Page 15 - Taxikurier März 2020
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INTERVIEW
➔ DR. MICHAEL HABERLAND IM INTERVIEW
Dr. Michael Haberland steht als CSU-Stadtratskandidat auf Liste 1 an Platz 26. Er ist Präsident des jungen, erfolgreichen
Automobilclubs „Mobil in Deutschland e.V.“ Seit vielen Jahren unterstützt Dr. Haberland das Münchner Taxigewerbe, sein
großes Ziel lautet als verkehrspolitischer Sprecher seiner Partei im Münchner Stadtrat die Verkehrswende herbeizuführen.
TAXIKURIER: Was sind aus Ihrer Sicht die dringendsten Probleme zent der zurückgelegten Perso-
der Landeshauptstadt, die einer schnellen Lösung bedürfen? nenkilometer pro Jahr aus. Der
Verkehrsträger Auto bringt es
DR. HABERLAND: München explodiert. Wir werden es bald erle- jedoch auf 58 Prozent, gefolgt
ben, dass München zwei Millionen Einwohner hat und Hamburg vom ÖPNV mit 39 Prozent. Mit
als zweitgrößte Stadt der Republik ablöst. Das ist ein Kompli- Radwegen wird man die Ver-
ment für die Stadt, aber auch eine Bürde. Es wird derzeit stark kehrsprobleme in München
in den Wohnungsbau investiert, die Verkehrsinfrastruktur aber nicht lösen. Die Wegnahme von
komplett vernachlässigt. Nicht nur der öffentliche Personen- Fahrspuren und Parkplätzen
nahverkehr stößt tagtäglich an seine Grenzen. Es ist vor allem sorgt lediglich für noch mehr
der automobile Individualverkehr, der regelmäßig zum Erliegen Stau, das muss verhindert wer-
kommt. Ob verspätete, ausfallende oder überfüllte S- und U-Bah- den. Zudem muss weiter massiv
nen, der mittlerweile zum Stadtbild gehörende Dauerstau auf in den ÖPNV investiert werden
Münchens Straßen oder der dazukommende Parkplatzmangel in und wichtige Infrastrukturpro-
der Stadt, München hat viele Baustellen und müsste viel inves- jekte endlich angegangen wer-
tieren. Klug investieren. den, um Angebote zu schaffen
und unnötigen Verkehr aus der
TAXIKURIER: Was verbinden Sie mit dem Taxi als Verkehrsmittel? Stadt fernzuhalten. Gute Beispiele dafür sind der Ringschluss des
Autobahnsüdrings A99, viele weitere Tunnel am Mittleren Ring,
DR. HABERLAND: Das Taxi gibt es mittlerweile über 100 Jahre eine grüne Welle, einen S-Bahn-Ring, verbesserte Takte und der
in München. Ich liebe dieses Verkehrsmittel und nutze es sehr Ausbau von Park & Ride Anlagen um München herum. Angebote
häufig. Es ist ein wichtiger Teil des öffentlichen Nahverkehrs und schaffen statt verbieten. Das ist genau das Gegenteil von dem,
gehört zu einer Stadt wie das „Vater unser“ in den Gottesdienst. was die Grünen wollen.
Besonders, wenn der ÖPNV keine direkte Verbindung hergibt oder
man es eilig hat, ist ein Taxi die bequemste, komfortabelste TAXIKURIER: Wie kann man die Mobilität in München optimieren
und oft schnellste Variante, um an sein Ziel zu gelangen, voraus- und welche Rolle spielt dabei das Taxi als Teil des ÖPNV?
gesetzt man steht nicht im Stau! Aber die ortskundigen und
freundlichen Taxifahrerinnen und Taxifahrer in München machen DR. HABERLAND: Der bereits erwähnte Ausbau der Straßenver-
einen hervorragenden Job und kennen oft weniger befahrene kehrsinfrastruktur sowie der Ausbau des ÖPNV würde die Mobili-
Alternativrouten. Dennoch wird das Taxi oftmals sehr stiefmüt- tät in München optimieren. Das Taxi ist ohne Frage ein wichtiger
terlich in der kommunalen Verkehrspolitik behandelt. So auch Teil des ÖPNV und spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle
in München, wo ihnen das Leben wahrlich nicht immer leicht für die Mobilität der Stadt. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
gemacht wird. und die dadurch vermiedenen Staus würden natürlich auch die
Position des Taxis stärken, sodass Taxen ihrer Rolle als schneller
TAXIKURIER: Wie muss eine kluge Mobilität in der Stadt und flexibler Teil des ÖPNV wieder gerecht werden können.
aussehen, um Staus zu vermeiden?
TAXIKURIER: Wie können Sie die Taxler in ihrem Kampf gegen
DR. HABERLAND: Eine kluge Mobilität richtet sich nach Tat- unlautere Wettbewerber unterstützen?
sachen und Fakten und muss für einen funktionierenden Ver-
kehrsfluss sorgen – sowohl auf der Straße als auch im Unter- DR. HABERLAND: Am Schluss setzt sich das bessere und freund-
grund. Es wäre daher vor allem wichtig, keine Fahrbahnen, lichere Produkt durch. Ich bin nach der Wiesn auf der Suche nach
Parkplätze und Bäume für Radwege zu opfern, wie es von Herrn einem richtigen Taxi von ein paar „Privattaxis“ angesprochen
Reiter und den Grünen geplant ist, völliger Irrsinn dutzende worden. Die wollten den dreifachen Preis und kannten sich nicht
Fahrspuren zu vernichten, hunderte Bäume zu fällen und tausen- aus. Ich war froh, als ich dann endlich ein richtiges Taxi mit
de Parkplätze zu beseitigen. Und das für ein Verkehrsmittel, das freundlichem Fahrer und geeichtem Taxameter hatte. Sowas hin-
zwar schön ist, aber als Verkehrsträger quasi keine Rolle spielt. terlässt tatsächlich einen bitteren Nachgeschmack und sollte
Denn der Radverkehr macht in München lediglich knapp drei Pro- tunlichst unterbunden werden.
MÄRZ 2020 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 15