Page 19 - Taxikurier Juli 2023

Das Taxi als Teil des ÖPNV

Das Taxi ist Teil des Öffentlichen Personen-
Nahverkehrs (ÖPNV), sonst würden die Tari-
fe nicht vom Stadtrat festgelegt werden. Im
Gegensatz zu den willkürlichen, über den
Daumen ermittelten Preisen nach dem Prin-
zip von Angebot und Nachfrage bei denjeni-
gen Anbietern, die sich außerhalb der für
alle gültigen Gesetze bewegen. Als Teil des
ÖPNV muss das Taxi allerdings auch Vor-
rechte genießen, die dem Individualverkehr
nicht zustehen. Einige davon gibt es be-
reits: Benutzung von Busspuren und kleinen
Fußgängerzonen wie die in der Steinstraße,
Sonderregelungen beim Abbiegen oder die
Standplätze, bei denen für andere Verkehr-
steilnehmer ein absolutes Halteverbot be-
steht, das dann aber hoffentlich auch von
2021 große Bereiche zu Tempo-30-Zonen von der Allgemeinheit zu tragenden Kosten der Verkehrsüberwachung kontrolliert und
wurden; ausgenommen blieben dort die für Straßenbau oder Umwelt- und Lärm- sanktioniert wird. Andere Vorrechte wären
Stadtautobahn sowie wichtige Verkehrsach- schutz dürfen hier nicht vergessen werden, weitreichender, beispielsweise das Befahren
sen. In München befasst sich seit 2021 weil sie ebenfalls als Steuern durch den Au- von Fußgängerzonen mit mobilitätseinge-
das Mobilitätsreferat mit den komplexen tofahrer, aber auch von Nicht-Autofahrern schränkten Personen zu Arztpraxen, die sich
Themen rund um den Verkehr. aufgebracht werden müssen. gerade in der Altstadt verstärkt finden. Zu-
sammen mit dem oben genannten Argu-
ment der Kosten für ein privates Fahrzeug
Kosten für den einzelnen Diskussionen kann man Fahrgästen gegenüber Überzeu-
Fahrzeughalter gungsarbeit leisten, sich allein schon we-
Das Thema des öffentlichen und privaten gen der leidigen Parkplatzfrage von ihrem
Die gesamten Betriebskosten eines Autos Verkehrs sorgt häufig für hitzige Diskussio- Privatfahrzeug zu verabschieden, denn für
setzen sich zusammen aus Fixkosten (auch nen und fast schon Glaubenskämpfe. Ohne diese Kosten kann man sich sehr weite
„Unterhaltskosten“ genannt) und variablen hier Namen nennen zu wollen, sehen einige Strecken mit dem Taxi leisten und kommt
Kosten (auch „Betriebskosten“ genannt), Gruppen für die Zukunft schwarz und pro- dann immer noch günstiger weg.
hinzu kommt der Wertverlust des Autos. phezeien, dass durch die Verkehrswende ein
Diese Kosten werden von vielen Menschen Verkehrskollaps entstehen werde und alle
unterschätzt, oft auch psychologisch erklär- Verkehrsarten gleichberechtigt nebeneinan-
bar verdrängt. Die Fixkosten fallen unab- der stehen sollten. Andere plädieren für den
hängig von der jährlichen Kilometerleistung großzügigen Ausbau von Straßen, den
an. Sie setzen sich im Wesentlichen zusam- Rückbau der breiten Radwege und für die
men aus der Kraftfahrzeugsteuer, den Aufhebung sämtlicher Geschwindigkeits-
obligatorischen Kraftfahrzeug-Haftpflicht- Begrenzungen auf den Autobahnen. Wieder
versicherungen sowie den gesetzlich vorge- andere halten die Mobilität als ein wesent-
schriebenen technischen Prüfungen. Dazu liches Grundbedürfnis unserer Gesellschaft
kommen dann noch freiwillige Zusatzversi- und Kernelement unserer Freiheit und sehen
cherungen sowie Mitgliedschaften in Auto- das freie Spiel der Kräfte für geeignet zur
mobilklubs. Die Betriebskosten hängen Zügelung des zunehmenden Verkehrsauf-
weitgehend von der jährlichen Kilometer- kommens. Diese Ansichten sind meist ver-
leistung ab. Es entstehen Aufwände für bunden mit der mehr oder weniger ehrlich
den Energieverbrauch, den Ersatz von Ver- gemeinten Forderung nach Verbesserung
schleißteilen sowie für Wartung und Repa- des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs.
raturen und nicht zu vergessen Parklizenz- Dann gibt es auch Vereinigungen und Par-
Gebühren und Knöllchen. Damit es aber so teien, die sich für mehr Rad- und Öffentli-
weit kommen kann, fallen erst einmal die chen Personen-Nahverkehr einsetzen, aber
Anschaffungskosten an und dann der be- auf dem Weg dorthin auch große finanzielle Fazit
reits erwähnte zwangsläufige Wertverlust, Hindernisse sehen, die dies behindern. Und
gegen den man sich nicht wehren kann. dann noch diejenigen Kräfte mit dem Ziel, Als Fazit lässt sich also festhalten: Je
Laut Statistischem Bundesamt belaufen die Dominanz des Autos im öffentlichen konsequenter sich die Verkehrswende
sich damit die Kosten für einen Kleinwagen Raum zugunsten des Rad- und Fußverkehrs durchsetzt und je weniger Menschen sich
auf tatsächlich 321 Euro und für ein Fahr- radikal zurückzudrängen und den Flächen- infolgedessen ein eigenes Auto halten,
zeug der Oberklasse auf sage und schreibe verbrauch durch diese Autos kostenpflichtig desto besser wird es um das Taxigewerbe
1.357 Euro – pro Monat wohlgemerkt. Die zu machen. stehen. ➔

JULI 2023 ⁄ TAXIKURIER ⁄ 19