Page 24 - Taxikurier Mai 2024
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➔ SCHROTTIS WELT
Von Michael Schrottenloher
BAHNEN Richtung nur mehr einspurig zu befahren busses, was zu einer zusätzlichen Versie-
sein, wobei der Sprecher der SWM, Stefan gelung von 3.500 Quadratmetern führe.
Zunächst die neuesten Nachrichten aus Bauer, diesen Zeitplan schon als „sportlich” Aber auch wenn diese Zahl offenbar ab-
dem Hause DB AG, die früher mal „Deut- bezeichnete (Merkur vom 23.3.2024). Mit sichtlich übertrieben ist (OB Reiter rechne-
sche Bundesbahn” hieß: die Inbetriebnah- anderen Worten: es dürfte in Wirklichkeit te in einem geharnischten Brief der Staats-
me des neuen Stellwerks am Ostbahnhof, noch wesentlich länger als zwei Jahre dau- regierung nur 1.270 Quadratmeter vor),
welches die alte und extrem störanfällige ern. Hat der Schreiber schon mal erwähnt, wäre diese zusätzliche Flächenversiegelung
Relaistechnik aus 1969 ersetzen soll, wird dass die Westtangente, nur Stand heute, angesichts einer Gesamtfläche des Engli-
um ein weiteres Jahr verschoben. Erst soll- mindestens 490 Millionen kosten wird? schen Gartens von 3.750.000 Quadratme-
te die Anlage im Juni 2023 fertiggestellt Ja, hat er. Kann aber nicht oft genug ge- tern wirklich nur ein Fliegenschiss. Ferner
werden, was die Bahn aber gerade mal sagt werden. ließ Maggus seine Paladine behaupten, bei
einen Monat vorher, also im Mai 2023, ab- einer Trambahntrasse seien seitliche Ab-
sagte. Damals wurde plötzlich ein Start Nordtangente: die Tram war für eine Stre- sperrgitter erforderlich, damit die Spazier-
„nicht vor August 2024” angekündigt. Und cke von Neuhausen über die Elisabeth- und gänger nicht unaufmerksam vor der queren-
die Bahn hält Wort: Ende März teilte sie Franz-Joseph-Straße sowie durch Martius- den Bahn auf die Gleise hüpften. Und
mit, dass es wohl erst „im Sommer 2025” und Thiemestraße quer durch den Engli- solche Gitter seien ein weiterer unerträg-
zur Inbetriebnahme kommen werde und da schen Garten (ca. 800 Meter) und weiter licher Eingriff in die Optik des Parks. Selt-
das ja „nicht vor August 2024” ist, behält nach Johanneskirchen geplant. In der Leo- samerweise aber waren und sind bei den
die Ankündigung vom letzten Jahr ihre poldstraße zwischen Franz-Joseph-Straße Linienbussen, die seit Jahrzehnten, teils
Richtigkeit. So macht man das! und Münchner Freiheit waren zudem neue jetzt schon vollelektrisch, auf genau dieser
Gleise als Verbindung zur dortigen Tram- Strecke durchfahren, nie Absperrgitter im
Schrotti, bekanntlich kein Söder Fan, muss bahnlinie vorgesehen. Gespräch.
dem Maggus ausnahmsweise mal ein Kom-
pliment machen: er hatte nämlich mehr Kurz und klein: die Tramnordtangente wird
als Recht, als er in seiner Zeugenaussage mindestens in den nächsten Jahren nicht
vor dem Stammstrecken-Untersuchungsaus- gebaut werden, und wahrscheinlich sogar
schuss am 15. Juni 2023 wörtlich sagte nie. Schrottis persönlicher Kommentar:
„Mein Eindruck ist, dass die Bahn nicht Söders Vorgehensweise ist ein fieser par-
mehr kontrollierbar ist” (TAXIKURIER, Heft teitaktischer Trick, um die grün-rote Stadt-
August 2023). regierung und den OB dumm aussehen zu
lassen.
Aber warum haben eigentlich seine einst
zuständigen CSU-Bundesverkehrsminister Seine Argumente (s.o.) sind fadenscheinig,
Ramsauer, Dobrindt und Scheuer (insgesamt teils richtig absurd und basieren offen-
2009 bis 2021) nichts gegen diese Entwick- sichtlich auch auf üblen Tatsachenverdre-
lung unternommen? Und dann gibt es ja hungen. Aber, selbst wenn die Fakten stim-
auch noch die Münchner Trambahnen, die men würden, warum lässt er sie urplötzlich
von den Stadtwerken München (SWM) bzw. Doch Mitte März kam der Paukenschlag: erst jetzt vorbringen, obwohl ihm die Pläne
ihrer Tochtergesellschaft „Münchner Ver- die Bayerische Staatsregierung stoppte der Stadt seit Jahren bekannt waren und
kehrsgesellschaft” (MVG) betrieben werden. überraschend die Pläne für die Querung des die Bayerische Staatsregierung seither in
Englischen Gartens, was sie rechtlich auch die Planungen einbezogen war? Wenn die
Westtangente: die ersten Baumaßnahmen kann, da das „Gartendenkmal" Eigentum Trambahntrasse wirklich Absperrgitter
in Laim haben begonnen, da die diversen des Freistaates Bayern (und also nicht der bräuchte und viel breiter als die Busfurt
Wasser-, Gas- und Fernwärmeleitungen ent- Stadt München) ist. Die Begründung für wäre, warum fällt ihm das erst jetzt ein?
lang bzw. unter der Fürstenrieder Straße das Veto, welches König Maggus I. durch
zunächst mal verlegt werden müssen. An seinen Staatskanzleichef Florian Hermann Die Stadt hätte sich „immense Planungs-
den Kreuzungen Fürstenrieder- / Ammersee- zeitgleich der Stadt München und der Pres- kosten” (OB Reiter) sparen können!
straße sowie Fürstenrieder- / Agnes-Bernauer- se mitteilen ließ (was für ein Stil!), mutet
Straße werden Gleiskreuzungen angelegt. freilich überaus seltsam an. Danach sei die Aber mit dem Endergebnis, dass es auf
In diesem Zwischenstück wird die Fürsten- Trambahntrasse durch den Park 35 Prozent lange absehbare Zeit keine Nordtangente
rieder Straße für mindestens zwei Jahre pro breiter als die bestehende Furt des Linien- geben wird, ist der Schreiber trotzdem zu-
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