Page 24 - Taxikurier August 2020
P. 24

TITELTHEMA
                                                                                                                      Fotos: istockphoto




           Dabei haben sich die Planer das auf Höhe
           der Praterinsel natürliche Gefälle der Isar
           von neun Metern zunutze gemacht, ent-
           standen durch den Aufstau am 1888 erbau-
           ten Praterwehr zur Ableitung des Hochwas-
           sers, das auch das Wasser für den Eisbach
           abzweigt, und die Großen Kaskaden der
           Isar. Von Beginn an hatten bei  diesem Pro-
           jekt die Gesichtspunkte des Natur- und Ge-
           wässerschutzes sowie die Stadtgestaltung
           oberste Priorität. Es durften mit dem neuen
           Einlaufbauwerk und dem Turbinenauslauf
           rund um die Praterwehrbrücke weder die
           Gewässerökologie noch der Fischbestand
           gefährdet werden. Und es musste für die
           flacheren Stellen der die Praterinsel um-
           schließenden Isar immer  genügend Wasser
           garantiert werden.
           Das unterirdische Wasserkraftwerk erzeugt
           durch das in einem unter dem Flussbett
           durch einen Stollen fließende Isarwasser
           eine Leistung von rund 10.000 Kilowatt-
           stunden, mit der pro Jahr 4.000 Haushalte
           mit Strom versorgt werden können. Mit
           Ökostrom versteht sich, klimafreundlich,
           regenerativ. Die unterirdische Hightech-   Klenze (1784–1864) im Jahr 1838 errichte-  wurde hier im Hirschangerwald auf dieser
           Turbine wurde speziell für dieses Kraftwerk   ten großen Marmorbank, die leicht erhöht   kleinen Halbinsel bereits 1789 der Vorläu-
           entwickelt. Und die Kaskaden der Isar prä-  auf einem Fundament inmitten des Engli-  fer des Monopteros errichtet. Ein dorischer
           sentieren sich hinter der Maximiliansbrücke   schen Gartens zum Verweilen einlädt. Klen-  säulenumgebener Rundtempel nach Plänen
           schön wie nie.                    ze hatte die Steinerne Bank auf Anregung   des Ingenieurs beim Hofkriegsrat Johann
                                             Ludwigs I. nach Art einer griechischen   Baptist Lechner und 1791 ergänzt von
                                             Electra, einer halbkreisförmigen Sitzrunde,     einer vom kurfürstlichen Hofbildhauer
           DIE STEINERNE BANK (94)           wie man sie in der Antike in zahlreichen     Josef Nepomuk Muxel geschnitzten
                                             Gebäuden fand, erbauen lassen.      Apollo-Statue, die dem kleinen Tempel
           Eigentlich sollte hier der Apollo-                                    seinen Namen gab.
           Tempel stehen                     Wo heute immer noch die sehenswerte
                                             Steinbank steht, inspirierte einst der Apol-  Doch der 1804 von Schwetzingen nach
           „Hier wo ihr wallet, da war sonst Wald nur   lo-Tempel Künstler und Besucher gleicher-  München berufene Gartenarchitekt Ludwig
           und Sumpf“ So steht's auf der von Leo von   maßen. Als sogenanntes „Hain-Heiligtum“   von Sckell fand das Bauwerk misslungen
                                                                               und in seinen Proportionen völlig daneben.
                                                                               Hinzu kam, dass der Apollo-Tempel bereits
                                                                               nach wenigen Jahrzehnten immer baufälli-
                                                                               ger wurde und vor sich hin bröckelte. Man
                                                                               ließ ihn kurzerhand abreißen. Leo von
                                                                               Klenze erhielt den Auftrag, an dieser Stelle
                                                                               die Marmorbank zu errichten, die heute im
                                                                               Englischen Garten immer noch eine kleine
                                                                               Attraktion ist und auf der sich schon man-
                                                                               che skurrile Debattierrunde getroffen hat.
                                                                               Schwierig ist es, die Steinerne Bank zu fin-
                                                                               den. Man sollte, wenn man von der Köni-
                                                                               ginstraße in den Garten kommt und den
                                                                               Eisbach überquert hat, den Monopteros lin-
                                                                               ker Hand liegen lassen. Unweit des Chinesi-
                                                                               schen Turms, hinter der Verwaltung des
                                                                               Gartens, steht auf einer kleinen Insel unter
                                                                               großen Buchen und Eichen dieser herrlich
                                                                               einladende Platz, der meistens, weil er so
                                                                               versteckt liegt, verwaist ist und einen wirk-
                                                                               lichen Hort der Ruhe garantiert.




           24 ⁄ TAXIKURIER ⁄ AUGUST 2020
   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29