Page 12 - Taxikurier Juni 2023
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TITELTHEMA

            ➔ UNSERE STRASSENNAMEN





           Von Benedikt Weyerer



           Münchens Gründung erfolgte urkundlich offiziell am 14. Juni 1158. Von seiner ersten Stadtmauer aus der Zeit um 1200
           hat sich baulich nichts mehr erhalten, auch nicht der Löwenturm am Rindermarkt aus späterer Zeit, obwohl er so ausschaut.
           Allerdings kann man am heutigen Stadtplan genau erkennen, wo diese Befestigung verlief.


           Augustinerstraße, Schäffler straße, Schram-  nung der Frauenstraße von 1810 hingegen   präsentativen Gebäuden als eine Art Emp-
           merstraße, Hofgraben, Sparkassenstraße,   liegt im Dunkeln, bekannt ist lediglich, dass  fangsplatz der Stadt. Dieser erhielt 1797
           Rosental sowie Färbergraben – für jetzige   sie den Namen der Herrnstraße ebenfalls   den Namen Karlsplatz, ist aber eher als
           Verhältnisse winzig klein. Die erweiterte   von 1810 nach sich zog – vermutlich Aus-    Stachus nach dem dort ansässigen Gastwirt
           Befestigung aus dem 14. Jahrhundert ent-  druck des Humors der Stadtverwaltung. Die   Eustachius Föderl bekannt. Auf den Stra-
           spricht ungefähr dem heutigen Altstadtring,   bayerischen Herrscher der Wittelsbacher   ßenschildern erscheinen heute beide Na-
           wie dessen Name schon zeigt. Bis ins Jahr     kamen damals nur indirekt vor: Burgstraße,   men. Während der Napoleonischen Kriege
           1800 dehnte sich München fast nur inner-  Altenhofstraße, Residenzstraße, Maxburg-  stieg Bayern 1806 vom Kurfürstentum zum
           halb des Altstadtringes aus und blieb   straße, Hofgraben und Hofstatt – aber das   Königreich auf. Nun schlug endgültig die
             umgeben von seiner einengenden mittel-  sollte sich bald ändern. Früher endeten die   Stunde der politisch motivierten Straßen-
           alterlichen Befestigung.          meisten Straßenzüge auf „Gasse“, so wie   benennungen. Am 20. Februar 1799 fuhr
                                             heute noch häufig in Österreich oder auch   Karl Theodors Nachfolger Max Joseph
                                             bei uns im 1942 eingemeindeten Aubing.   (1756–1825) aus der Linie Zweibrücken-
           Natürliche Straßennamen           Im Jahr 1875 wurden dann per Erlass des   Birkenfeld durch das Karlstor in seine neue
                                             Magistrates daraus „Straßen“, erhalten ha-  Residenzstadt ein. Im Jahr 1805 gab er
           Von dieser zweiten Befestigung haben sich   ben sich – warum auch immer – in der Alt-  dem Residenzplatz seinen eigenen Namen,
           bis heute einige Straßennamen erhalten:   stadt nur die Filserbräugasse, Albertgasse,   um seinen Herrschaftsanspruch über Bayern
           Am Kosttor, Jungfernturmstraße, Falken-  Viscardigasse und die Dürnbräugasse.    und dessen Hauptstadt klarzustellen: Der
           turmstraße, Neuturmstraße, Lueg ins Land,                           Max-Joseph-Platz mit dem dazu passenden
           Am Einlass sowie Angertorstraße, abgese-                            Denkmal von 1835 entstand und erinnert
           hen vom Sendlinger Tor, Karlstor und Isar-  Umbenennungen           an seine Königszeit der Jahre 1806 bis
           tor. Die Platz- und Straßennamen, die heute                         1825.
           noch bestehen, bezeichneten beispielsweise   Die Geschichte der Straßennamen ganz
           den Ort außerhalb der Stadt, wohin sie     allgemein ist häufig auch eine Geschichte
           führten und immer noch führen: Neuhauser   ihrer Umbenennungen, so auch in der   Die Wittelsbacher:
           Straße und Sendlinger Straße. Dann gab es   Münchner Altstadt. Erst gegen Ende des   Geschichtlicher Rückblick
           die Nutzung der Örtlichkeiten: Münzstraße,   18. Jahrhunderts begann die politisch ge-
           Weinstraße, Brunnstraße, Oberanger und   wollte Umbenennung vieler Verkehrsflächen   Herzog Maximilian lebte von 1638 bis 1705
           Unterer Anger, Rindermarkt, während der   nach Personen des öffentlichen Lebens,   und wohnte in der Maxburg. Deshalb erhielt
           Name Rossmarkt erst 1957 dazukam, sich     angefangen mit dem Neuhauser Tor. Einige   das Neuhauser Gässl im Jahr 1805 den Na-
           aber auf die Vergangenheit bezieht, oder   davon werden hier vorgestellt.   men Herzog-Max-Straße mit der Erklärung:
           der Schrannenplatz, seit 1854 Marienplatz,                          „Führte zur ehemaligen Herzog-Max-Burg,
           außerdem Herzogspitalstraße und Joseph-                             so genannt von Herzog Maximilian Philipp
           spitalstraße. Berufe und Gewerbe spielten   Die Wittelsbacher:      von Bayern, einem Enkel ihres Erbauers
           eine Rolle: Färbergraben, Pfisterstraße,   Lebende nach sich selbst  Herzog Wilhelm V.“ Aus der Schulstraße
           Schäfflerstraße, Windenmacherstraße, Le-                            wurde im Jahr 1833 die Maxburgstraße:
           dererstraße, Bräuhausstraße, Dürnbräugas-  Kurfürst Karl Theodor (1724–1799) ließ das   „Die ehemalige Herzog-Max-Burg, 1579 von
           se, Augustinerstraße, daneben prominente   Neuhauser Tor, eine natürliche Richtungs-  Herzog Wilhelm V. erbaut und nach dessen
           Anwohner wie Dienerstraße, Pflugstraße   angabe, im Juni 1792 nach sich selbst in   Enkel, dem Herzog Maximilian Philipp be-
           oder Kaufingerstraße. Oder geografische   Karlstor umtaufen und begann damit die   nannt, liegt an derselben.“ In der östlichen
             Gegebenheiten wie das Tal, die Hochbrü-  gezielten Umbenennungen in der Altstadt.   Altstadt wurde im Jahr 1881 der Kanalbach
           ckenstraße, das Rosental. Auf die katholi-  Eine Tafel am Tor nennt fälschlicherweise   aufgelassen. Entlang seines Verlaufes ent-
           sche Kirche bezogen sich beispielsweise   den 1. Mai 1791 als Umbenennungsdatum.   stand die Herzog-Rudolf-Straße: „Herzog
           Karmeliterstraße, Salvatorplatz, Kreuzstra-  Links und rechts des nunmehrigen Karlstors   Rudolf, der Stammler, älterer Bruder Kaiser
           ße, Dreifaltigkeitsplatz, Heiliggeiststraße   entstand auf dem Grund der abgebrochenen   Ludwigs des Bayern, geboren 1274, gestor-
           oder Frauenplatz. Die Herkunft der Benen-  Befestigungsanlagen ein Halbrund aus re-  ben 1319, Stammvater der vormals regie-




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