Page 21 - Taxikurier August 2020
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seit den 1950er Jahren vor allem bekannte
           Künstler – Maler, Schriftsteller, Schauspie-
           ler, Musiker und Filmleute – beigesetzt, so-
           dass der Bogenhausener Friedhof heute als
           „Spiegelbild Münchner und deutscher Kul-
           tur-und Geistesgeschichte“ gilt. Exklusivi-
           tät auch noch im Tod.

           Kein Wunder, dass, wer etwas auf sich hält
           in München, hier auf dem kleinen Friedhof
           hinter der efeuumrankten Mauer seine
             letzte Ruhe finden möchte. Aber der Grab-  lich wieder zur romantischen Ritterburg   Geschichte der Burg Grünwald sowie Ent-
           erwerb ist an strenge Auflagen gebunden,     erwacht. Seit 1978 gehört die grundlegend   wicklungen der Burgen in Bayern insge-
           es sei denn, es hat sich jemand um die   renovierte Burg dem Freistaat Bayern. Das   samt. Im Ostflügel sind vielfach Sonderaus-
           Stadt München besonders verdient gemacht   archäologische Burgmuseum Grünwald in   stellungen zu sehen. Dort befindet sich
           und wird von ihr empfohlen. Denn der   der alten Herzogsburg ist eine Außenstelle   auch ein Café. „Die oiden Rittersleut“ von
           größte Teil der etwas über 200 Gräber ge-  der Archäologischen Staatssammlung Mün-  Karl Valentin sind übrigens die mittelalter-
           hört neben denen der angestammten Pfarr-  chen. Eine Dauerausstellung behandelt die   lichen Bewohner der Burg Grünwald. Vom
           kirchenstiftung Heilig Blut der Landes-                             Turm aus, hat man bei gutem Wetter einen
           hauptstadt München, seit München nach                               herrlichen  Panoramablick bis nach Mün-
           der Eingemeindung Bogenhausens 1892                                 chen, auf das Isartal und die Alpen.
           schließlich auch den Friedhof übernahm.


           DIE BURG GRÜNWALD (17)

           Jagdschloss, Gefängnis,  Pulvermagazin
           und Museum

           Formal gehört Grünwald gar nicht zu Mün-
           chen, sondern ist eine eigene Gemeinde.
           Aber das sollte man mal den vielen promi-
           nenten und semiprominenten Bewohnern
           beibringen. Die wohnen in München-
           Grünwald. Denn Grünwald ist ein gefühlter
           Stadtteil im exklusiven Süden der Stadt.
           Schauspieler, Verleger, Industrielle, Fuß-
           ballprofis, Reiche und Superreiche sind hier
           zu Hause, und einige ganz „Normale“. Viele
           Villen und Luxusanwesen verbergen sich
           hinter hohen Mauern, kleinen Festungen
           und Burgen gleich, die gegen die „einfa-
           chen Leute“ verteidigt werden wollen.

           Die wichtigste Burg in Grünwald, für jeder-
           mann zugänglich, kennen die wenigsten
           wirklich. Aber sie erinnern sich vielleicht
           daran, dass hier 20 Jahre lang der 1999
           verstorbene, umtriebige Generalintendant
           der Bayerischen Staatstheater, August
           Everding, seine Dienstwohnung hatte,
           nicht unumstritten zu einem günstigen
           Mietzins, und das in dieser Lage.

           Die hoch über dem steil abfallenden Isar-
           ufer liegende spätmittelalterliche Burgan-
           lage, seit 1260 im Besitz der Wittelsbacher,
           diente jahrhundertelang als Jagdschloss,
           war dann Staatsgefängnis für adelige
           Straftäter, schließlich ein Munitionsdepot
           und seit den 1880er Jahren, erworben von
           der Bildhauerfamilie Paul Zeiller, schließ-




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