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TITELTHEMA
➔ DAS WERKSVIERTEL
Kartoffelknödel, Partymeile, Kunst, Kultur – Von Benedikt Weyerer
Der Ostbahnhof nahm am 1. Mai 1871 seinen Betrieb auf. Die Gebiete beidseitig der Gleise entwickelten sich infolge der
günstigen Verkehrsanbindung mit der Eisenbahn schnell zu einem bedeutenden Schwerpunkt für Industrie- und Gewerbe.
Als in diesem Zusammenhang relevante Beispiele seien genannt die Optimolwerke an der Friedenstraße 10 sowie die
Pfanniwerke an der Grafinger Straße 6.
Optimol
Die Firma zur Veredelung von Mineralölen
wurde 1920 gegründet und kaufte im Jahr
1932 das Grundstück an der Friedenstraße
10, damals die Nummer 7. Der Firmenname
setzt sich zusammen aus den lateinischen
Worten „optimum oleum“, auf Deutsch
„bestes Öl“. Außer Schmierstoffen entwi-
ckelte man auch Messtechnik, um die Quali-
tät der produzierten Öle und Fette zu er-
höhen. Die Optimolwerke entwickelten sich
zum Weltmarktführer für Hochleistungs-
Schmierstoffe und boten rund 150 Mitar-
beitern in München sowie weiteren 200 männer sollte es erst viel später geben, Unternehmer Wolfgang Nöth (1943–2021)
weltweit Arbeit. Die Anlagen der Optimol- und auch das nicht überall. Damit war der ins Spiel. Sein Konzept der Musikklubs in
werke wurden 1992 von den Besitzern, der Grundstein für einen Markt gelegt, den es großen Hallen veränderte seit den späten
Familie Maltz, verkauft, während das Grund- bis dahin weit über die deutschen Grenzen 1980er Jahren die Münchner Nacht- und
stück im Familienbesitz blieb. Als Optimol hinaus noch nicht gegeben hatte, und es Partyszene entscheidend und prägte auch
Instruments entwickelt das Unternehmen begann die weltweite Erfolgsgeschichte die bundesweite Klubhallen-Kultur erheb-
heute am neuen Stammsitz an der Flößer- der Pfanni-Werke, die bis zu 1.200 Mitarbei- lich mit. Nöth galt als der „Hallenmogul“
gasse 3 Messinstrumente für Spezial- tende zählten und Europas größter Ver- und „Hallenkönig“ schlechthin und das
Schmierstoffe. arbeiter von Kartoffeln war. Aufgrund des leerstehende Fabrikgelände in verkehrs-
immer schärfer werdenden Wettbewerbes günstiger Lage gleich beim Ostbahnhof
mit internationalen Konzernen konnte kam ihm dabei wie gerufen. Seit 1996
Pfanni Pfanni allerdings als mittelständisches entwickelte er aus der ehemals größten
Unternehmen seine Selbstständigkeit nicht Kartoffelfabrik des Kontinents das größte
Im Jahr 1949 gründete Werner Eckart mehr bewahren, wurde 1993 vom Eigen- Vergnügungsgelände Europas und zog
(1909–1997) die Pfanni-Werke an der tümer Otto Eckart (1936–2016) an den mit einer Vielzahl von Diskotheken, Bars,
Glonner Straße 2 und 6, heute Grafinger britisch-niederländischen Riesen Unilever Restaurants, Spielhallen, zahlreichen
Straße 6, der Name der Marke bezieht sich – veräußert und die Produktion im Jahr 1996 Künstler ateliers sowie Konzerten und
wen wundert’s – auf die Pfanne zum Braten nach Stavenhagen in Mecklenburg-Vorpom- Flohmärkten ein Millionenpublikum an. Bis
und Bräunen. Die rasante Erfolgsgeschichte mern verlagert. Das Betriebsgelände blieb zu 250.000 Personen sollen es pro Monat
begann 1949 mit dem ersten Pfanni-Produkt, aber in Eckarts Eigentum. und je nach Jahreszeit gewesen sein, davon
dem vorgefertigten Kartoffelpuffer. 1950 rund zur Hälfte die Berühmt-Berüchtigten
folgte die Präsentation des ersten Pfanni- aus der Umgebung Münchens, die sich oft
Kartoffelknödels. Das Besondere daran: Das Kunstpark Ost – Kultfabrik – erfolgreich bemühten, es in der großen
Kartoffelpulver konnte, je nach Flüssigkeits- Optimolwerke Stadt richtig krachen zu lassen, sowie jede
zugabe, sowohl als Knödel wie auch als Menge Touristen aus nah und fern. Nach-
Kartoffelpuffer verarbeitet werden. Die Nun standen ein großes und ein sehr gro- dem Otto Eckart Ende 2002 den Pachtver-
Produktpalette wurde bald abgerundet von ßes ehemaliges Fabrikgelände leer und trag für den Kunstpark Ost nicht weiter ver-
Kartoffelpüree und Reiberdatschi und traf warteten auf eine sinnvolle Nachnutzung, längerte, sondern das Gelände nach dem
damit genau den Nerv der Zeit, nämlich die bis sich Eigentümer, Stadtentwicklung und bewährten Konzept selbst unter der Marke
Vereinfachung der Kochvorgänge und damit Interessenten auf eine endgültige Gestal- Kultfabrik weiterbetrieb, eröffnete Nöth
die Zeitersparnis für die Hausfrau – Haus- tung geeinigt hatten. Und hier kam der am 31. Januar 2003 die Optimolwerke in
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