sich Napoleon geordnet über den Rhein
             zeigt, dass die meisten patriotisch ge-  erließ.“                 nach Frankreich zurück, wo der Krieg wei-
             dachten Kriegerdenkmäler problema-                                terging. In der Maxvorstadt erinnern seit
             tisch, wenn nicht sogar verlogen sind,   ➔  Dresdner Straße: „Um D., Haupt- und   1826 drei Straßen an dortige Kämpfe, an
             denn dort steht doch tatsächlich zu   Residenzstadt  Sachsens, fanden im Be-  denen im Jahr 1814 auch die bayerische
               lesen: „Auch sie starben für des Vater-  freiungskrieg 1813 mehrtägige Kämpfe   Armee teilnahm.
             landes Befreyung“, so als sei die russi-  statt.“
             sche Armee nach Bayern einmarschiert                              ➔  Brienner Straße: „Schlacht bei Brienne
             und nicht umgekehrt.            ➔  Gneisenaustraße: „August Graf Neid-  in Frankreich am 1.2.1814.“
                                               hardt von G., Generalfeldmarschall,
                                                 geboren 1760, gestorben 1831, hervor-  ➔  Barer Straße: „Treffen bei Bar sur Aube
           Moosach: 1813                       ragender Führer in den deutschen   in Frankreich 26. und 27.2.1814.“
                                                 Befreiungskriegen.“
           Nach der französischen Niederlage in                                ➔  Arcisstraße mit der Erklärung: „Schlacht
             Russland wechselte man die Seiten und die   ➔  Großbeerenstraße: „Sieg der Verbünde-  bei Arcis sur Aube in Frankreich 20. und
           bayerische Armee kämpfte nunmehr auf   ten bei G. im Befreiungskriege am   21.3.1814.“
           Seiten der Feinde Frankreichs, nämlich Ös-  23. August 1813.“
           terreich, Preußen und Russland. Am 16. bis                          Alle drei Orte liegen am Fluss Aube, einem
           19. Oktober 1813 fand die Völkerschlacht   ➔  Hanauer Straße: „Schlacht bei H. am   Nebenfluss der Seine, auf dem man sich in
           bei Leipzig statt, bei der über 100.000 Tote   30. und 31. Oktober 1813, in welcher   Richtung der französischen Hauptstadt
           und Verwundete zu beklagen waren und die   die Bayern unter Feldmarschall Wrede     Paris bewegte, wo man dann am 31. März
           Frankreich verlor. Die sogenannten Befrei-  gegen Napoleon fochten.“  1814 siegreich einzog. Auf dem kriegeri-
           ungskriege der Jahre 1813 bis 1815 hatten                           schen Marsfeld als Teil der Maxvorstadt
           begonnen. Einhundert Jahre später wurde   ➔  Hardenbergstraße: „Karl August Fürst   kam dann noch 1890 die Wredestraße hin-
           Moosach am 1. Juli 1913 nach München   von H., preußischer Staatskanzler zur
           eingemeindet und zu diesem Anlass erfuh-  Zeit der Befreiungskriege, geboren
           ren zahlreiche Straßen am 30. Oktober   1750, gestorben 1822.“
           1913 ihre Umbenennung nach Schlachten,
           Personen und Begebenheiten des Jahres   ➔  Leipziger Straße: „Zum Gedächtnis der
           1813:                               Völkerschlacht bei Leipzig 16.–19. Okto-
                                               ber 1813.“

                                             ➔  Scharnhorststraße: „Gerhard Johann von
                                               S., General,  geboren 1755, gestorben
                                               1813, Führer in den Befreiungskriegen.“

                                             Der neue Stadtteil Moosach wandelte sich
                                             damit zu einem kriegerischen Viertel, eine
                                             Entwicklung, die sich im 20. Jahrhundert
                                             nach dem Ersten Weltkrieg noch verstärkt
                                             fortsetzen sollte.




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