Page 26 - Taxikurier April 2024
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UNTERHALTSAMES

            ➔ SCHROTTIS WELT





           Von Michael Schrottenloher



           BAHNHOF SÜD                       schon wieder viel zu alt und musste natür-  – weniger Rendite. Doch das Planungs-
                                             lich dringend weg. Dabei sollten übrigens   referat kam zu dem Ergebnis, das sei leider,
           Das Jahr 2024 hatte gar nicht richtig be-  „über 80 Prozent der Rohbausubstanz er-    leider nicht möglich: „Im Umfeld bestehen
           gonnen, da wurde uns der letzte einigerma-  halten bleiben” (SZ vom 10.7.2019), was   keine Möglichkeiten, um gesunde Wohn-
           ßen funktionierende Taxistand „Bahnhof   wohl darauf hindeutet, dass das Gebäude   verhältnisse nachzuweisen“, teilte die
           Süd” am Hbf auch noch genommen. Im   im Kern durchaus gesund war. Nach – da-    parteilose Stadtbaurätin Elisabeth Merk
           letzten Heft auf den Seiten 6 und 7 erfuh-  mals – rund 27 Jahren vielleicht auch kein   (auftragsgemäß?) damals mit. Rund um
           ren wir von den leider bisher vergeblichen   Wunder. Der Komplex  gehörte bis Anfang   das Karree sei es dafür zu laut, vor allem
           Bemühungen der Taxi-München eG, die   2018 der Postbank (Deutsche Bank), wurde   nachts. Die Luft sei zu dreckig und es fehle
             unerträgliche Standplatzsituation rund um   dann an die schweizer Bank Credit Suisse   an sozialer Infrastruktur. (SZ vom 22.4.20).
           den Hbf wenigstens etwas zu verbessern.   verkauft, ging bald darauf weiter an die
                                               österreichische Imfarr-Gruppe und gehört   Dazu stellt der Schreiber allerdings fest,
           Für die Malaise gibt es gleich drei Gründe:   seit ein paar  Monaten der US-Immobilien-  dass es auch heute noch Leute gibt, die
           erstens wird der Hbf selbst (außer der   heuschrecke „Oaktree”, welche die Fa.   in genau dieser Gegend wohnen, auch
           Gleishalle) komplett neu gebaut, was nach     Accumulata mit der Umsetzung des Pro-  wenn sie durch die Hotel- und Büroflut
           Schrottis unmaßgeblicher Meinung so über-  jekts „Elementum” beauftragt hat. Und die   nach und nach vertrieben werden. Und
           flüssig ist wie ein Kropf. Die Verwaltungs-  ist gerade dabei, die bisherigen Um- bzw.   was ist eigentlich mit den Menschen, die
           gebäude und die Schalterhalle aus den   Neubaupläne schon wieder über den Hau-  z.B. an der Chiemgau-, Dachauer- oder
             späten 1950er Jahren waren nicht etwa   fen zu werfen. Der Abbruch der „alten”   Landsberger Straße wohnen, an der Lands-
           einsturzgefährdet, sondern einfach nur alt   Bausubstanz (wie gesagt: von 1992) ist   huter Allee oder der Schleißheimer Straße?
           und vielleicht auch nicht mehr (oder noch   noch nicht einmal vollzogen und die Bau-  Ist da die Luft sauberer, ist es da nachts
           nie) besonders schön. Dagegen sollen ge-  stelle steht weitgehend still. Aber das kann   leiser? Ist die „soziale Infrastruktur”
           rüchteweise aber auch ein frischer Anstrich   dem Hedgefonds „Oaktree” wurscht sein,   (Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen,
           und diverse andere Maßnahmen helfen,   weil am heillos überhitzten hiesigen Immo-    Kindergärten, Schulen...) dort besser?
           ohne gleich alles abzureissen. Zwischenbe-  bilienmarkt das Gelände mit der Zeit immer   Manchmal  ergibt halt 2 + 2 auch 5, wenn
           merkung: dass am Marienplatz das Neue   wertvoller wird. Man muss halt nur warten   man es so haben will. Nur bei Schrotti
           Rathaus seit seiner Fertigstellung im Jahr   können. Oder warten müssen, so wie wir,   im Mathematik-Unterricht hat das nie
           1909 und das Alte Rathaus (1475) über-  die wir wegen solcher schamlosen Immobi-    geklappt. Aber er war und ist ja auch kein
           haupt noch stehen und nicht schon x-mal   lienspekulationen und den irrwitzigen Bau-  Politiker.
           abgerissen und neu gebaut wurden, mutet   maßnahmen am und unterm Hbf über viele
           in München alias Wahnmoching geradezu   Jahre keinen funktionierenden Taxistand
           wie ein Wunder an! Aber weiter:    rund um das „Haus mit Zug” mehr haben   BUSSPUR
           Zweitens wird unterm Hbf für die „Zweite   werden. Da müssen wir doch Verständnis
           Stammstrecke” der S- Bahn und das „Vor-  haben!                     Die Busspur an der Landshuter Allee süd-
           haltebauwerk” der geplanten neuen U 9                               wärts soll von der Leonrod- zur Bluten-
             gebaut, die aber beide frühestens am   Die vielleicht letzte Chance, dieses wahn-  burgstraße im Frühjahr wieder aufgehoben
           Sankt-Nimmerleins-Tag fertig sein werden.   witzige „Elementum” mit seinen aus-  werden. Dahinter, also weiter Richtung
           Oder schlicht und einfach nie, weil die   schließlichen (!) Büro- und Geschäftsräu-  Donnerbrücke, soll sie aber bestehen blei-
             Kosten- und Zeitpläne bekanntlich schon   men zu verhindern, hätte das städtische   ben. Es bleibt also letztlich bei der Stra-
           seit Jahren mit Lichtgeschwindigkeit   Planungsreferat Anfang 2020 gehabt.    ßenführung für alle (auch Taxis, da kein
             davonlaufen.                    Es wurde nämlich vom Stadtrat mit der   „Taxi frei”), wobei die Verengung auf eine
                                               Prüfung beauftragt, ob auch der Bau von   Fahrspur nur ein paar Meter weiter Rich-
           Und drittens steht einem Ersatz für den     Wohnungen vorgeschrieben werden könne.   tung Süden verlagert wird. Ob das helfen
           Hbf-Süd-Taxistand das „Elementum” im   Damit wäre das Gelände für die Immobili-  wird, den künstlich erzeugten Stau aufzu-
           Weg, also der Neubau des ehemaligen   enheuschrecken wesentlich uninteressanter   lösen oder wenigstens zu mildern? Nur zur
             Postbankgeländes im Viereck Paul-Heyse- ⁄    geworden, da man für Büro- und Geschäfts-  Erinnerung (siehe auch Taxikurier Februar
           Bayer- ⁄ Mitterer- und Schwanthaler straße.   räume in der Innenstadt aktuell 45 bis    2024): die MVG hatte die Busspur gar nicht
           Zwar wurde das Postbank-Karree erst 1992   50 Euro pro Quadratmeter an Monatsmiete   beantragt und wurde von dieser Zwangs-
           fertiggestellt, aber bei der vorherrschenden   aufrufen kann, für Mietwohnungen aber   beglückung ebenso überrascht wie wir
           Ex-und-hopp-Mentalität in der irren   selbst am irren Münchner Wohnungsmarkt     Fiaker und alle anderen motorisierten Ver-
           Münchner Immobilienblase war  es damit   deutlich weniger. Weniger Mieteinnahmen   kehrsteilnehmer.




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