Page 21 - Taxikurier April 2024
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IN EIGENER SACHE
PRO UND CONTRA –
RAHMENVERTRÄGE MIT KRANKENKASSEN
In den vergangenen Jahren während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig die Ausrichtung
der Taxi-München eG auf die Beförderungen im sozialen Segment ist.
Kranken-, Behinderten- und Schülerfahrten bildeten die Basis Es gibt nach dieser Konstruktion auch einige Fahrten, die bisher
unserer Auftragsvermittlung in Zeiten von Lock-Down und zum Taxitarif nach Tarifstufe 1 deutlich besser bezahlt wurden.
Hausarrest. Die prädestinierte Situation unserer Genossen- Dies betrifft Fahrten im Bereich von 9 bis 20 km Wegstrecke, die
schaft hat viele Mitbewerber auf den Plan gebracht, und so nach Tarifstufe 1 aufgrund der verkehrsbedingten Wartezeitkompo-
mussten wir in den vergangenen Jahren schmerzliche Verluste nente höhere Fahrpreise erreichten als nun nach den Pauschalen.
hinnehmen durch den Wegfall von Krankenkassen, die fortan
mit anderen Anbietern fuhren. Ebenfalls Abstriche gibt es bei Abholungen außerhalb des Stadt-
gebietes, wo analog der Anfahrtsfreiheit nach dem Tarifkorridor
Das Mittel der Wahl zur Verhinderung weiterer Verluste in diesem keine Anfahrtskosten mehr berücksichtigt werden können. Es
Segment ist in unseren Augen die mittel- bis langfristige Bin- ist nicht zu begründen, weshalb eine Fahrt von Ismaning nach
dung zwischen Krankenkassen und der Taxi-München eG durch Schwabing mehr oder weniger kosten kann als in der Gegenrich-
vertragliche Abkommen. Begünstigt durch die Einführung des tung von Schwabing nach Ismaning. In beiden Fällen sind die
Tarifkorridors, konnten wir in den vergangenen 8 Monaten bereits Gesamtwegstrecke und der gesamte Zeitaufwand identisch.
mit drei großen Krankenkassen Verträge mit mehrjähriger Lauf- Dadurch gibt es bei Rahmenvertragsfahrten, die in der Pflicht-
zeit erreichen. fahrzone 2 beginnen und in Zone 1 enden, den gleichen Preis
wie in umgekehrter Richtung.
Das Grundkonstrukt ist jeweils ähnlich: Diese Systematik, die mit der Einführung des Tarifkorridors im
September 2023 begonnen wurde und nun einen nächsten
Für die durchschnittliche innerstädtische Taxifahrt von bis zu Schritt geht, könnte der Wegbereiter sein für den Wegfall unserer
sieben Kilometer sehen die Verträge eine Grundpauschale vor. komplizierten, fahrgastschädlichen Anfahrtsregelung mit zwei-
Diese Pauschale kommt bei allen Fahrten zur Anwendung, ganz maligem Tarifstufenwechsel während einer Fahrt und intranspa-
gleich, ob 1 km oder 7 km gefahren wird. Damit wurden Fahrten renten Fahrpreisen. Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im Taxi-
dieser Größenordnung deutlich attraktiver. Diese Pauschale lag gewerbe wird die Anfahrtskosten-Regelung mit dem Hin- und
bis zum 31.03. bei etwa 20,50 bis 20,60 Euro (je nach Kranken- Rück-Richtung Wechselspielchen über kurz oder lang ihr Ende
kasse) und liegt ab dem 01.04.24 bei ca. 22,00 Euro finden müssen.
➔ Diese Regelung gilt für die Beförderung eines Patienten. Wer- In einer ersten Auswertung zeigte sich, dass durch die neuen
den zwei oder mehr Patienten in einer Fahrt befördert, kommen Verträge mehr als 70 % der Krankenfahrten besser bezahlt wurden
weitere Pauschalen hinzu von bis zu 50% je weiterem Fahrgast. als bisher, bei etwa 12 % blieben die Preise nahezu gleich und
bei etwa 18 % wurden Fahrpreise niedriger. Nachdem vor allem
➔ Beträgt die Strecke mehr als 7 km, kommt pro weiterem die Fahrten über längere Strecken überwiegend durch Festfahrern
gefahrenen Kilometer eine Pauschale hinzu, die je nach ausgeführt wurden, hat die Umstellung auf die neuen Preise vor
Krankenkasse zwischen 2,18 und 2,30 (bis 31.03.) bzw. allem unsere Festfahrer negativ getroffen, während das Stand-
2,38 bis 2,50 Euro/km liegt. platzgeschäft mit Krankenfahrten deutlich aufgewertet wurde.
Unter dem Strich überwiegen ganz klar die Vorteile dieser Ver-
➔ Bei Strecken über 50 km kommen abermals höhere km-Sätze träge, und es muss daher unser Ziel sein, weitere Krankenkassen
zur Abrechnung, um den MwSt-Wechsel auf 19 % abzufangen. zu binden, bevor Mitbewerber aus der Taxi- und auch der Miet-
wagen-Branche uns hier in die Quere kommen.
Ein wesentlicher Inhalt unserer Verträge ist die Übernahme von
Fahrten auch zu Zielen außerhalb des Pflichtfahrgebietes. Dies Selbstverständlich ist niemand gezwungen, an der Vermittlung
war bisher bei vielen Kassen nicht mehr möglich. Vor allem bei von Krankenfahrten teilzunehmen. Wer es bevorzugt, an diesem
den Entlassungen erwarten wir deutliche Zugewinne. Aber natür- Fahrtenpotential nicht teilzunehmen, möchte sich bitte im
lich ist jeder Rahmenvertrag auch ein Kompromiss: Datenfunkbüro melden. (TK)
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