Page 16 - Taxikurier Februar 2022
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Neubau am Leonrodplatz von 440.000 Kubikmetern fand am 25. No- alle Fälle konnten die Bauarbeiten im Jahr
vember 2015 statt. Nach Plänen des 1494 doch noch fertig gestellt und das
In den 40 Jahren zwischen 1970 und 2020 Münchner Architekturbüros Frick Krüger Gotteshaus eingeweiht werden. Aber dies atelier-tacke.de
stieg die Zahl der Einwohner Münchens um Nusser Plan 2 entstehend, wurden die Kos- nur nebenbei. Beim neuen Strafjustizzent-
300.000 von 1.300.000 auf 1.600.000 Per- ten zunächst auf 300.000.000 Euro veran- rum handelt es sich um das derzeit größte
sonen und damit auch die Anzahl der juris- schlagt, stiegen aber zwischenzeitlich auf öffentliche Hochbauprojekt des Freistaats
tischen Vorgänge. Das Gebäude an der 400.000.000 Euro. Für Gebäude der öffent- Bayern. Das Gebäude mit seinen drei In-
Nymphenburger Straße 16 bietet daher lichen Hand ist dies nichts Ungewöhnli- nenhöfen präsentiert sich nach außen als
schon lange zu wenig Platz, außerdem ge- ches: Bereits beim Bau der Frauenkirche geschlossene Bebauung mit sieben Stock-
nügt die Bausubstanz längst nicht mehr Ende des 15. Jahrhunderts beispielsweise werken. Die bereits inhaftierten Angeklag-
den gültigen Standards hinsichtlich Statik, ging das Geld aus mit der Folge, dass der ten werden über die Anita-Augspurg-Allee
Brandschutz, Wärmedämmung und Asbest- Pfarrer Balthasar Hundertpfund (Lebens- in das Untergeschoss transportiert, wo sie
belastung. Ein umfangreicher Umbau bei daten unbekannt, Hundertpfundweg von in Zellen auf ihren Prozess warten und die
laufendem Betrieb erwies sich deswegen 1963) nach Rom reiste und bei Papst Six- Verhandlungspausen verbringen müssen.
als undurchführbar. Daher bot sich das gro- tus IV. (1414–1484, amtierte 1471–1484) Die Fertigstellung ist für 2023 oder 2024
ße, bislang unbebaute Gelände im Besitz zur weiteren Finanzierung einen Ablass er- geplant, die Erfahrung spricht eher für
des Freistaates Bayern am Leonrodplatz für reichte. Wer in einer festgesetzten Zeit letzteres Jahr.
einen Neubau an, auch wegen der optima- nach München pilgerte, dort Gebete ver-
len Verbindungen durch den sich in vier richtete und Sühnegeld hinterließ, erhielt
Richtungen kreuzenden Öffentlichen Nah- seine Sünden abgelassen. Offensichtlich Die Nutzung
verkehr, zu dem auch der Taxistand am Le- herrschten damals mindestens so sündige
onrodplatz gehört. Nach der Fertigstellung Zeiten wie heute, denn allein in der ersten Das neue Strafjustizzentrum bietet sieben
wird er erheblich an Bedeutung gewinnen. Ablasswoche sollen 65.000 Sünder in ihrer Justizbehörden mit rund 1.300 Bedienste-
Panik vor ewigen Höllenqualen zu Fuß in ten Platz. Künftig werden das Amtsgericht,
die Stadt geströmt sein – eine ungeheure die Strafkammern der Landgerichte Mün-
Das Gebäude Zahl, lebten in München doch lediglich chen I und II, die Staatsanwaltschaften
13.000 Menschen. Auf heute mit 1.600.000 München I und II, die Strafsenate des
Der Spatenstich für den Neubau zwischen Einwohnern hochgerechnet, würde dies Oberlandesgerichts sowie die General-
Dachauer Straße, Anita-Augspurg-Allee, bedeuten, dass allein in der ersten Wiesn- staatsanwaltschaft im neuen Justizgebäude
Rosa-Luxemburg-Platz und Schwere-Reiter- Woche fast 8.000.000 Menschen unsere untergebracht. Gerechnet wird mit täglich
Straße mit einer Nutzfläche von fast Stadt besucht hätten – immer vorausge- 1.200 Besuchern. Über drei Ebenen grup-
40.000 Quadratmetern mit einem Volumen setzt, die überlieferte Zahl trifft zu. Auf pieren sich 54 Sitzungssäle, darunter ein
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