Page 33 - Taxikurier Oktober 2023
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strebungen, werde ich mich derselben täg- wald, der spätere Englische Garten. Zum rakter und nun konnte eine städtische Be-
lich würdiger zu machen suchen.“ Es ist Stadtgebiet gehörte auch der Gasteig auf bauung verwirklicht werden, symbolisiert
anzunehmen, dass sich Klenze dieser Ehre dem rechten Ufer der Isar als Befestigungs- durch die prachtvolle Maximilianstraße von
sehr wohl für würdig hielt. Sein Schreiben anlage zum Schutz der damals noch einzi- 1858, benannt nach König Maximilian II.
endete mit den Worten: „Mit den innigsten gen Brücke. Joseph (1811–1864). Und damit begann
Wünschen für Eurer Majestät Wohl verharre auch die Veredelung einiger Adressen im
ich in tiefster Ehrfurcht – Eurer Majestät Viertel: So wurde beispielsweise aus der
Alleruntertänigst treugehorsamster L. v. Stadtbäche und Etablissements anrüchigen Großen Badstraße 1850 die
Klenze.“ Ob die Straßen nach dem Optiker fromme Pfarrstraße, aus der Schulstraße
Joseph von Fraunhofer (1787–1826) oder Die Straßen des Lehels bilden kein geomet- 1875 die Liebigstraße nach dem Chemiker
Cornelius aus demselben Jahr eine ähnliche risches Muster, weil sie häufig dem Verlauf Justus von L. (1803–1873), aus der Alten
Unterwerfung seitens der Geehrten hervor- der Stadtbäche folgten und zum Teil auch Pferdstraße 1877 die Sigmundstraße nach
rief, ist nicht bekannt, aber anzunehmen. ihre Benennungen daher beziehen: Trift- dem Herzog (1439–1501), aus der Neuen
kanal – Triftstraße von 1881, Fabrikbach – Pferdstraße ebenfalls 1877 die Christoph-
Fabrikstraße – Thierschstraße von 1890, straße nach dem Herzog (1450–1493), aus
Edle Adressen Gewürzmühlbach – Gewürzmühlstraße von der Tannenstraße 1886 die Pilotystraße
1830, Kanalstraße von circa 1820 nach nach dem Maler Karl von P. (1826–1886),
Der Name des zentralen Gärtnerplatzes dem Graben außen entlang der Stadtmauer, aus der Fabrikstraße 1890 die Thiersch-
nach Ludwigs I. zweiten bevorzugten Ar- Ländstraße von ungefähr 1850 nach der straße nach dem Pädagogen Friedrich T.
chitekten Friedrich von G. (1792–1847) Floßlände. Die Tattenbachstraße von unge- (1784–1860). Die repräsentative Prinzre-
entstand 1863 auf Veranlassung des im fähr 1830 hingegen hat mit Wasser nichts gentenstraße, benannt nach Prinzregent
Jahr 1848 abgedankten ehemaligen Königs. zu tun, sondern verweist auf eine Familie Luitpold (1821–1912), rundete dann 1890
Die anderen edlen Adressen in chronologi- Tattenbach, die dort Grundstücke besaß. das Bild der Veredelung ab, vor der Umge-
scher Abfolge ihrer Benennung: Utzschnei- Das Lehel als Gewerbegebiet kurz außer- staltung hatte sie banal Winterstraße ge-
derstraße von 1844 nach dem Techniker halb der Stadt beherbergte auch einige heißen. Luitpold war übrigens der Einzige,
und Politiker Joseph von U. (1763–1840); mehr oder weniger anrüchige Etablisse- der noch zu Lebzeiten eine Straßenbenen-
Reichenbachstraße von 1862 nach dem ments, die sich in Straßennamen erhalten nung im Lehel erhielt.
Ingenieur Georg von R. (1771–1826); Rum- haben: Sternstraße von ungefähr 1810,
fordstraße von 1865 nach dem Physiker auch inoffiziell als Hexengasse bekannt,
und Politiker Benjamin Thompson, Graf von Paradiesstraße von 1890, Himmelreichstra- Aufwertung der Kochstraße
R. (1753–1814); Baaderplatz und Baader- ße von 1900, Dianastraße von 1890 für
straße von 1877 nach dem Theologen Franz eine Gastwirtschaft mit Badebetrieb, Tivo- Die Kochstraße war benannt nach dem dort
von B. (1765–1841). Schon lange verstor- listraße von 1896 oder die Bruderstraße Anfang des 19. Jahrhunderts lebenden
ben war der Historiker Johannes Turmair, von 1890, über die es hieß: „Dieser Name Hausbesitzer Josef Obermaier, der dem Be-
genannt Aventin (1477–1534), als er im erinnert an die gute, alte Zeit Münchens. ruf des Kochs nachging, aber nichts mit der
Jahr 1887 seine Straße erhielt. Der Rei- Am 7. Januar 1790 kaufte laut Stadtgrund- gleichnamigen Obermaierstraße von 1877
chenbachplatz kam dann erst 1935 hinzu. buch-Eintrag der Bürger und Wirt Joseph zu tun hat. Der Deutsche Städtetag emp-
Brüderl die daselbst befindliche Tafernwirt- fahl nun am 2. September 1931 seinen Mit-
schaft, in welcher sich Wirt und Gäste ge- gliedern die Benennung von Straßen und
Lehel genseitig Brüderl nannten. Die Wirtschaft Plätzen nach dem Chemiker Robert Koch
führte auch eine Zeit lang den Namen ‚Zum (1843–1910). Anlass war der 50. Jahrestag
Das Lehel wurde erstmals 1525 urkundlich Alletag’.“ Na, dann … der Entdeckung des Tuberkel-Bazillus, wo-
erwähnt. Der Name leitet sich ab von den für Koch 1905 den Nobelpreis für Chemie
städtischen Mühlen, Schmieden und Färbe- erhalten hatte. Der Stadtrat befürwortete
reien, die auf das Wasser der zahlreichen Veredelung diese Ehrung und benannte die Kochstraße
Stadtbäche angewiesen waren und die an am 5. November 1931 in Robert-Koch-Stra-
Handwerker verpachtet, verliehen wurden. Die Isar wurde um 1850 kanalisiert und da- ße um, womit seitdem zusammen mit Lie-
Die Grenzen des Lehels waren die heutige mit das Lehel hochwassersicher gemacht. big zwei Chemiker im Lehel geehrt werden.
Zweibrückenstraße, die Isar und der Au- Damit veränderte die Vorstadt ihren Cha-
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