Page 31 - Taxikurier Oktober 2023
P. 31

sich in der gesamten gebildeten Welt der   gerechnet. Die Grenzen der Maxvorstadt   Wittelsbacher
           größten Achtung und Verehrung erfreut.“   verliefen entlang der Dachauer Straße,
           Auf diese Entscheidung hin bedankten sich   Schleißheimer Straße, Schellingstraße, dem   Große Teile der Straßen in der Maxvorstadt
           die Anwohner der Heustraße: „Die Umbe-  Englischen Garten und der heutigen Von-  sind nach noch lebenden Mitgliedern des
           nennung der Heustraße hat die Bürger-  der-Tann-Straße. Auf dem weitgehend un-  Hauses Wittelsbach benannt, wobei das für
           schaft, insbesondere aber die Hausbesitzer   bebauten Gebiet verliefen lediglich drei   die damaligen Zeiten ungewöhnliche, zah-
           & Bewohner der Heustraße, mit außeror-  Verkehrswege: Maistraße und Sommerstra-  lenmäßige Gleichgewicht zwischen Damen
           dentlicher Freude & Ehre erfüllt. Es ist uns   ße sowie der Fürstenweg als Verbindung   und Herren auffällt. Es zeigte sich, dass
           wohl bekannt, dass Sie in richtiger Er-  zwischen der Residenz und dem Schloss   sich die Herrscherfamilie in ihrer ganzen
           kenntnis der Verhältnisse & in idealer Ver-  Nymphenburg. Die Maxvorstadt hat zwei   Breite und Tiefe selbst verewigen wollte,
           bindung mit den bereits bestehenden Stra-  Mittelpunkte, den Königsplatz von 1808   ohne hier alle Straßen einzeln aufführen zu
           ßennamen zu Ehren berühmter deutscher   und den Karolinenplatz von 1809. Diese   können. Den Anfang machten 1808 der
           Dichter diese Umbenennung beantragten.   beiden Namen weisen schon darauf hin,     Königsplatz und die Königinstraße, beide
           Wir erlauben uns daher Ihnen unseren er-  dass die Straßen der Vorstadt hauptsäch-  ganz allgemein in Bezug auf das Königreich
           gebensten aufrichtigsten Dank zum Aus-  lich Namen der in Bayern herrschenden Fa-  Bayern, das von 1806 bis 1918 bestand.
           druck zu bringen mit der Bitte, unseren   milie der Wittelsbacher tragen. Und dem-
           Stadtteil auch fernerhin Ihr hochgeschätz-  entsprechend repräsentativ fiel dann auch
           tes Wohlwollen angedeihen zu lassen.“ Am   die neue Bebauung aus, unter anderem die
           21. November 1905 erfuhr schließlich der   Alte und die Neue Pinakothek sowie die
           Magistrat die Bestätigung: „Allerhöchst ge-    sogenannte Türkenkaserne des Infanterie-
           nehmigt mit Entschließung des königlichen   Leibregiments an der Türkenstraße, von der
           Staats-Ministeriums des Innern.“  nur noch das Eingangstor steht.


           Maxvorstadt                       Anfängliches Durcheinander

                                             Im Jahr 1808 wurde die blumige Florastra-
                                             ße benannt, die dann 1812 aber, thema-
                                             tisch passender, zur patriotischen Türken-
                                             straße wurde. Aus der Maistraße von 1808
                                             wurde 1812 die Friedrichstraße und aus der
                                             wiederum 1826 die Arcisstraße, aus der
                                             Sommerstraße ebenfalls von 1808 wurde
                                             1812 die Wilhelminenstraße und aus der
                                             dann wiederum 1826 die Barer Straße. Und
                                             der ursprüngliche Fürstenweg erhielt 1808
                                             die Namen Königstraße und in ihrem west-
                                             lichen Verlauf Kronprinzenstraße und
                                             schließlich 1826 auf Befehl von König Lud-  Maximilian I. Joseph herrschte seit 1806
                                             wig I. den Namen Brienner Straße. Es kön-  als erster bayerischer König, seine zweite
                                             nen hier nicht alle Werdegänge dieser Art   Frau Karoline (1776–1841) als erste bayeri-
                                             geschildert werden. Nur so viel als eine von  sche Königin, während seine erste Gattin
                                             mehreren Beispielen: Der Stiglmaierplatz   Auguste (1765–1796) straßenmäßig in
                                             schaut auf eine bewegte Benennungsge-  München keine Ehrung erfährt. Der Karoli-
                                             schichte zurück. Anfangs hieß er 1808   nenplatz von 1809 erinnert an die zweite
                                             Kronprinzplatz nach dem damaligen Kron-  Frau. Die Benennung der Augustenstraße
                                             prinzen Ludwig, der seit 1825 als König   von 1808 zum Beispiel, anlässlich des
                                             Ludwig I. regierte. Seit 1812 trug er den   20. Geburtstages der Geehrten, wurde fol-
                                             direkteren Namen Ludwigsplatz, um 1829   gendermaßen begründet: „Diese Straße be-
                                             in Luitpoldplatz umbenannt zu werden   nennt sich nach der Prinzessin Auguste von
                                             nach Ludwigs Sohn Luitpold (1821–1912),   Bayern (1788–1851), erster Tochter aus der
                                             der von 1886 bis 1912 die Regentschaft für   ersten Ehe des Pfalzgrafen und nachmali-
                                             seine Neffen Ludwig II. und Otto I. ausüb-  gen Kurfürsten und Königs Maximilian I.,
                                             te. Seit dem 25. Oktober 1845 gilt die Be-  der den Stadtteil, zu welchem die Augus-
           Die Maxvorstadt erscheint erstmals urkund-  zeichnung Stiglmaierplatz: „Johann Baptist   tenstraße gehört, ins Leben gerufen hat.“
           lich am 14. Dezember 1812. Sie ist be-  Stiglmaier, berühmter Erzgießer, geboren   Überhaupt erschienen Geburtstage als
           nannt nach König Maximilian I. Joseph   18.10.1791 zu Fürstenfeldbruck, gestorben   günstige Gelegenheiten, denn der damalige
           (1756–1825, Max-Joseph-Platz von 1805,   2.3.1844 zu München“.  Der bürgerliche   Kronprinz Ludwig (1786–1868, seit 1825
           Maximiliansplatz von 1808, Max-Joseph-   Stiglmaier machte sich mit seiner 1826 ge-  König Ludwig I.) benannte 1822 anlässlich
           Straße von 1859). Auf einer Stadtkarte von   gründeten Erzgießerei im Sinne der Krone   seines eigenen 36. Wiegenfestes die mehr
           1812 wird sie noch als „Äußeres Kreuzvier-  verdient, etwa mit der dann 1850 fertig   als repräsentative Ludwigstraße in der Max-
           tel“ zum Kreuzviertel innerhalb der Altstadt  gestellten Statue der Bavaria.  vorstadt nach sich selbst.




                                                                                       OKTOBER 2023 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 31
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36