Page 26 - Taxikurier Dezember 2024 und Januar 2025
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UNTERHALTSAMES
➔ SCHROTTIS WELT
Von Michael Schrottenloher
BEGRENZUNG BÜROKRATIE Wozu haben wir eigentlich ein Baureferat,
wenn schon das Pflanzen von 150 Bäumen
Die Stadtverwaltung prüft auf Veranlassung Im April 2024 hat der Stadtrat beschlos- den Laden sprengt und für teures Geld
durch den Umweltausschuss an etlichen sen, in der Altstadt 150 zusätzliche Bäume externe Planer beauftragt werden müssen?
Stellen in München die Einrichtung neuer zu pflanzen. In der Neuhauser- und Kaufin-
30er-Zonen, die auch an großen Verbin- gerstraße, der Diener- und Weinstraße Ein anderes Beispiel aus München: entlang
dungsstraßen eingerichtet werden sollen, sowie in der Sendlinger Straße seien die der frisch sanierten Trambahnlinie 25 in
wie z.B. der Schleißheimer- und der Ler- Bäume hilfreich, um im Sommer für Kühle der Grünwalder- und Geiselgasteigstraße
chenauer Straße, der Balan- und Werinher- und Schatten zu sorgen, weil es wegen des reitet der Heilige Bürokratius auf seinem
straße, der Dachauer- und Landsberger Klimawandels in München immer heißer Amtsschimmel neben der Funkenkutsche
Straße, der Prinzregenten-, Einstein- und werde. Na gut, das mag man so stehen las- her und verhindert bis heute, also einein-
Berg-am-Laim-Straße und so weiter. Teil- sen, obwohl bei brütender Sommerhitze ein halb Jahre nach Ende der Arbeiten, dass
weise sollen die Tempolimits ganztägig Spaziergang in der Münchner Fußgänger- an den Haltestellen wieder Wartehäuschen
gelten, manche nur nachts zwischen 22.00 zone auch schon vor 50 Jahren nicht unbe- aufgestellt werden. Die MVG als Trambahn-
und 6.00 Uhr. Diese Geschwindigkeits- dingt empfehlenswert war. Umgekehrt galt betreiberin und die technische Aufsichts-
reduzierungen sind laut Verwaltung „eine es schon immer als ziemlich sinnlos, zum behörde des Freistaats Bayern haben sich
wirksame, preiswerte und kurzfristig reali- Zwecke des Einkaufens, Verzeihung, zum ineinander verhakt und beschuldigen sich
sierbare Maßnahme zur Lärmminderung“. „Shopping“, den Forstenrieder Park oder gegenseitig, keine oder die falschen Unter-
Dabei ist die Stadt erst im Sommer mit der den Englischen Garten aufzusuchen, weil lagen vorgelegt zu haben. Auf eine Anfrage
30er-Regelung in der Leopoldstraße ge- es da nämlich eindeutig weniger Kaufhäu- des BA Untergiesing-Harlaching teilte die
scheitert (s. Heft 8 ⁄ 2024), die nach der ser als Bäume gibt. Kurzum: alles zu seiner MVG dem Mobilitäts referat (MOR) schon im
Klage eines Anwohners vom Verwaltungs- Zeit und an der richtigen Stelle! April 2024 mit, „aktuell befinden sich bei-
gericht, allerdings noch nicht rechtskräftig, spielsweise die Wartehallen, welche für die
aufgehoben wurde. Und wer nochmal darüber nachdenken will, Haltestellen Theodolindenplatz, Menter-
hat auch gaaaanz viel Zeit dazu, wie das schweige und Klinikum Harlaching vorgese-
Bis heute hat die Stadt keine Zahlen vor- Münchner Baureferat auf Anfrage mitteilte hen sind, in einem Zulassungsverfahren
gelegt, welche Auswirkung ein 30er-Limit (Münchner Merkur vom 8.10.24): die und werden durch die Technische Auf-
gegenüber Tempo 50 auf die Lärmemissio- Baumpflanzungen würden sich noch eine sichtsbehörde (TAB) geprüft. Sobald eine
nen eines durchschnittlichen PKW hat. Weile hinziehen, denn man müsse „auf- Genehmigung zum Aufstellen erteilt ist,
grund der Auftragshöhe ein europaweites werden die geplanten Wartehallen zeitnah
Und nur ein einziger Volldepp mit seinem Vergabeverfahren zur Beauftragung von aufgestellt. Einen exakten Termin für die
(ganz legalen) „Sportauspuff“ genügt, dass Büros für Straßenplanung und Landschafts- Genehmigungserteilung können wir noch
im Umkreis von mehreren hundert Metern architektur“ durchführen, was derzeit vor- nicht nennen, gehen aber davon aus, dass
sämtliche Mittagsschläfchen abrupt be- bereitet werde. Anfang 2025 soll dann die in Kürze mit der Aufstellung begonnen
endet sind. Wie wäre es denn, diese (bis- Vergabe an ein Büro erfolgen. Anschlie- werden kann (...)“.
her, wie gesagt, völlig legalen) Auswüchse ßend müssten die Planer eine Vorplanung
durch ein Verbot in der StVZO zu beenden? erstellen „mit Abstimmung der Sparten, Ein halbes Jahr später, Anfang Oktober
Aber von einer entsprechenden Gesetzes- Denkmalschutz, Citypartner etc.“ und 2024, prüft die TAB die Wartehäusl noch
initiative hat der Schreiber noch nie etwas daraufhin die Kosten ermitteln. immer (was prüfen die da eigentlich?) und
gehört! hat der MVG auch für das Aufstellen provi-
Im Herbst 2026 soll diese sorischer Unterstände keine Genehmigung
Davon abgesehen zeitigt auch der beherzte Detailplanung fertig sein erteilt. Aber es heisst ja auch im Volks-
Einsatz des Schallzeichens (Hupe) durch- und dem Stadtrat zum mund „Wartehäuschen“, darf also durchaus
schlagenden Erfolg auf die Tag- oder endgül tigen Beschluss vor- länger dauern, als der komplette Neubau
Nachtruhe der Anrainer, wie auch fahrende gelegt werden, wobei sich des Gleisstranges gebraucht hat.
oder erst recht um die Ecke quietschende das Baureferat nicht festlegen will, ob es
Straßenbahnen eine überaus erweckende dann mit den Pflanzungen wirklich losge- Und nebenbei bemerkt: diese zugigen
Wirkung zu haben pflegen. hen wird. „Belastbare Angaben zur Umset- Vogel häuserl euphemistisch als „Warte-
zung der Baumpflanzungen“ könnten näm- hallen“ zu bezeichnen, zeugt doch immer-
Die ganze Aktion ist wieder einmal Quatsch lich erst nach dem Beschluss Ende 2026 hin vom Vorhandensein eines gewissen
und noch quätscher! gemacht werden. Humors.
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