Page 21 - Taxikurier Mai 2024
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Gendersprache
➔ „ES LEBEN VIELE BÄREN IN DEN BERGEN”
Bayerns Sieg der Vernunft – Von Birgit Heller
Die Bayerische Staatsregierung ist Ende März 2024 den Empfehlungen des Rates für deutsche
Rechtschreibung gefolgt und hat dem Wahnsinn der Gendersternchen, Genderstriche und anderen
Genderzeichen ein Ende, zumindest in Landesbehörden, Schulen und Universitäten, gesetzt.
Bei allem Verständnis für die gleichbe rechtigte Stellung von Interessanterweise kann man einen Text auch erfassen, wenn man
Frauen und anderen Gruppen, die sich nicht als männlich alle Vokale weglässt. Probieren Sie es einmal aus! Die abrupten
sehen, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass es sich bei Brüche in Fließtexten durch die Genderzeichen machen es deutlich
den so kritisierten männlichen Formen von Substantiven und schwerer, beim Lesen den Inhalt zu erfassen.
Pronomen gar nicht um biologische Bezeichnungen handelt.
Bevor nun der Aufschrei der Leser uns ereilt, sollten wir uns
Bereits Ende des 11. Jahrhunderts hat sich das generische Mas- fragen, warum so wenige Menschen die deutsche Sprache auf der
kulinum durchgesetzt. Nun könnte dabei die zutiefst patriarchi- Welt sprechen bzw. lernen. Die Antwort ist einfach: Weil die deut-
sche Gesellschaft den Ausschlag gegeben haben. Vielmehr spricht sche Sprache eine schwere Sprache ist. Allein die Erklärung, wa-
aber dafür, was auch Sprachwissenschaftler betonen, die Sprache rum welcher Artikel vor welches Substantiv gestellt wird, entbehrt
einfacher und verständlicher zu gestalten. Dabei handelt es sich jeder Logik. In anderen europäischen Sprachen ist das Geschlecht
eben nicht um eine biologische Geschlechtsdefinition, sondern des Substantivs bereits an seiner Endung oder anderen Eigenschaf-
um grammatisch maskuline Personen- oder Berufsbezeichnungen. ten erkennbar. Dies ist im Deutschen nicht so. Warum heißt es:
Das generische Maskulinum wird ebenso im Tierreich verwendet. „der Ofen“ oder „das Fenster“ oder „die Tür“?
Einerseits ärgern wir uns, dass unsere Sprache immer mehr ver-
Ein Beispiel: „Es leben viele Bären in den Bergen.“ kommt, mit Anglizismen überschwemmt wird und in den sozialen
Niemand geht bei diesem Satz davon aus, dass nur männliche Medien teils nur noch aus Abkürzungen besteht. Andererseits aber
Bären in den Bergen l eben. Ein weiterer Aspekt, der gegen die Flut bestehen einige auf die Genderzeichen, als ob davon die Rechte
von Gendersternchen, Genderpünktchen u.ä. spricht, ist die immer aller Frauen oder Minderheiten abhängen würden. Es stellt sich
zunehmende Rechtschreibschwäche der deutschen Schüler. Die doch eher die Frage, wieweit ist es um das Selbstbewusstsein
Pisa-Studie zeigt sehr deutlich, dass beim Lesen und inhaltlichen bestellt, wenn ich als Frau ein Problem damit habe, dass ich von
Verständnis deutsche Schüler immer schlechter abschneiden. Das einer Behörde nicht geschlechtsspezifisch angesprochen werde.
Erfassen von Texten ist eine Sache des Trainings. Heutzutage ist mir viel wichtiger, dass das Gegenüber mir mit
Respekt und Achtung begegnet und mir nicht die Tür vor der Nase
zuknallt. Das mag sich merkwürdig anhören, ist heutzutage leider
an der Tagesordnung.
Interessanterweise haben sich auch andere Bundesländer zu dem
Schritt, den die bayerische Staatsregierung geht, entschlossen. So
haben Sachsen und Sachsen-Anhalt ähnliche Weisungen erlassen.
In Schleswig-Holstein werden Genderzeichen in schulischen Arbei-
ten als Fehler gewertet.
Die deutsche Sprache unterliegt wie jede Sprache Veränderungen.
Dabei sollte aber auf die Qualität und den Sprachfluss weiter Wert
gelegt werden. Wenn Sprache nur noch Ausdruck von Ideologien
ist, wird sie wenig Zukunft haben. Dabei ist die deutsche Sprache
die Sprache der Dichter und Denker. Das sollten wir uns ab und zu
wieder ins Gedächtnis rufen.
MAI 2024 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 21