Page 22 - Taxikurier September 2023
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UNTERHALTSAMES
➔ SCHROTTIS WELT
Von Michael Schrottenloher
AUFSTAND ordnete Zwangsidyll vor. Stadtrat Hans Da wird auf unseren OB noch einiges zu-
Hammer (CSU) forderte, die Stadt solle eine kommen, plant doch das städtische Mobi-
Gegen die temporären Sommerstraßen in Befragung der direkten Anwohner der litätsreferat (MOR) zahlreiche Wohltaten
der Au (Kolumbusstraße) und Obergiesing Kolumbus- und Landlstraße veranlassen: für die Werinherstraße, die der „Radver-
(Landlstraße) regt sich nicht nur unter den „Die Anwohner sollen entscheiden, ob das kehrsbeauftragte" Dr. Florian Paul u. a. im
betroffenen Anwohnern zunehmend Wider- Projekt fortgesetzt oder beendet wird”. Merkur vom 5. Juli vorstellte. Hier die
stand, nein, sogar innerhalb der SPD-Frak- Doch die Grünen, sonst durchaus Befürwor- Kurzfassung: 130 von 300 Parkplätzen weg,
tion werden gelegentlich Stimmen laut, die ter basisnaher Bürgerbeteiligung, winkten Fahrspuren weg, dafür Rad- und Gehwege
von der ansonsten grünroten Einhelligkeit sofort ab. Grünen-Stadtrat Paul Bickel- mit jeweils mindestens 2,50 Metern Breite.
ein klitzekleines bisserl abweichen. So wird bacher: „Ein hastig durchgeführter Quasi- Das MOR legte dazu auch Zahlen vor, wo-
die SPD-Fraktionschefin Anne Hübner im Bürgerentscheid ist für uns keine Option”. nach der Radverkehr bis 2022 dort um
Merkur vom 21. Juli zitiert: „Viele empfin- Die Umgestaltung sei ohnehin bis Oktober 145 % zugenommen und der Kfz- Verkehr
den das Projekt als einen Gewinn an Le- befristet. Ähnliches war von der SPD zu im gleichen Zeitraum um 25 % abgenom-
bensqualität. Andere fühlen sich im Alltag hören, und auch der zuständige BA war not men habe. Dass die monatelangen Teil- und
eher beeinträchtigt. Es gilt, auch deren amused von der Idee: „Gegen einen unmit- Komplettsperrungen für Autos in der Werin-
Sorgen zu erkennen”. telbaren Stopp sprechen die vielen positi- herstraße wegen der Eisenbahnunterfüh-
ven Rückmeldungen” – na dann, sagt der rung, während derer die Radler dort noch
Zu lesen ist aber auch der Hübner-Satz liebe Schrotti, könnt Ihr die Anwohner fahren durften, die Zahlen ein wenig ver-
„Es ist gut, auszuprobieren, wie Menschen doch getrost abstimmen lassen. Kann schoben haben könnten, wen ficht das
in grüneren Straßen auch ohne eigenes Eurem tollen Projekt doch nix passieren! schon an. Um den Autofahrern den Wegfall
Auto gut leben können”. Dazu Schrottis Hier noch eine Anmerkung: die Sperrungen von Fahrspuren nach dem Motto zu verkau-
Frage: sollte man es nicht lieber den mün- in der Kolumbus- und Landlstraße mögen fen „Is doch net so schlimm, seid’s doch
digen Bürgern selbst überlassen, ob sie für uns angesichts des Verkehrschaos in eh’ weniger worn“, wird man wohl noch ein
mit oder ohne Auto in ihrer Straße leben ganz München nur mehr wie Pipifax er- paar alte Bauerntricks anwenden dürfen.
wollen, anstatt als Politiker willkürlich scheinen, als würde der Schreiber dabei mit Aber jetzt die gute Nachricht: wegen des
irgendwelche „Freiwillige” zu bestimmen Kanonen auf Spatzen schießen. langen Planungsvorlaufs wird sich laut MOR
und dann einer Zwangsbeglückung zu un- in der Werinherstraße vor 2026 nichts
terziehen? Und was sagen die Hübnerinnen Da es sich (wie bereits berichtet) hier aber ändern.
und Hübner eigentlich den Autobesitzern, um „Forschungsprojekte” der TU München
die sich, ganz im Sinne der grünroten handelt, werden die es ohne deutlichen Vielleicht aus folgendem Grund sogar noch
Erziehungslehre, eines der unverschämt Gegenwind aus der Bevölkerung später als länger nichts:
überteuerten Elektroautos gekauft haben, vollen Erfolg verkaufen und flächendeckend
um statt eines Parkplatzes jetzt Rollrasen, auf alle Münchner Stadtteile ausweiten.
Hüpfburgen und mobile Hochbeete vor- Deshalb ist frühzeitiger und grundsätzli- EINSPARUNGEN
zufinden? Diese Attitüde, sich zu Erzie- cher Widerstand gegen diese Sandkasten-
hungsberechtigten der dummen Bürgerlein spiele spätpubertierender TU-Studenten aus Die Stadt muss nämlich sparen. Ende 2021
aufzuspielen, treibt dem Schreiber die der Lastenradgeneration so wichtig! hatte sie laut Merkur vom 26. Juli noch
Zornesröte auf die gefletschte Stirn! Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.
Aber nochmal zu OB Reiter: auch mit dem Derzeit sind es knapp drei Milliarden und
Und neuerdings offensichtlich auch unse- zukünftigen Radweg an der Elisenstraße bis Ende 2023 werden es nach Schätzung
rem OB Dieter Reiter (SPD), der jüngst sein (14 Millionen für 500 Meter, 75 Parkplätze des Stadtkämmerers („Finanzminister“ der
Verständnis für die Sorgen der betroffenen fallen weg), dem seine Fraktion Ende Juli Stadt) ca. 3,7 Milliarden sein. Also weit
Anlieger äußerte: „Nur ideologisch Park- zustimmte, hadert er. „Ich stehe für eine mehr als eine Verdoppelung innerhalb von
plätze zu streichen, damit sie weg sind, Verkehrspolitik, die wir gemeinsam mit den gerade mal zwei Jahren. Bei 13,5 Millionen
hilft niemandem”. Na höiii, da hat er aber Menschen unserer Stadt machen” (…) Euro nur für den Luxusradweg am Maximili-
mal auf den Tisch gehauen! „Luxus-Radwege an Stellen, wo auch jetzt ansplatz (bereits im Bau) und 14 Millionen
schon sicher geradelt werden kann, fallen für die Elisenstraße (s. o.) sollte man sich
Die Rathaus-CSU griff das Thema natürlich für mich nicht darunter”. Für eine knappe da mal nicht wundern. Das Teilstück in der
gerne auf, lag doch Ende Juli bereits eine Mehrheit innerhalb der SPD- Fraktion (acht Blumenstraße nur zwischen Sendlinger Tor
Unterschriftenliste von 135 Anliegern der zu sieben Stimmen für die 14-Millionen- und Papa-Schmid-Straße kostete schon
Kolumbusstraße gegen das von oben ver- Variante) aber leider schon. 5,5 Millionen. Richtige Schnäppchen halt.
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