Page 31 - Taxikurier Oktober 2024
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quantum Dunkles oder Helles in sich hat, Einheimischen unterlasse man es, beson- Ich weiß ein Mittelchen, ich kenne das: ⁄
aber diese Form verlässt nie den Boden ders als Norddeutscher, über München Ich werd’ das Mistvieh nun ertränken!“
eines goldenen Humors. Und dieser Humor abfällige Urteile zu fällen. Je nachdem, wo Gleiches mit Gleichem bekämpfen, lautete
blüht zu allen Zeiten des Jahres.“ man sich befindet, kann Schimpfen hand- die Devise.
greifliche Unannehmlichkeiten zur Folge
haben.“ In einem solchen Fall riet A.S.
Handgranaten und Alkohol dem Besucher der Stadt, sogleich den Hut Der Taxler
vom Kopf zu nehmen, damit dieser nicht
Offenbar noch unter Einwirkung des Ersten heruntergeschlagen und zerdätscht werde. Diese Berufsgruppe lief damals auch unter
Weltkrieges (1914–1918), der ja erst einige Der goldene Humor der Münchner hatte der Bezeichnung „Fiaker“ oder „Droschken-
Jahre zuvor geendet hatte, empfand A.S. solche Ausmaße angenommen, dass man kutscher“ und umfasste einen Menschen-
einleitend Folgendes: „München! Wie das als Fremder gut beraten war, bei finanziel- schlag der besonderen Art. Die Taxler stan-
Aufschlagen einer Handgranate, so präg- len Diskussionen mit Dienstleistern, die den im Winter in ihren langen Mänteln an
nant klingt München, der Name unserer einen übers Ohr hauen wollten, lieber den Ständen, in der wärmeren Jahreszeit
Kunst- und Bierstadt.“ Überhaupt war der sofort die Polizei einzuschalten. Ebenso hingegen im luftigen Gehrock. Das Verwei-
Krieg eine trübe Erfahrung gewesen, ins- wurde davon abgeraten, einen Eingebore- len auf sonnigen Plätzen und Straßen so-
besondere was den dortigen Alkohol betraf, nen nach dem Weg zu fragen; auch hier wie die geduldigen Erklärungen an fragende
gab es doch nur französischen Wein, „der empfahl sich, besser einen Polizisten zu Fahrgäste dörrten die Kehlen aus und lie-
genügt hätte, alle Ratten in Nordfrankreich fragen. Und bei Nicht-Anpassung an diese ßen den Fiaker einem kräftigen Schluck
zu vergiften.“ Nur manchmal wurde das Gepflogenheiten galt: „Dann werden wir Bier während der Arbeit nicht abgeneigt
Gemetzel zum reinsten Vergnügen, nämlich gefährlich!“ sein. Die Erklärungen der Sehenswürdig-
wenn Münchner Bier an die Front gelangte: keiten waren meist „von klassisch-kurzer
„Aber was für ein Jubel zitterte durch das Fassung und entsprachen nicht immer dem
Bataillon, wenn von der Etappenstation ein Die männliche Jugend aktuellen wissenschaftlichen Forschungs-
Waggon Münchener signalisiert wurde. Da stand.“ Beim Warten am Standplatz disku-
ging‘s wild auf und die Schnadahüpfeln Bei diesen erwachsenen Vorbildern konnte
flogen umher.“ natürlich aus der Jugend auch nichts
Gscheites werden: „Im Allgemeinen muss
man sich sehr in Acht nehmen, dass man
Touristische Dienstleistungen von der aufstrebenden Jugend nicht über
das Trottoir heruntergestoßen wird. Unsere
Nach diesen atmosphärischen Einstimmun- jungen Herrchen leisten sich in der Anrem-
gen nannte A.S. als erstes Beispiel des pelei ganz Hervorragendes.“ Infolge Dauer-
goldenen Münchner Humors einen Schank- rausches traten auf diesem Kampffeld die
kellner, dessen bedrohliches, in Versen ge- jungen Schnösel von den Studentenverbin-
gossenes Verhalten dem verängstigten Tou- dungen weniger in Erscheinung. Sie hatten
risten zur Kenntnis gegeben wurde: „Fass andere Probleme, wie etwa ein „Student“
um Fass hebt auf den Schragen ⁄ Unentwegt nach durchzechter Nacht: „Schon hebt ein
der Biedermann. ⁄ Flink füllt er die Trinkge- Kater riesengroß sein Haupt ⁄ Und krallt
fäße, ⁄ Die das Publikum ihm beut. ⁄ Nie- sich fest und krümmt den Rücken! ⁄ Ha!
mand tadelt die Gemäße, ⁄ Weil man Jo- Meiner durst’gen Seele Erbfeind glaubt, ⁄
sephs Unmut scheut. ⁄ Und er reckt die Ich ließ von ihm mich unterdrücken? ⁄ He
derben Glieder, ⁄ Blickt den Frevler grimmig Kathi! Bring mir eine frische Mass! ⁄ Ver-
an. ⁄ Schweigend drückt der Gast sich wie- giss’ nicht, meinen Krug zu schwenken! ⁄
der.“ Ähnlich ungehobelt verhielt sich der Stimmer 56x60_neu:60-Jahre 19.05.2011
sprichwörtliche, sozialistische „Baron Gie-
sing“, ein Spross der Arbeiterklasse: „Wer
is’, der den Staat dahalt? ⁄ Wer is’, der wo Stimmer & Sohn GmbH
Steuern zahlt? ⁄ Bürger net – net´s Militär, ⁄ Lindberghstraße 20 · 80939 München Unfall was nun?
Das is nur der Arbeiter! ⁄ Leid’s koa Bratl Annahme 089/34 84 40 · Büro 089/321 99 29-3
net zum Bier ⁄ Mach’ ma’s kurz, na streika Taxi- KFZ-Schadensgutachter
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mir!“ Die „Zeitungsfrau“ war auch nicht Jahre Thomas Moitz
ohne: „Ich bin die flinke Zeitungskathl. ⁄ werkstätte
Und schimpft ein Preuße auf mein Blatt, ⁄ Tel: 089/ 31231886
Den ziag i fürl beim Krawatl, ⁄ Dann is er 01776052960
zünfti, zahm und stad.“ Als sogenannter
Preuße hatte man keine guten Karten in • Unfallinstandsetzung Egal ob Sie den Schaden
der Bierstadt, weswegen auch im Abschnitt • Kfz-Reparaturwerkstätte in der Werkstatt ihrer
über die „Guten Sitten“ diese zahlungskräf- Wahl reparieren lassen
tige, aber dennoch ungeliebte Fremden- • spontane Hilfe oder fiktiv abrechnen
gruppe im eigenen Interesse bereits im behilflich bei Anwalt/Werkstatt/Leihwagen
Vorfeld gewarnt wurde: „In Gegenwart von
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