Page 36 - Taxikurier Februar 2024
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als Nichtsnutze erarbeiteten und finan-  entstand und damit das Zeitalter der Eisen-  sche Schwerpunkt der Stadt, in Neuhausen
           zierten. Als Alternative zu dieser Umge-  bahn im Münchner Westen in Richtung   die Max-II-Kaserne zwischen Dachauer
           hungsstraße diente die südlich parallel   Augsburg begann. Die Holzkonstruktion   Straße und Kasernstraße von 1883, seit
             verlaufende Blutenburgstraße, auf der der   brannte bereits 1847 ab, vermutlich durch   1905 die Leonrodstraße. Seit der Zerstö-
           gesamte Personen- und Warenverkehr zwi-  Brandstiftung durch Spediteure, die Waren   rung im Krieg steht heute eine Wohnsied-
           schen München und dem Dorf abgewickelt   mit ihren Pferden auf den Straßen trans-  lung auf dem Gelände. Außerdem 1862 das
           wurde. Das Befahren der Nymphenburger   portierten und nun um ihre Einkünfte   Zeughaus, das militärische Lagerhaus, an
           Straße zwischen der Residenz und dem   bangten. Aber da gehörte das Marsfeld   der Lothstraße Ecke Dachauer Straße, die
           Schloss blieb nämlich bis 1806 dem Adel   schon nicht mehr zu Neuhausen. Seit 1858   Artillerie-Fabrik 1866 entlang der Dachauer
           vorbehalten. Ursprünglich hieß die Bluten-  verkehrte die Bayerische Ostbahn durch das  Straße gegenüber der Max-II-Kaserne, 1868
           burgstraße Neuhauser Fahrtweg und dann   Dorf in Richtung Landshut, ihre Trasse wur-  die Militär-Reitschule an der Albrechtstra-
           zwischen 1794 und 1877 Marsfeldweg,   de dann 1892 nach Westen um den Schlos-  ße, 1872 das Garnisons-Lazarett an der
           denn das Marsfeld gehörte damals bis 1846   spark Nymphenburg herum verlegt. Was   gleichnamigen Straße (heute Deutsches
           noch zu Neuhausen, bevor es zur Maxvor-  blieb, war die Fabrikstraße, deren Name   Herzzentrum) sowie 1888 die Garnisons-
           stadt kam.                          bereits 1866 entstand und die seit 1892   Verwaltung an der Lazarettstraße 4. Als
                                             schnurgerade auf der Trasse der ehemaligen   Exerziergelände diente das Oberwiesenfeld,
                                             Ostbahn verlief. Im Jahr 1902 erhielt sie   der heutige Olympiapark. Dafür waren nicht
           Schulen                           den Namen Landshuter Allee. Noch heute   nur viele Zivilangestellte nötig, sondern
                                             kann man am Bürokomplex des Arnulfbo-  auch die Wehrpflichtigen zählten nach Tau-
           Am 23. Dezember 1802 wurde im Kurfürs-  gens, der im 90-Grad-Bogen die Arnulf-  senden. Deren militärische Vorgesetzte er-
           tentum Bayern die allgemeine Schulpflicht   straße mit der Landshuter Allee verbindet,   laubten ihnen als Ventil für ihre Wut und
           eingeführt. Alle Kinder zwischen sechs und   die Abzweigung zur Ostbahn erkennen. Die   ihren Frust angesichts ihres elendigen und
           zwölf Jahren waren davon betroffen und   Bezeichnung der Fabrikstraße bezog sich   schikanierten Daseins, sich in ihrer knap-
           weil ihre Eltern Schulgeld zahlen mussten,   auf die Lokomotivfabrik Krauss & Co.,   pen Freizeit abzureagieren. Dadurch ent-
           wurde diese Verpflichtung häufig umgan-    heute die Mercedes-Benz-Niederlassung,   standen in Neuhausen zahlreiche Kaschem-
           gen, wo immer es ging, insbesondere in   die von 1866 bis 1933 hier in Neuhausen   men und Etablissements, deren Angebote
             einem armen Dorf wie Neuhausen. Für alle   produzierte. Westlich der Donnersberger-  manchen Hafenstädten zu fragwürdiger
           Kinder von zwölf bis 18 Jahren war darüber   brücke entstand entlang der Richelstraße   Ehre gereicht hätten.
           hinaus der Besuch der Sonntagsschule zur   seit 1871 die Centralwerkstätte der König-
           religiösen Erziehung vorgeschrieben.    lich Bayerischen Staatseisenbahnen, die   Erst nach der Eingemeindung entstand
           Die Schulpflicht bedeutete also, dass die   bis zu 2.000 Mitarbeiter beschäftigte.    dann im Jahr 1900 das notwenige Kriegs-
             Kinder weniger Zeit für die Arbeit auf dem   Seit 1927 verlegte die nunmehrige Deut-  gericht plus Militär- Gefängnis an der
           Feld oder im Stall hatten. Im Jahr 1840   sche Reichsbahn den Betrieb schrittweise     Leonrodstraße 53, heute die Freigänger-
           zählte Neuhausen rund 400 Einwohner,   nach Freimann und heute steht auf dem   Abteilung der Justiz-Vollzugsanstalt Mün-
             deren Kinder vom Dorfschmied unterrichtet   Gelände unter anderem die Direktion der   chen-Stadelheim. Folgende Straßennamen
           wurden. 1866 entstand das erste Schulhaus   Bundesbahn. Die Belegschaft dieser beiden   bezogen sich zur Zeit der Eingemeindung
           der Gemeinde an der heutigen Volkart-  Betriebe wohnte meist nahe am Arbeits-  1890 auf militärische Gegebenheiten: Aus
           straße 4 für 88 Kinder, die in einer Klasse   platz und dafür entstanden bereits vor der   dem Kasernweg von 1860 wurde 1883 die
             zusammengefasst waren. Auf dem 1902   Eingemeindung in Neuhausen Mietshäuser   Kasernstraße, die Lazarettstraße erhielt
             benannten Rotkreuzplatz lag der Dorfwei-  im städtischen Stil. Deshalb gab es bereits     ihren Namen 1876, ebenso die Nördliche,
           her, umgeben von einigen Häusern und   vor der Eingemeindung zahlreiche Straßen,   Östliche und Südliche Lazarettstraße.
           Bauernhöfen. Im Jahr 1872 schüttete man   deren Bebauung einen städtischen Charak-  Die Nördliche wurde 1886 zur inzwischen
           das Gewässer zu und errichtete dort die   ter zeigte: Alfonsstraße, Arnulfstraße,   aufgelassenen Rauchstraße, aus der Östli-
           zweite Dorfschule für nunmehr 150 Kinder.     Birkerstraße, Blutenburgstraße, Elvira-  chen wurde die Lothstraße und aus der
           Bald lebten fast 7.000 Menschen im Dorf,   straße, Fasaneriestraße, Klarastraße, Loth-  Südlichen die Thorwaldsenstraße.
           darunter 316 schulpflichtige Kinder – Aus-  straße, Maillingerstraße, Rupprechtstraße
           druck des rapiden Wachstums, der Industri-  oder Schulstraße. Ausdruck dieser Entwick-
           alisierung und damit einhergehend der   lung wurde später darüber hinaus auch    Eingemeindung am 1. Januar 1890
             Verstädterung des Noch-Dorfes. Nachdem   die Eröffnung des Haltepunktes „Central-
           im Jahr 1880 11.000 Menschen in Neuhau-  werkstätte“ im Jahr 1895, seit 1921   Das Dorf Neuhausen, das eigentlich
           sen wohnten, wurde das dritte Schulge-  „Hauptwerkstätte“ und seit 1972 der heu-  bereits eine Stadt war, zählte zur Zeit sei-
           bäude an der Schulstraße 3 eröffnet und   tige Bahnhof „Donnersbergerbrücke“.  ner Eingemeindung nach München bereits
           das  Bürgermeisteramt, das Standesamt und                           12.500 Einwohner, darunter als Zeichen
           das Postamt zogen in das alte Gebäude ein.                          des überregionalen Zuzugs infolge der
                                             Auf dem Weg zum Stadtviertel:     Indus trialisierung zahlreiche Protestanten,
                                             Das Militär                       mit  ins gesamt 1.100 schulpflichtigen Kin-
           Auf dem Weg zum Stadtviertel:                                       dern. Es war damit die größte Landgemein-
           Die Eisenbahn                     Wegen der großen freien Flächen außerhalb   de in Bayern. Städtisch wurde auch das
                                             der Stadt, aber doch nahe genug an ihr, um  Grundstück an der Nymphenburger Straße
           Noch lagen viele Jahre bis zur Eingemein-  eventuelle innere Aufstände niederschlagen  163, das der Frauenverein vom Roten Kreuz
           dung vor Neuhausen, als auf seiner Flur    zu können, entstand im Münchner Nord-  1888 kaufte und dort 1892 sein großes
           im Jahr 1839 der erste Münchner Bahnhof   westen und Westen seit 1860 der militäri-  Krankenhaus eröffnete.




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