Page 29 - Taxikurier Mai 2024

machen.“ Seit 1964 trägt dieser Platz den bis 1949. Der angesehene Maler Eduard te Heilmann seine familiären Verhältnisse
Namen Shakespeareplatz nach einem seit von Grützner (1846–1925) wohnte in Haid- ins Spiel. In erster Ehe war er mit Ida
Langem Verstorbenen: „William Shakes- hausen an der Praterstraße 1 und der Ma- Rosipal verheiratet und hatte mit ihr eine
peare, geboren 23.4.1564 und gestorben gistrat beschloss, ihm zu seinem 70sten Tochter namens Ida, die später Max Litt-
23.4.1616 in Stratford-upon-Avon, bedeu- Geburtstag ein Geschenk zu machen, näm- mann, den Geschäftspartner ihres Vaters,
tendster eng lischer Dramatiker.“ lich die Umbenennung seiner Adresse in heiratete. Nach dem Tod ihrer Mutter hei-
Grütznerstraße. In einem Schreiben an das ratete ihr Vater 1880 Josephine Hierl.
König liche Staatsministerium des Innern Aus dieser Ehe stammten die Kinder Albert,
Frühe Kritik vom 14. November 1916 hieß es: „Der Frieda, Josephine, Otto und Paula. Von
König liche Professor und Kunstmaler Edu- ihnen wiederum heiratete Frieda den
Seit 1911 allerdings begann sich im Magis- ard Grützner hat am 26. Mai dieses Jahres Möbelfabrikanten Anton Pössenbacher.
trat die Kritik an den Straßenbenennungen seinen 70. Geburtstag gefeiert. Die städti- Heilmann wählte nun Straßennamen aus
nach Lebenden zu rühren. In der Sitzung schen Kollegien haben unterm 2. und und ließ sie sich von der
vom 23. November 1911 sagte ein Mitglied 18. Mai des laufenden Jahres aus diesem
anlässlich des Vorschlages, eine Straße in Anlass beschlossen, die Straße, in der der
Schwabing nach dem Schauspieler Richard genannte, insbesondere um die Ausschmü- Gemeindeverwaltung Thalkirchen
Stury (1859–1928) zu benennen: „Ich habe ckung des Rathauses sehr verdiente Meister genehmigen:
dagegen lebhafte Bedenken geäußert, ins- seit 33 Jahren wohnt, in Grütznerstraße
besondere auch deshalb, weil Stury noch umzubenennen.“ ➔ Heilmannstraße: „Jakob Heilmann,
lebt. Ich bin aber überstimmt worden.“ Geheimer Kommerzienrat und Architekt,
Die Sturystraße entstand schließlich im Gründer der Villenkolonie Prinz-Ludwigs-
Jahr 1913: „Richard Stury, königlicher Grundbesitzer Höhe“, geboren 21.8.1846 in Geisel-
Hof schauspieler, langjähriges Mitglied der bach, gestorben 15.2.1927 in München,
Münchner Hofbühne.“ Tatsächlich ließ Interessant sind in diesem Zusammenhang nach sich selbst.
die Ehrung von Lebenden nach, ohne aber auch die Möglichkeiten, die sich damals
gänzlich zu verschwinden. Zwei Beispiele Grundbesitzern und Bauherren eröffneten, ➔ Idastraße und Josephinenstraße:
von wenigen: Im Jahr 1914 beschloss der nämlich Straßen auf ihrem Grund in Neu- „Weiblicher Vorname“, womit seine
Magistrat die Richard-Strauss-Straße mit baugebieten nach sich selbst und ihren beiden Ehegattinnen und zwei seiner
der Begründung: „Am Donnerstag, den Familienangehörigen zu benennen und Töchter versorgt waren.
11. Juni, begeht der Komponist Richard anschließend offiziell bestätigen zu lassen.
Strauss seinen 50. Geburtstag. Er ist zur Drei Beispiele: ➔ Friedastraße und Paulastraße:
Zeit der bedeutendste Tondichter Deutsch- „Weiblicher Vorname.“
lands und genießt einen Weltruf. Seine
Vaterstadt München kann daher diesen Thalkirchen: Familie Heilmann ➔ Albertstraße und Ottostraße:
Tag wohl nicht vorübergehen lassen, ohne „Männlicher Vorname.“
ihrem ausgezeichneten Sohne eine Ehrung In der Gemeinde Thalkirchen entwickelte
zu erweisen. Der Magistrat beschließt, eine sich auf dem Grund von Bürgermeister Mit der Eingemeindung Thalkirchens am
Straße nach ihm zu benennen und in ei- Eugen Gerbl ab 1895 die Villenkolonie 1. Januar 1900 konnten die Albert- und
nem Glückwunschtelegramm ihm hievon Prinz-Ludwigs-Höhe. Der Architekt und Ottostraße nicht beibehalten werden, weil
Mitteilung zu machen.“ Das Innenministe- Bauunternehmer Jakob Heilmann hatte das es in München bereits eine Adalbert- und
rium genehmigte kurz darauf dieses Ge- Gelände 1894 gekauft und ließ nun Häuser eine Ottostraße gab, und deshalb mussten
schenk: „Dr. Richard Strauss, Königlich für finanziell gut gestellte Kreise errichten, sie zur Vermeidung von Verwechslungen
Preußischer Generalmusikdirektor und die oberhalb des Hochufers der Isar ent- umbenannt werden. Und jetzt kamen dann
Tondichter.“ Der Maestro lebte von 1864 standen. Für die neuen Wohnstraßen brach- noch einige bereits Verstorbene hinzu:

Werther von Kummer Nöker Dr. Schwerdt

Rechtsanwälte, Partnerschaftsgesellschaft *
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