Page 26 - Taxikurier Juli 2023
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STADTKUNDE MÜNCHEN

            ➔ DIE HEIDEMANNSTRASSE UND NEUFREIMANN





           Vom militärischen Schwerpunkt zur zivilen Nutzung – Von Benedikt Weyerer



           Mit der Eingemeindung von Freimann am 1. Oktober 1931 kam die Militärstraße nach München, erklärt mit:
           „Die Straße führt zu den Militärschießständen.“ Dieses Übungsgelände der königlich bayerischen Armee lag seit
           1880 auf dem Gebiet der heutigen Gruson- und Kieferngarten-Siedlungen.


           Auf dem damals noch sehr billigen Grund   Nach dem bald verlorenen Krieg 1919 end-  Grusonstraße
           und Boden am nördlichen Stadtrand betrie-  gültig stillgelegt, verlegte die Deutsche
           ben darüber hinaus auch einige Hühner-   Reichsbahn seit 1925 ihr Ausbesserungs-  Thematisch passend zum Zweck der Ver-
           und Geflügelfarmer ihr Gewerbe, wie man   werk für Lokomotiven entlang der Richel-  dun-Kaserne, beantragte die Wehrmacht für
           aus den zeitgenössischen Stadtadress-  straße hierher. Nach 1933 wurde das Werk   den Haupteingang den Namen Grusonstra-
           büchern erfährt. Darüber hinaus war die   erneut in die Rüstungsmaschinerie einge-  ße. Der Stadtrat tat ihr am 4. April 1939
           Straße seit den Planungen aus den späten   bunden und weiter ausgebaut, weil die   diesen Gefallen mit der Erklärung: „Her-
           1920er Jahren als Teil des Münchner Auto-  Reichsbahn eine zentrale logistische Funk-  mann Gruson, Ingenieur, Begründer der
           bahnringes vorgesehen, der dann in den   tion in der Kriegs- und Vernichtungspolitik   Schiffswerft Buckau und der Grusonwerke,
           1930er Jahren auch tatsächlich begonnen,   der Nationalsozialisten spielte, und trug   Erfinder des Hartgusspanzers, der Hart-
           aber kriegsbedingt nicht ausgeführt wurde.   seit 1941 den Titel eines „nationalsozialis-  gusspanzergranate, des Schnellfeuerge-
           Erhalten hat sich davon heute noch gut er-  tischen Musterbetriebs“. Damit passte das   schützes und anderer, auf dem Gebiete des
           kennbar die Unterführung der Heidemann-  Werk zur Militärstraße, an die es im Norden   Wehrwesens umwälzender Hilfsmittel. Ge-
           straße unter der Autobahn Nürnberg, das   grenzte. Heute unter Denkmalschutz ste-  boren 13.5.1821 zu Magdeburg, gestorben
           geplante Autobahnkreuz München-Nord.   hend, haben sich die riesige, 1942 erbaute   30.1.1895 zu Magdeburg.“  Seit 1945
           Fertig gestellt wurde in den Jahren 1940   und 37.000 Quadratmeter große Lokomotiv-    benutzte die US-Armee die Kaserne als
           bis 1942 immerhin die dortige Autobahn-  halle, die Zenithhalle, das Kesselhaus sowie   Will-Barracks und der Stadtrat verkürzte die
           meisterei an der Heidemannstraße 219.   der ehemalige Wasserturm an der Ecke zur   Erläuterung der Namens am 14. Januar
                                             Heidemannstraße erhalten, die Straße Am   1947 zum harmloser klingenden: „Hermann
                                             Ausbesserungswerk von 2018 erinnert an   Gruson, Ingenieur, Begründer der Schiffs-
           Krupp-Werke                       die 1995 beendete industrielle Nutzung.    werft in Buckau und der Grusonwerke, ge-
                                                                               boren 13.5.1821 zu Magdeburg, gestorben
                                                                               30.1.1895 zu Magdeburg.“ Damit konnte
                                             SS und Wehrmacht                  man sich den bürokratischen Aufwand einer
                                                                               Umbenennung ersparen und die neuen Nut-
                                             Im Rahmen der Vorbereitungen zum Zwei-  zer hatten offenbar auch keine Probleme
                                             ten Weltkrieg (1939–1945) wurde seit 1934  damit.
                                             der Münchner Norden zu einem bedeuten-
                                             den Militärviertel ausgebaut. Abgesehen
                                             von den weiterhin genutzten Militärschieß-  Kriegende
                                             ständen wurde die Panzerwiese zwischen
                                             der Schleißheimer Straße und der Ingol-  Der 30. April 1945 brachte das Kriegsende
                                             städter Landstraße als Übungsplatz für   für München. Man kann sich heute noch
                                               diese Gefährte ausgelegt. Südlich davon   gut vorstellen, wie die US-Armee, von Nor-
                                             wuchs 1934 bis 1938 die Kaserne der   den kommend, nach der Besetzung des
                                             SS-Standarte „Deutschland“ an der Ingol-    Militärflugplatzes Schleißheim auf der Pan-
                                             städter Straße 193 aus dem Boden, an der   zerwiese erschien. Ein Bericht beschrieb
           Durch die Eröffnung des Eisenbahn-Umge-  Heidemannstraße 50 von 1935 bis 1937 die   den Tag: „Im Laufe des Morgens nahm
           hung Münchens im Jahr 1901 (Am Nordring   General-Wever-Kaserne für die Flugabwehr   amerikanische Artillerie verschiedene Ka-
           von 2005) verfügte das noch ländliche   und zwischen 1936 und 1937 die Verdun-   sernen im Norden Münchens, besonders in
           Freimann über einen Gleisanschluss (Frei-  Kaserne für Panzerjäger an der Gruson-  Freimann, wo sich noch immer SS-Truppen
           manner Bahnhofstraße eingemeindet   straße 21.                      und notdürftig organisierte Reste von
           1931). Dieser führte während des Ersten                             Wehrmachts- und Luftwaffeneinheiten in
           Weltkrieges (1914–1918) im Jahr 1917 zur                            Gefechtsstellung befanden, unter Feuer.
           Eröffnung der Geschützwerke Friedrich                               Immer mehr Panzer kamen aus den Wäl-
           Krupp entlang der heutigen Lilienthalallee.                         dern, während die ‚Verteidiger der Stadt‘




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